Katholische Kirche Vatikan brüskiert deutsche Laien

Mit reformorientierten Laien wollte der Chef der Deutschen Bischofskonferenz in Rom über die Arbeit in Pfarrgemeinden debattieren. Doch der Vatikan will nur mit Klerikern sprechen.
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, Georg Bätzing

Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, Georg Bätzing

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Thomas Frey/ picture alliance/dpa

Mit seiner im Juli veröffentlichten "Instruktion für die Pfarrgemeinden" sorgte der Vatikan in deutschen Kirchenkreisen für Unverständnis und Kritik. Die vom Papst autorisierte Anweisung hebt die Rolle des Priesters in der Gemeinde stark hervor und wendet sich gegen einen Einsatz von Laien, also Nicht-Klerikern, als Leiter von Pfarrgemeinden.

Angesichts des großen Priestermangels wird aber ebendieses Modell in Deutschland bereits angewandt und von vielen Vertretern des reformorientierten sogenannten Synodalen Wegs favorisiert.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wollte zusammen mit dem Präsidium des Synodalen Wegs in Rom die umstrittene Instruktion diskutieren. Doch der Wunsch wurde ihm verwehrt - mutmaßlich, weil das Gremium auch mit Laien besetzt ist.  

Diskussion nur mit Bischöfen

Die vatikanische Kongregation für den Klerus habe erklärt, man wolle das Papier mit Vertretern der deutschen Bischöfe diskutieren, erklärte die Bischofskonferenz am Montag in Bonn.

In einem Brief an Bätzing gab der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, laut Bischofskonferenz der deutschen Kirche theologische und kirchenrechtliche Hinweise zur Sendung der Kirchengemeinden. Was genau der Kardinal schrieb, teilte die Bischofskonferenz nicht mit.

Synodaler Weg sollte sich nichts vorschreiben lassen

"Wenn die Kirchenleitung im Vatikan nicht endlich ihr autoritäres Hierarchie-Gehabe aufgibt, wird sie immer weiter das Vertrauen der Glaubenden und die eigene Glaubwürdigkeit verlieren", kommentiert die unabhängige Bewegung "Wir sind Kirche". Sie appelliert an die Bischöfe und Mitglieder des Synodalen Weges, "sich nicht mehr kleinlich und diskriminierend vorschreiben zu lassen, wie sie ihr Gemeindeleben als Glaubende zu gestalten hätten". "Wir sind Kirche" hatte die Instruktion aus Rom als realitätsfern und rückwärtsgewandt kritisiert und bemängelt, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zwar Mitglied der Klerus-Kongregation sei, die umstrittene Instruktion aber nicht vor deren Erscheinen thematisiert habe.

"Zeichen der Zeit nicht erkannt"

Bätzing erscheint das Gespräch laut Bischofskonferenz auch mit dem Synodalen Weg weiter "der Sache nach angemessen". "Wann es stattfinden kann, wird Bischof Bätzing mit der Kongregation besprechen."

"Der Vatikan hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt", kritisierte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Agnes Wuckelt. Dass Kardinal Stella auf den Vorschlag von Bischof Bätzing nicht eingehe, zeige, dass der Vatikan Laienvertretern nicht auf Augenhöhe begegne.

In Deutschland arbeiteten Nicht-Kleriker vertrauensvoll mit den Bischöfen zusammen. "Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich Bischof Bätzing weiter in Rom für ein Gespräch mit dem Präsidium des Synodalen Wegs einsetzt", sagte Wuckelt.

ala/dpa/AFP
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