Kindesmissbrauch Vatikan fordert psychologische Tests für Priesteranwärter

Konsequenz nach den Skandalen wegen Kindesmissbrauchs: Der Vatikan will nun solche Verfehlungen schon im Ansatz unterbinden und Kandidaten für das Priesteramt psychologischen Tests unterziehen.

Vatikan-Stadt - Künftig sollen Anwärter für das Priesteramt psychologischen Tests unterzogen werden, um jene auszuschließen, die ihre sexuellen Triebe nicht unter Kontrolle oder "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen" haben. Die frühzeitige Feststellung "manchmal krankhaft psychologischer Defekte" bei Männern vor der Priesterweihe könne helfen, tragische Zwischenfälle zu vermeiden, erklärte der Vatikan.

Papst Benedikt: "Tief verwurzelte homosexuelle Neigungen" erkennen

Papst Benedikt: "Tief verwurzelte homosexuelle Neigungen" erkennen

Foto: DPA

Die Tests sollen nach Angaben des Vatikans nicht zur generellen Pflicht, sondern im Einzelfall angeordnet werden, um sicherzugehen, dass der Kandidat für das Priesteramt qualifiziert ist. Dazu gehöre eine reife und ausgewogene Persönlichkeit. Sollte sich bei einem Kandidaten zeigen, dass er Probleme mit einem keuschen Leben im Zölibat oder starke homosexuelle Tendenzen habe, sei er für das Priesteramt nicht geeignet.

In einem von Papst Benedikt XVI. gebilligten Dokument heißt es, Fehler beim Versuch, eine Berufung zu erkennen, seien nicht selten. Häufig zeige sich eine "mehr oder minder krankhafte" psychische Untauglichkeit erst nach der Weihe. Daher könne es "in bestimmten Fällen" sinnvoll sein, auf Psychologen zurückzugreifen, denn diese könnten eine Expertenmeinung zur Diagnose und möglichen Therapien psychischer Störungen abgeben.

So könnten die Psychologen helfen, Symptome etwa von großer Unreife, "starken affektiven Abhängigkeiten", eines besonders starren Charakters und einer noch unsicheren sexuellen Identität zu erkennen - ebenso wie "tief verwurzelte homosexuelle Neigungen". Allerdings dürften die Kandidaten nicht zu psychologischen Tests gezwungen werden, bevor sie in ein Priesterseminar einträten.

Zudem müssten die Psychologen von einem christlichen Menschenbild geleitet sein - vor allem, was die Sexualität und den Zölibat betreffe. Sollte eine Therapie notwenig sein, dann solle diese vor der Aufnahme ins Priesterseminar erfolgen, hieß es weiter.

In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Sex-Skandale die katholische Kirche erschüttert, dabei wurden mehrere Fälle des Missbrauchs von Jungen durch homosexuelle Priester bekannt. In einem Priesterseminar im österreichischen Sankt Pölten wurden auf Computern 40.000 teils pädophile Pornobilder gefunden, außerdem gelangten Fotos von sexuellen Kontakten zwischen Seminarmitgliedern und Lehrenden an die Öffentlichkeit.

jjc/Reuters/AFP

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