
Müller-Westernhagen über Lena: "Die ist ja auch nicht dumm"
Fürsorge Müller-Westernhagen und Lenas Charme
Frankfurt/Main - Auf ihren Lorbeeren sollte sich Lena Meyer-Landrut nicht ausruhen: Vor ihr liegt nach Ansicht ihres Kollegen Marius Müller-Westernhagen eine entscheidende Phase. Lena habe "Starqualität", sagte der 61-Jährige, der als Juror in der Castingshow "Unser Star für Oslo" den Karrierestart der 19-Jährigen begleitet hat, der "Frankfurter Rundschau".
"Sie kommt auf die Bühne und du spürst sie, fühlst sie. Keine tolle Sängerin, aber du erkennst diese Stimme wieder. Sie trifft Töne, die sonst nur Jazzsängerinnen treffen. Aber ihre größte Qualität war: Sie war sie selbst. Mit all den linkischen Bewegungen", sagte Müller-Westernhagen. Nach dem Sieg beim Grand Prix in Oslo "muss man ihr begreifbar machen, was das Besondere an ihr ist, muss sie besser machen, ohne dass sie dieses Besondere verliert", sagte der Sänger über die 19-Jährige, die Deutschland auch beim nächsten Eurovision Song Contest vertreten wird. "Die Aufgabe möchte ich nicht haben."
Er sei erstaunt gewesen, sagte Müller-Westernhagen der "Frankfurter Rundschau", als er kürzlich ein Tournee-Plakat von Lena sah. "Von null auf hundert, keine Zeit für Entwicklung. Aber vielleicht ist das heute so."
Dazu, wie Lena den "Rummel" um ihre Person verkrafte, sagte der Sänger: "Die ist ja auch nicht dumm. Sie ist halt jung und wer jung ist, ist beeinflussbar oder hat Angst, sich zu wehren. Damals, als sie die erste Runde gewonnen hatte, habe ich mit ihr gesprochen und gesagt: 'Lena, was du nicht machen willst, musst du nicht machen. Im Leben muss man nur sterben und Steuern zahlen.'" Sie sei dankbar für seinen Rat gewesen. Kontakt habe er heute jedoch keinen mehr zu ihr. "Wie auch? Sie wurde medial so sehr unter Beschlag genommen, das gibt es ja gar nicht."
Der 61-Jährige vermisst in der Popmusik von heute allgemein den Wagemut. "Man macht vorher eine Umfrage, um zu sehen, was die Leute wollen. Das ist eine Sackgasse", sagte er dem Blatt. Würde diese Methode im Theater angewandt, gäbe es kein anständiges Schauspiel mehr, "nichts, wo sich Leute mal erregen. Wie langweilig", sagte der Sänger. Er selbst wolle kontrovers sein.