Katastrophenflut Dammbruch bei Torgau und Mühlberg
Dresden - Mehr als 100.000 Menschen mussten bisher in den ostdeutschen Katastrophengebieten vor den Fluten fliehen. Tausende Einsatzkräfte und Freiwillige kämpften in Sachsen-Anhalt entlang der Elbe und Mulde buchstäblich um jeden Deich.

Bitterfeld: Einsatzfahrzeug des Technischen Hilfswerkes
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Zeltlager bei Pirna: 10.000 Menschen sollen hier in den kommenden Wochen unterkommen
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Überflutete Straße bei Riesa
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Hunderte Helfer stapeln bei Dessau Sandsäcke
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Per Helikopter werden Sandsäcke nach Bitterfeld geflogen
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Stadtzentrum von Dresden: Der Pegel sinkt
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Die sächsische Stadt Döbeln liegt teilweise in Trümmern
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Helfer an einem Damm bei Bitterfeld
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Einsatzkräfte im überfluteten Pirna
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Am Sonntagvormittag ist ein Damm im sächsischen Torgau gebrochen. Zwar ist die Elbe inzwischen von der Höchstmarke von 9,44 Meter um einen Zentimeter gefallen, die Dämme sind offenbar jedoch so durchfeuchtet, dass sie nicht mehr stabil sind.
Nach Angaben des Krisenstabs wird nun das Wasser den Torgauer Stadtteil Döhlen überfluten. Für die Bevölkerung bestehe aber keine Gefahr, sie wurden bereits in Sicherheit gebracht, sagte ein Sprecher. Die Folgen des Dammbruchs für die gesamte Stadtgebiet seien zunächst nicht absehbar. Der Druck der Wassermassen sei nach wie vor gewaltig: "Man kann nur hoffen, dass die weiteren Dämme halten."
Während ein Damm, der die Innenstadt von Bitterfeld vor dem Hochwasser schützt, in der Nacht weiter gehalten wurde, waren alle Bemühungen im Wittenberger Ortsteil Pratau vergebens. Kurz nachdem die Einsatzkräfte aus Sicherheitsgründen abgezogen worden waren, brach der Damm.Allein im Landkreis Wittenberg mussten bislang rund 40.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Stadtteil Pratau mussten 2000 Menschen ihre Häuser verlassen. "Eine kritische Lage ist für das hier gar kein Ausdruck. Die Deiche sind aufgeweicht. Ihre Qualität verschlechtert sich von Minute zu Minute," sagte am Sonntag ein Sprecher des Katastrophenstabes.
Im Krisengebiet Bitterfeld war am Sonntagmorgen die Innenstadt noch trocken. Das Wasser habe auch den Chemiepark noch nicht erreicht, sagte eine Sprecherin des Krisenstabes. Allen Anstrengungen zum Trotz sind jedoch mittlerweile die Gartenstadt und das Musikerviertel überflutet. Die Polizei brachte zahlreiche Bitterfelder in Sicherheit. Aus der Seenlandschaft Goitzsche ergossen sich die Fluten über die Bundesstraße 100. "Es gibt zwar noch einzelne Brennpunkte, aber insgesamt ist die Lage derzeit stabil", sagte ein Sprecher der Einsatzleitung am Mittag.
"Im oberen Elbtal zeichnet sich Entspannung ab. Doch werden wir
noch einige Tage mit einem Elbpegel in schier astronomischer
Dimension leben müssen," sagte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) bei einer Lagebesprechung in
der Nacht zum Sonntag in Dresden.
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Fotostrecke 1: Der Kampf gegen die Fluten
Fotostrecke 2: Sachsen unter Wasser
Fotostrecke 3: Säcke stapeln - und dann hoffen
In Coswig bei Dresden sind nach Angaben des Innenministeriums knapp 20.000 Menschen von der normalen Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Versorgung werde nun durch Tankwagen des Technischen Hilfswerks gesichert.
In Mühlberg im Südwesten Brandenburgs hatte es zunächst so ausgesehen, als würde sich der unermüdliche Einsatz der Helfer am Elb-Deich auszahlen. "Wir sind frohen Mutes", sagte am Sonntagmorgen ein Sprecher des örtlichen Krisenstabes. Der Pegelstand sei in der Nacht leicht gestiegen, aber inzwischen wieder auf 9,96 Meter gefallen. Der horizontale Riss verläuft auf 16 Metern Länge am Deichfuß entlang, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung im Krisenstab von Mühlberg. Die Helfer versuchen nun den Riss, aus dem Wasser quillt, mit Sandsäcken zu schließen. Die Bruchstelle befindet sich nahe Stehla rund fünf Kilometer nördlich von Mühlberg, teilte Landrat Klaus Richter mit.
Bundeswehr und Feuerwehr kämpfen mit schwerem Gerät gegen den Wassereinbruch, teilte der Krisenstab in Mühlberg am Sonntag mit. Mit Lastwagen werde Sand und Kies gebracht, um den Damm vor dem Abrutschen zu bewahren. Die Bundeswehr setze Bergepanzer und Hubschrauber ein. Sollte die Flut nicht gestoppt werden, sei auch das Gebiet um Mühlberg in akuter Gefahr.
Nach einem Dammbruch bei Dessau haben die Einsatzkräfte resigniert. Das 20 Meter lange Loch am Deich sei nicht zu reparieren, teilte die Einsatzleitung mit. Es sei damit zu rechnen, dass die Mulde nun Teile des Stadtteils Waldersee überflute. Die Dessauer Innenstadt sei vorerst aber nicht gefährdet. Dessau-Waldersee, wo normalerweise 2800 Menschen wohnen, war schon vor Tagen evakuiert worden.