Gefährliche »Kokain-Hippos«
Forscher empfehlen Tötung von Pablo Escobars Nilpferden
Drogenbaron Pablo Escobar hat ein lästiges Erbe hinterlassen: Von ihm einst nach Kolumbien eingeführte afrikanische Nilpferde sind zu einer Plage geworden. Forscher plädieren für die Tötung der Tiere.
Nilpferd auf Pablo Escobars Hacienda Napoles (Archivbild)
Foto: Sinikka Tarvainen / dpa
Die Nachkommen von Pablo Escobars Nilpferden sollten nach Ansicht von Wissenschaftlern möglichst bald in ihrer Ausbreitung gebremst werden – auch mit drastischen Mitteln.
Die Fachleute befürchten, dass sich die vermehrungsfreudigen Tiere in größeren Teilen Kolumbiens niederlassen könnten. Der für seine Brutalität und Skrupellosigkeit berüchtigte Drogenbaron Escobar hatte einst vier afrikanische Flusspferde auf seine Hacienda Nápoles geholt. Inzwischen sollen zwischen 65 und 80 Tiere durch die Region streifen.
Ein Nilpferd läuft über eine Straße der Hacienda Nápoles (Archivbild)
Foto: Sinikka Tarvainen / dpa
»Unsere Ergebnisse zeigen die dringende Notwendigkeit, dass die kolumbianischen Behörden kritische Management-Entscheidungen treffen, um das Populationswachstum und die Ausbreitung der Flusspferde zu begrenzen«, schreiben die Forscher im Fachblatt »Biological Conservation«. Eine Tötung sei vermutlich die einzige Maßnahme, mit der das Problem in den Griff zu bekommen sei. Die Tiere zerstören Felder, bringen das Ökosystem aus dem Gleichgewicht und Anwohnerinnen und Anwohner in Gefahr.
Escobar hatte das 3000 Hektar große Anwesen im Jahr 1979 für mehr als 60 Millionen Dollar gekauft und es zu einer Schaltzentrale seiner Macht umgebaut. Auf der Hacienda Nápoles, wo sich schreckliche Verbrechen wie Mord und Folter ereigneten, gab es zu Lebzeiten des schwerreichen Oberhaupts des Medellín-Kartells etliche exotische Tiere – neben den Flusspferden auch Tiger und Löwen, Giraffen und Elefanten. Nach dem Fall Escobars wurden einige Tiere gestohlen, andere verhungerten oder starben an Krankheiten.
Nachdem Escobar 1993 von Sicherheitskräften erschossen worden war, verfiel die Hacienda Nápoles. Die Nilpferde zogen in die umliegenden Wälder und pflanzten sich fort. Weil sie bisweilen auch Menschen angreifen, sind die bislang praktizierten Maßnahmen wie Kastration und Sterilisation nicht nur aufwendig und offensichtlich wenig wirksam, sondern auch gefährlich.
»Die Option, sie zu töten, war immer auf dem Tisch«, sagte der Biologe David Echeverry von der regionalen Umweltagentur Cornare dem Sender CNN. »Allerdings ist es sehr schwierig, sich vorzustellen, dass dies im Moment passieren könnte.« Die Bewohner hätten sich an die Nilpferde gewöhnt, die bereits zu einer Touristenattraktion geworden sind.
In gewisser Weise stehen die sogenannten Kokain-Hippos stellvertretend für das Erbe Escobars, den viele Kolumbianer am liebsten vergessen würden – was aber nicht so leicht ist. Auch den Forschern scheint bewusst zu sein, dass ihre Empfehlungen schwer umzusetzen sind: »Weil das Flusspferd eine sehr charismatische Art ist, ist der Ansatz (der Tötung) nicht frei von Kontroverse.«