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Antonio Cassano: "Ich sage besser nicht, was ich denke"

Foto: GIUSEPPE CACACE/ AFP

Italien-Star Cassano "Hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind"

Er ist das Enfant terrible von Italiens Fußball-Nationalmannschaft: Antonio Cassano sorgt bei der Europameisterschaft mit schwulenfeindlichen Äußerungen für Wirbel. Erst versuchte der Stürmer noch, der Frage eines Reporters auszuweichen. Am Abend entschuldigte er sich.

Krakau - Antonio Cassano wusste, dass es brenzlig werden würde - und redete sich trotzdem um Kopf und Kragen. "Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind", antwortete der italienische Nationalstürmer am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Krakau auf die Frage eines Reporters. "Wenn es Schwule in unserem Team gibt, ist es ihre Sache." Anschließend sagte der 29-Jährige zum Dolmetscher: "Das werden Sie aber nicht übersetzen, oder?"

Nach dem gelungenen EM-Auftakt gegen Spanien (1:1) brockt der exzentrische Süditaliener der Squadra Azzurra mit seinen Aussagen vor dem Spiel gegen Kroatien damit völlig unnötigen Ärger ein. Die Online-Ausgabe der "Gazzetta dello Sport" nannte Cassano Worte über Homosexuelle "schockierend".

Reporter hatten ihn bei der Pressekonferenz auf Äußerungen des italienischen Fernsehmoderators Alessandro Cecchi Paone angesprochen und den redseligen Fußballer damit aufs Glatteis geführt. Cecchi Paone hatte in einem Radio-Interview behauptet, dass zwei Homosexuelle und ein Bisexueller in der Nationalmannschaft seien. Chechi Paone selbst ist homosexuell und hatte nach eigener Aussage Beziehungen zu zwei italienischen Profi-Fußballern.

"Es ist besser, ich sage nicht, was ich denke"

Zunächst reagierte der 29-jährige Cassano in Krakau auf die Frage noch ausweichend: "Wir antworten darauf nicht", sagte der Stürmer des AC Mailand und fügte dann hinzu: "Es ist besser, ich sage nicht, was ich denke."

Am Abend entschuldigte sich Cassano für die Äußerungen. "Das tut mir aufrichtig leid. Ich wollte niemanden beleidigen. Schwulenfeindlichkeit ist mir absolut fremd", sagte er der Nachrichtenagentur ANSA.

Mit seiner unbedachten Art hat er sich schon oft Skandale eingehandelt. Vor eineinhalb Jahren stand seine Karriere vor dem Aus, weil er den Vereinspräsidenten des CFC Genua, Riccardo Garrone, auf das Übelste beschimpft hatte. Genua warf ihn daraufhin raus.

Überraschend kam der Kicker beim AC Mailand unter. Dort schien er ruhiger geworden zu sein - vor allem nach seiner Herzoperation im vergangenen Herbst. Nationalcoach Cesare Prandelli hielt trotz der OP, des Trainingsrückstands und früherer Eskapaden an Cassano fest. Sein Vorgänger Marcello Lippi hatte sich geweigert, Cassano in die Nationalelf zu berufen, weil er seine Ausraster und damit um den Teamgeist in der Squadra Azzurra fürchtete.

wit/dpa/sid

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