Boris Becker über Rassismus-Debatte "Bei uns wird das ein bisschen unter den Teppich gekehrt"

Boris Becker im Februar in London
Foto: Sven Hoppe/ dpaDeutschlands Tennislegende Boris Becker hat Kritik in sozialen Netzwerken an seiner Teilnahme an einer Demonstration gegen Rassismus in London erneut zurückgewiesen.
"Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen gestern Abend mit meinem Tweet über meine Familiengeschichte", sagte der dreimalige Wimbledon-Sieger in einem Video bei Twitter.
Überall auf der Welt würde demonstriert, der Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt vor allem in den USA sei das Thema Nummer eins. Nur in Deutschland werde "das ein bisschen unter den Teppich gekehrt". Becker ist der Meinung: "Wir sollten deutlich mehr öffentlich darüber sprechen. Wir sind alle eine Familie."
Am Vortag hatte der Sportler geschrieben: "Ich bin erschüttert, schockiert, erschrocken über die vielen Beleidigungen NUR aus Deutschland für meine Unterstützung der #BlackLivesMatters Demo gestern in London!"
Er hatte zuvor ein Video von sich gepostet, das ihn mit einem Tuch vor dem Mund auf der Demonstration in London zeigt. Unter dem Post hatte es zahlreiche Beleidigungen gegeben. "Anscheinend haben viele Menschen in Deutschland immer noch nicht verstanden, dass es meine Familiengeschichte ist!", schrieb Becker am Sonntag in einem weiteren Post und fügte die Namen seiner Kinder #Noah #Elias #Anna #Amadeus hinzu.
Auch Beckers Ex-Frau Lilly Becker, von der er 2018 geschieden wurde, hatte sich in den sozialen Medien klar gegen Rassismus positioniert. Sie hatte zusammen mit ihrer Nichte ebenfalls an der Londoner Demonstration teilgenommen. "Ich möchte Teil davon sein, das ist kein Moment, das ist eine Bewegung", schrieb sie im Kommentar zu einem Foto auf Instagram.
"Wir kommen aus einer überwiegend schwarzen Familie. Ich bin halb schwarz und halb weiß. Ich habe Rassismus gegen meine schwarze Familie direkt erlebt, aber auch das Privileg, das ich als hellhäutiges Mädchen hatte." Ihre Großmutter habe ihr stets von Rassismus erzählt, aber erst "jetzt bin ich alt genug, um es wirklich, wirklich zu verstehen. Es ist Zeit, sich zu erheben, und ich tue das für meine Familie und deren zukünftige Kinder."