Trotz Kritik aus dem Vatikan Deutsche Katholiken beharren auf Reformplänen

Irme Stetter-Karp, Sprecherin des Synodalen Wegs
Foto: Thomas Lohnes / Getty ImagesTrotz heftiger Kritik aus dem Vatikan wollen die deutschen Katholiken ihren Reformprozess fortführen. »Unsere nächste Synodalversammlung findet planmäßig vom 8. bis 10. September 2022 in Frankfurt am Main statt«, teilte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Freitag mit. Stetter-Karp ist gleichzeitig Präsidentin des Reformprozesses Synodaler Weg. Die fünfte Synodalversammlung folge im kommenden März. »An diesem Plan werden wir selbstverständlich festhalten«, versicherte sie.
Die Erklärung aus Rom habe ihr gezeigt, dass ein persönlicher Austausch zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Präsidium des Synodalen Wegs »überfällig« sei, sagte Stetter-Karp. Der Vatikan hat ein solches direktes Gespräch mit ihr aber bisher verweigert.
Am Donnerstag hatte die römische Zentralverwaltung klargestellt, dass der Synodale Weg in Deutschland »nicht befugt« sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln. Der seit 2019 laufende Synodale Weg strebt unter anderem eine Erneuerung der katholischen Sexualmoral und eine verbesserte Position von Frauen in der Kirche an.
Die Reaktionen auf die Klarstellung des Vatikans in Deutschland fielen unterschiedlich aus. Die katholische Reformbewegung »Wir sind Kirche« bezeichnete die Erklärung des Vatikans als »harsche und nicht gerechtfertigte Kritik«.
Der Theologe Daniel Bogner sagte der Nachrichtenagentur dpa, es handele sich um ein »armes und dürftiges Dokument«. Die Theologin Julia Knop wertete die Erklärung als »Versuch eines Machtworts« mit der Botschaft: »Wir werden alles blockieren, was ihr vorschlagt, auch wenn wir eure Debatten nicht verhindern können.«
Kirchenleute, die sich zuvor bereits skeptisch zu den angestrebten Reformen geäußert hatten, begrüßten dagegen die Intervention des Vatikans. »Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat«, teilte der Augsburger Bischof Bertram Meier mit. Meier hatte in der Vergangenheit erklärt, dass es keine Perspektive für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gebe.
Thomas Schüller, Kirchenrechtler
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller rechnet damit, dass sich die Reihen der reformbereiten Bischöfe und Gläubigen nun noch weiter schließen werden. »Allerdings wird nach meiner Einschätzung das römische Stoppschild die signifikante Gruppe der unentschlossenen Diözesan- und Weihbischöfe motivieren, gegen allzu von der aktuell geltenden Lehre der Kirche abweichende Reformvorhaben zu stimmen«, sagte Schüller der dpa.
Deshalb rechne er damit, dass die geforderte Zweidrittelmehrheit der Bischöfe für Reformen am Ende nicht erreicht werde. »Das wird den Synodalen Weg in eine tiefe Krise stürzen und Rom bestätigen«.
Für den Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke kam die römische Botschaft nicht überraschend, wie er der Düsseldorfer »Rheinischen Post« sagte. Kritische Signale aus Rom seien bisher durchweg »als Unterstützung uminterpretiert« worden. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Heilige Stuhl sich meldet«, so Lüdecke.
Zudem seien in Lehrfragen Laien für Rom ohnehin kein Verhandlungspartner oder adäquate Gesprächspartner. Lüdecke: »Das kann man weltfremd, arrogant, missachtend oder unverschämt finden, aber man sollte wissen, dass es katholisch ist«.