Corinna Harfouch zu #MeToo "Ich merke, wie man sich weiterhin über die Frauen lustig macht"

#MeToo in Deutschland: Schauspielerin Corinna Harfouch mahnt an, dass es im Kollegenkreis an Einsicht fehle. Til Schweiger betont: Deutschland sei nicht mit Hollywood vergleichbar.
Corinna Harfouch

Corinna Harfouch

Foto: Tim Brakemeier/ dpa

Schauspielerin Corinna Harfouch findet, dass sich im Zuge der #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe gegen Frauen noch zu wenig in der Welt von Film und Theater geändert hat. "Ich merke auch in meinem Kollegenkreis, wie man sich weiterhin über die Frauen lustig macht", sagte die 63-Jährige in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung".  

Sie glaube und hoffe, dass die Debatte zu mehr Einsichten führe. "Es geht um Macht und Machtmissbrauch und vor allem um die Scham der Frauen, darüber zu reden", sagte Harfouch. Sie forderte eine andere Form der Diskussion in Deutschland. "Ich würde mir wünschen, dass wir jenseits von Sensationen und Voyeurismus die Gelegenheit ergreifen, um über unser Zusammenleben zu reden."

Harfouch gehört zu den wenigen deutschen Schauspielerinnen, die sich öffentlich zu Anschuldigungen gegen Regisseur Dieter Wedel geäußert haben. Im "Zeit Magazin" hatten vergangene Woche Frauen schwere Vorwürfe gegen den 75-Jährigen erhoben. Wedel widersprach den Anschuldigungen zu Übergriffen in den Neunzigerjahren in Hotelzimmern per eidesstattlicher Erklärung.

Nach Ansicht von Til Schweiger haben die Vorwürfe in der deutschen Filmbranche wenig mit denen aus den USA gemeinsam. "Wir haben hierzulande keine wirkliche Filmindustrie, daher lässt sich all das schwer mit Hollywood vergleichen", sagte der 54-jährige Filmemacher in einem auszugsweise veröffentlichten Interview der "Gala". "Eine Figur wie Harvey Weinstein gibt es in Deutschland einfach nicht. Jemand, der Berufsverbote aussprechen kann."

Til Schweiger

Til Schweiger

Foto: Patrick Seeger/ dpa

Konkret zu den Vorwürfen gegen Wedel sagte Schweiger: "Natürlich habe ich Geschichten darüber gehört, was er am Set für ein Schreckensregime führt. Dass er jemanden vergewaltigt haben soll, habe ich aber noch nicht gehört - was nicht bedeutet, dass es das nicht gegeben hat." Schweiger - selbst nicht nur Schauspieler sondern auch Regisseur - betonte: "Ich kann nur von mir sprechen und sagen: Bei mir hat noch keine Schauspielerin eine Rolle bekommen, weil sie mit mir ins Bett gegangen ist."

fok/dpa
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