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Unglück im Mittelmeer Viele Tote bei neuer Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa

Mindestens 27 Menschen sind ertrunken, darunter drei Kinder: Eine Woche nach der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa ist schon wieder ein Boot mit Hunderten Flüchtlingen im Mittelmeer gekentert. Die italienische Marine brachte Überlebende mit Helikoptern und Schiffen in Sicherheit.

Rom - Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ist erneut ein Flüchtlingsboot gekentert. Maltas Premierminister Joseph Muscat bestätigte den Tod von 27 Menschen, darunter mindestens drei Kinder. Die italienische Küstenwache meldete, bislang seien 221 Personen lebend geborgen worden.

Nach Angaben des staatlichen Senders Rai waren Such- und Rettungsboote der Marine an der Unglücksstelle im Einsatz, die rund 110 Kilometer südlich von Lampedusa liegt. "Da sind mindestens 200 Menschen im Meer, und unsere Helikopter sammeln sie ein", sagte ein Sprecher der Marine. Laut der italienischen Küstenwache habe "eine große Zahl" gerettet werden können. Helikopter hätten Verletzte nach Lampedusa gebracht, der Rest befindet sich auf einem maltesischen und einem italienischen Schiff.

Die Einsatzkräfte berichteten nach Angaben der maltesischen Regierung, es seien Menschen mit und ohne Schwimmwesten ins Wasser gesprungen, nachdem das Schiff zwischen Malta und der Insel Lampedusa gekentert war. Angeblich kam es dazu, als die Passagiere versucht hatten, ein maltesisches Militärflugzeug auf ihr Schiff aufmerksam zu machen. Per Satellitentelefon konnten sie einen Notruf absetzen. Die nächtlichen Rettungsarbeiten wurden durch starke Winde erschwert.

Malmström appelliert an EU-Staaten

Die maltesischen Behörden hätten am Nachmittag erste Berichte über ein Flüchtlingsschiff in Seenot bekommen, sagte ein Regierungssprecher. Ein maltesisches Schiff sei als erstes am Unglücksort gewesen. Das Unglück ereignete sich den Behörden zufolge in maltesischen Gewässern. Die Malteser hätten die italienischen Einsatzkräfte um Hilfe gebeten.

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström hat die Rettung mit "Trauer und Sorge" verfolgt: "Diese erneuten schrecklichen Ereignisse geschehen, während wir noch die Tragödie von Lampedusa vor Augen haben."

Malmström appellierte an die EU-Staaten, schnell mehr Ressourcen für die europäische Grenzschutzagentur Frontex zur Verfügung zu stellen. Diese seien nötig, um im Mittelmeer in Seenot geratenen Booten Hilfe zu leisten. Am Vortag hatte das Europaparlament eine schärfere Überwachung der südlichen Außengrenzen der EU beschlossen.

Zuvor waren vor der italienischen Küste bereits mehr als 500 Menschen gerettet worden. Mehrere Schiffe waren fünf Flüchtlingsbooten zu Hilfe geeilt, die auf dem Weg nach Italien in Seenot geraten waren.

Unterdessen wurden vor Lampedusa weitere Leichen gefunden. Die Zahl der Toten stieg nach der Schiffstragödie am Donnerstag vergangener Woche auf 312.

Auch vor Ägyptens Küste gab es am Freitag ein Unglück mit einem Flüchtlingsboot. Dabei seien 72 Palästinenser, 40 Syrer und vier Ägypter gerettet worden. Zwölf Menschen sollen ertrunken sein.

gam/dpa/Reuters/AFP/AP
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