Katastrophen und Krisen Rotes Kreuz fordert dreimal so viel Geld für Bevölkerungsschutz

»Vieles von dem, was heute fehlt, hatten wir bereits einmal«: Die Bundesrepublik müsse sich besser auf zivile Katastrophenfälle vorbereiten, mahnt der Generalsekretär des Roten Kreuzes.
Lager für Notfallhilfe an andere Staaten am Flughafen BER in Berlin: Katastrophenschutz im eigenen Land soll gestärkt werden

Lager für Notfallhilfe an andere Staaten am Flughafen BER in Berlin: Katastrophenschutz im eigenen Land soll gestärkt werden

Foto: Sean Gallup / Getty Images

Deutschland sei für zivile Katastrophenfälle schlecht aufgestellt, warnt das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Eigentlich solle bei großflächigen, nicht militärischen Katastrophen ein Prozent der Bevölkerung versorgt werden können, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter der »Welt am Sonntag«. Das wären gut 800.000 Menschen.

»Statt der 700 Millionen Euro pro Jahr dafür, die jetzt im Bundeshaushalt stehen, müssten es zwei Milliarden sein, um alles Nötige finanzieren zu können«, sagte Reuter. »Vieles von dem, was heute fehlt, hatten wir bereits einmal, und es wurde nach Ende des Kalten Krieges aufgegeben, weil wir dachten, auf einer Insel der Glückseligkeit zu leben.«

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte am Donnerstag eine Stärkung des Bevölkerungsschutzes angekündigt. Es sei ihr sehr wichtig, diesem Bereich mehr Unterstützung zukommen zu lassen, sagte sie bei einem Besuch einer großen Notunterkunft für Menschen aus der Ukraine in Berlin. »Wir sehen, dass die Krisenlagen zugenommen haben: erst die Coronapandemie, dann das Hochwasser im Ahrtal und jetzt Flüchtlinge, die versorgt werden müssen.«

Der Bevölkerungsschutz war in dieser Woche auch Thema im Bundestag. Abgeordnete mehrerer Fraktionen unterstützten den Plan, die Rolle des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zu stärken. Die Bonner Behörde ist auf Spannungs- und Verteidigungsfälle ausgerichtet. Außerdem kann sie die Bundesländer unterstützen, die für den Katastrophenschutz in Friedenszeiten – beispielsweise bei Überschwemmungen oder schweren Stürmen – zuständig sind.

Deutschland brauche eine bessere Vorbereitung auf mehrtägige Stromausfälle und ähnliche Szenarien, forderte die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya Kaddor. Manuel Höferlin (FPD) sagte, die Union, die 16 Jahre lang den Bundesinnenminister gestellt habe, trage die Verantwortung für die »Versäumnisse im Zivil- und Bevölkerungsschutz«.

Wer sich über Krisenvorsorge informieren möchte, findet auf der Homepage des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz  Informationen zur aktuellen Krise sowie Tipps für die Vorbereitung von Notvorräten  und Notgepäck .

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland seien gut acht Millionen Menschen, richtig ist gut 800.000 Menschen. Wir haben die Stelle entsprechend korrigiert.

lov/dpa
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