Furtwängler-"Tatort" "Das Gespenst" vergrätzt Geheimdienst

Kommissarin Lindholm musste Bekanntschaft mit den unlauteren Methoden des Geheimdienstes machen, wurde gar in der Wanne sitzend bedroht - so sah es das "Tatort"-Drehbuch vor. Kritik hagelt es nun aus der Realität: Der niedersächsische Verfassungsschutz sieht seine Arbeit verunglimpft.

Hannover - 8,79 Millionen Zuschauer fieberten am vergangenen Sonntagabend mit Kommissarin Charlotte Lindholm, verfolgten, wie sie den Verfassungsschutzpräsidenten aus Hannover als mordenden Bösewicht entlarvte. Nun schlägt die Realität zurück: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann, CDU, und der Verfassungsschutz sind wegen der jüngsten "Tatort"-Folge vergrätzt.

Der niedersächsische Verfassungsschutz-Chef Günther Heiß schrieb am heutigen Mittwoch einen Brief an die Münchnerin Furtwängler. In dem Schreiben beschwert sich Heiß über die "völlig unrealistische Darstellung des Verfassungsschutzes" im "Tatort"-Krimi "Das Gespenst".

Die am Sonntag in der ARD ausgestrahlte Episode sei "der schlechteste Tatort" gewesen, den er je gesehen habe, hatte Schünemann zuvor gesagt. Die Darstellung des Verfassungsschutzes im "Tatort" sei "eher gespenstisch und für unsere Bestrebungen nicht hilfreich" gewesen, heißt es in dem Brief.

Bei der Arbeit des Verfassungsschutzes gehe es nicht darum, "dass der Zweck die Mittel heiligt, sondern darum, unter der strengen Kontrolle des Rechtsstaates Gefahren zu erkennen und in enger Zusammenarbeit mit der Polizei abzuwehren", hielt dem nun der echte Präsident entgegen. Bei einem Besuch der Behörde könnten Frau Furtwängler und der Drehbuchautor Stefan Dähnert Einblick in die tatsächlichen Aufgaben und Tätigkeiten des Geheimdienstes erhalten.

Durch die Darstellung eines Verfassungsschützers, der unter anderem eine Mörderin eigenmächtig in die Freiheit entließ und Polizeitelefone abhören ließ, sei ein völlig falscher Eindruck in der Öffentlichkeit entstanden, schrieb Heiß.

"Zugleich biete ich auf diesem Wege dem "Tatort"-Team eine Zusammenarbeit im Sinne einer professionellen Beratung hinsichtlich der medialen Darstellung der Arbeit des Verfassungsschutzes an."

Eine Sprecherin des NDR betonte, es gehe um einen Krimi und damit "um Fiktion und kein Abbild der Arbeit des Verfassungsschutzes". Außerdem habe sich der NDR professionell beraten lassen und das Drehbuch vorab an das niedersächsische Landeskriminalamt geschickt. "Eine Reaktion haben wir von dort allerdings nicht erhalten", erklärte der Sender. Zudem sei man sicher, dass die Zuschauer Fiktion von Realität unterscheiden könnten.

han/dpa/AP
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