Tödliche Schüsse am Filmset Regieassistent gab Baldwin die Todeswaffe als »Cold Gun«

Nach dem Tod einer Kamerafrau in New Mexico hat die Polizei neue Erkenntnisse. Offenbar hatten vor dem Unglück mehrere Mitglieder der Filmcrew den Set verlassen – aus Protest gegen schlechte Sicherheitsvorkehrungen.
Kamerafrau Halyna Hutchins im Januar 2018

Kamerafrau Halyna Hutchins im Januar 2018

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Mat Hayward / Getty Images for AMC Networks

Nach den tödlichen Schüssen aus der Requisitenwaffe des Schauspielers Alec Baldwin auf eine Kamerafrau an einem Filmset im US-Bundesstaat New Mexico sind Einzelheiten zu dem Unglück bekannt geworden.

Aus einem Bericht der Polizei von Santa Fe geht hervor, dass ein Regieassistent Baldwin die Waffe mit den Worten »Cold Gun« übergeben hat – ein Hinweis darauf, dass die Waffe nicht geladen war, wie die »New York Times«  und CNN berichten . Demnach wusste der Regieassistent nicht, dass in der Waffe scharfe Munition war.

Doch als der Schauspieler die Waffe am Donnerstag abfeuerte, kam es zur Tragödie: Baldwin traf die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins in die Brust und den Regisseur Joel Souza, 48, in die Schulter. Souza stand demnach hinter der Kamerafrau.

Hutchins wurde mit einem Hubschrauber in die Universitätsklinik von New Mexico in Albuquerque geflogen, dort erlag sie ihren Verletzungen. Sie hinterlässt ihren Ehemann und einen Sohn.

Regisseur Souza wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht, konnte aber später entlassen werden.

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Tragisches Unglück am Filmset des Westerns »Rust«

Foto: Sam Wasson / Getty Images

Tragischerweise handelt der Western »Rust« von einem 13 Jahre alten Jungen, der aus Versehen jemanden umbringt. Die Dreharbeiten hatten am 6. Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen. Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden bereits zahlreiche Filme produziert. Nach dem Unglück wurden die Dreharbeiten bis auf Weiters eingestellt.

Laut »Los Angeles Times« kam es zu den Schüssen, als Baldwin die Waffe aus dem Holster zog. Am Freitag durchsuchte die Polizei den Drehort und beschlagnahmte auch die Requisitenwaffen – die sogenannten prop guns, Munition und Kleidungsstücke, Computerausüstung und Filmmaterial.

Laut dem Polizeibericht, aus dem auch die Nachrichtenagentur AP zitiert,  soll die 24 Jahre alte Waffenmeisterin Hannah Gutierrez Reed drei Waffen auf einen Wagen am Set gelegt haben. Der Regieassistent David Halls soll Baldwin demnach eine der Waffen gegeben haben. Unklar ist bislang noch, wie oft Baldwin mit der Waffe geschossen hat und mit welcher Munition die Waffe geladen war. Gutierrez entfernte laut AP eine Patronenhülse aus der Waffe und übergab sie der Polizei.

Mitarbeiter beschwerten sich über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen

Laut einem Bericht der »Los Angeles Times«  sollen sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Bedingungen wie lange Arbeitszeiten beschwert haben. Demnach hatte Baldwins Stunt-Double bereits am Samstag versehentlich zweimal mit einer Waffe geschossen. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, mehrere Mitarbeiter der Kameracrew hätten wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen den Drehort verlassen. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, hieß es.

Zudem sei den Mitgliedern des Filmteams versprochen worden, in einem Hotel in Santa Fe übernachten zu können. Aber nachdem die Dreharbeiten begonnen hatten, wurde ihnen mitgeteilt, dass sie stattdessen jeden Tag die mehr als 90 Kilometer von Albuquerque aus zurücklegen müssten. Die Mitarbeitenden hatten offenbar Angst, dass es nach 12 bis 13 Stunden am Set zu einem Unfall kommen könnte. Auch Kamerafrau Hutchins hatte sich laut »Los Angeles Times« für bessere Arbeitsbedingungen ausgesprochen.

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»Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat«, schrieb Baldwin am Freitag auf Twitter. Sie sei »Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns« gewesen. »Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten.« Der Gedanke an »ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten«, breche ihm das Herz.

Die Polizei ermittelt fieberhaft weiter. Polizeisprecher Juan Rios sagte, es würden nun weitere Zeugen befragt. Es müsse vor allem geklärt werden, um welchen Waffentyp es sich gehandelt habe und wie die Waffe ans Set kam. Strafrechtliche Vorwürfe wurden laut Polizei bislang nicht erhoben, niemand wurde festgenommen.

kha/dpa
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