So sieht Ski-Sport 2023 in der Schweiz aus – grüne Wiesen vor Alpenpanorama. Ein schmaler Streifen Kunstschnee erinnert daran, dass hier eigentlich gerade Hochsaison ist. Doch insbesondere Pisten unterhalb von 1500 Metern sind momentan nur befahrbar, wenn technisch beschneit wird, wie hier in Leysin.
Armon Centieni, Betreiber Seilbahn Télé Leysin
»Wir machen uns schon Sorgen, aber die Situation ist dieses Jahr wirklich besonders. Ich arbeite seit 30 Jahren für Seilbahnunternehmen und habe nur zwei Winter wie diesen erlebt, sonst hatten wir immer gute Bedingungen für den Betrieb.«
Doch auch der Kunstschnee schmilzt, wenn es zu warm ist. Laut dem Schweizer Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie war 2022 das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1864.
Sophie Ruchet ist hier aufgewachsen – sie überlegt aufgrund pessimistischer Schnee-Prognosen für zukünftige Winter, ihre Kinder gar nicht mehr zum Skiunterricht zu schicken.
Sophie Ruchet, Skisportlerin
»Es bricht mir das Herz, seit ich ein Kind bin komme ich hier zum Skifahren hin, die Skipisten jetzt in diesem Zustand zu sehen… Die Leute, die hier arbeiten, machen einen tollen Job, aber es bricht mir das Herz, so wenig Schnee zu sehen.«
Etwa ein Drittel der Schweizer Seilbahnen sind zurzeit nicht im Betrieb. Einige Pistenbetreiber, wie hier in Brambrüesch, suchen Alternativen zum Wintersport – und so fahren jetzt Mountainbiker die Hänge herunter. Wie schwer setzt diese Entwicklung dem Tourismus zu?
Jean-Fred Tissot, Ski-Verleiher
»Die erste Woche der Ferien lief recht gut, die zweite war etwas ruhiger, da haben wir den Schneemangel gespürt, aber die Menschen sind immer noch hier und die Arbeit läuft. Ich denke, wir werden die Auswirkungen später sehen, wenn der Januar keinen Schnee bringt, wird es schwieriger werden.«
Noch halten viele Touristen ihren Lieblingsorten die Treue. Einige sind sogar aus Übersee angereist. Statt Schweizer Schneepracht treffen sie diesmal auf Matsch und Gummimatten.
Norah Sweeney, US-Touristin
»Wir haben momentan auch keinen Schnee an der Ostküster der USA, also haben sich alle meine Freunde darauf gefreut, dass ich hierher zum Skifahren komme – jetzt ist hier dasselbe Problem.«
Die Schweiz trifft die Erderwärmung übrigens besonders – die Temperaturen sind im globalen Vergleich seit Beginn der Industrialisierung hier doppelt so stark gestiegen. Unter anderem aufgrund ihrer Entfernung zu den kühlenden Meeren.
Einige Mitarbeiter im Gastro- und Hotelgewerbe haben bereits ihre Jobs verloren – dabei läuft die Skisaison noch bis Mitte April. Kurzfristig wird sich die milde Wetterlage nicht bessern. Für das kommende Wochenende sind frühlingshafte 12 Grad vorhergesagt.