
Kloster Corvey: Weltkulturstätte an der Weser
Benediktinerabtei Unesco erklärt Kloster Corvey zum Weltkulturerbe
Hamburg - Die Unesco hat das Kloster Corvey im westfälischen Höxter zum Weltkulturerbe ernannt. Das gab die Kulturorganisation der Vereinten Nationen in Doha bekannt. Deutschland hatte die im Jahr 822 gegründete Benediktinerabtei nominiert.
Die Abtei gehörte zum geistigen und religiösen Zentrum des damaligen Frankenreichs. Die Anlage mit dem karolingischen Westwerk stand seit 1999 auf der Warteliste für Welterbestätten der deutschen Unesco-Kommission. Das unmittelbar an der Weser gelegene Kloster Corvey geht auf eine Gründung Ludwigs des Frommen (778-840) zurück, eines Sohns Karls des Großen, der mit dem Reichskloster den Anspruch über das eroberte Sachsenland festigen wollte.
Im 10. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit als eines der wichtigsten politischen und geistlichen Zentren des Frankenlandes. Später verlor es an Bedeutung und ging nach der Säkularisierung in Privatbesitz über.
Bis heute erinnert das im 12. Jahrhundert umgestaltete und nahezu original erhaltene Westwerk mit den beiden flankierenden Türmen an Prachtentfaltung und Machtanspruch der Erbauer. Die roten Türme überragen die langgestreckten weißen Gebäude der übrigen Klosteranlage. Diese war nach einem verheerenden Brand ab 1699 im Stil einer barocken Schlossanlage wieder aufgebaut worden.
Erweiterung des Naturerbes Wattenmeer
Auf dem Gelände befindet sich auch die Bibliothek. Seit den Anfängen im Scriptorium, der Schreibschule des Benediktinerklosters, gingen im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Bücherschätze durch Raub, Feuer und Ignoranz verloren. Im 19. Jahrhundert entstand die Fürstliche Bibliothek. Der Dichter August Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) verbrachte seine letzten Lebensjahre als Bibliothekar in Corvey.
Deutschland, Dänemark und die Niederlande hatten außerdem die Erweiterung des grenzüberschreitenden Weltnaturerbes Wattenmeer beantragt. Das Gebiet steht seit 2009 auf der Liste.
Zuvor hatte das Unesco-Welterbekomitee bereits das Fabrikgebäude Van Nelle im niederländischen Rotterdam, die Seidenfabrik in Tomioka in Japan, die Zitadelle von Arbil im Irak sowie das historische Dschidda in Saudi-Arabien zum Weltkulturerbe bestimmt.
Insgesamt gibt es fast 1000 Welterbestätten, in Deutschland sind es nun 39. Zuletzt war für die Bundesrepublik der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel aufgenommen worden. Auf der Warteliste stehen unter anderem die Speicherstadt in Hamburg und das Heidelberger Schloss.