1,64 Millionen Euro für wohltätige Zwecke BBC spendet Einnahmen aus umstrittenem Interview mit Prinzessin Diana

Martin Bashir hatte 1995 ein Interview mit Lady Diana erschlichen. Sie redete über die Untreue ihres Ehemannes Charles – und verhalf Bashir zu einer glänzenden Karriere. Nun spendet die BBC die Einnahmen aus dem Gespräch.
Prinzessin Diana im BBC-Interview mit Martin Bashir im November 1995

Prinzessin Diana im BBC-Interview mit Martin Bashir im November 1995

Foto: PA/ dpa

Die BBC hat nach eigenen Angaben die Einnahmen gespendet, die sie mit einem erschlichenen Interview mit Prinzessin Diana eingenommen hat. Die 1,42 Millionen Pfund, umgerechnet etwa 1,64 Millionen Euro, seien wohltätigen Zwecken zugutegekommen, teilte die britische öffentlich-rechtliche Sendeanstalt mit.  Ausgewählt wurden demnach sieben Organisationen, deren Belange von Lady Di unterstützt worden waren, darunter die Obdachlosen-Hilfsorganisation Centrepoint und der National Aids Trust.

Im November 1995 hatte der Journalist Martin Bashir mit Prinzessin Diana über ihre schwierige Ehe mit Prinz Charles gesprochen. Das Interview hatte sich der damals noch unbekannte Journalist mit unlauteren Mitteln erschlichen: Er zeigte Dianas Bruder, Charles Spencer, unter anderem gefälschte Kontoauszüge, die scheinbar belegten, dass Mitarbeiter am Hofe dafür bezahlt wurden, Lady Di auszuspionieren. Diese erklärte sich daraufhin zu dem denkwürdigen Interview über ihre gescheiterte Ehe bereit.

Diana hatte damals über die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker Bowles geredet sowie über ihre eigene Untreue gesprochen. Das Gespräch wurde mit mehreren Fernsehpreisen ausgezeichnet.

Kurz nach dem Interview ließen Diana und Charles sich scheiden. Am 31. August 1997 starb Diana im Alter von 36 Jahren, nachdem ihr Wagen in Paris bei einer Verfolgungsjagd mit Paparazzi gegen einen Brückenpfeiler geprallt war.

Bashirs Karriere gab das Interview enormen Auftrieb. Er interviewte später noch andere Stars wie Popikone Michael Jackson.

In einem im Mai 2021 veröffentlichten, unabhängigen Bericht stellte der ehemalige Richter am Obersten Gerichtshof, John Dyson, fest, dass Bashir betrügerische Methoden angewandt hatte. Die BBC kritisierte er für ihren Umgang mit dem Fall.

DER SPIEGEL

In der Angelegenheit hat die BBC bereits Schadensersatz an mehrere Betroffene gezahlt. Dianas ehemaliger Privatsekretär Patrick Jephson erhielt ebenso Geld wie der Grafikdesigner Matt Wiessler, der das unlautere Zustandekommen des Interviews aufgedeckt hatte.

Im Juli teilte BBC-Chef Tim Davie mit, dass auch das frühere Kindermädchen der Prinzen William und Harry für »falsche und böswillige« Behauptungen einen »beträchtlichen Schadensersatz« erhalte. Nach Angaben der Anwältin des damaligen Kindermädchens waren die falschen Behauptungen über eine angebliche Affäre mit Prinz Charles »im Zusammenhang mit den Bemühungen von BBC Panorama« entstanden, an ein Exklusivinterview mit Diana zu kommen.

kha/AFP/Reuters
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