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John Galliano: Vom Wunderknaben zum Pöbler

Foto: BENOIT TESSIER/ Reuters

Gallianos Pöbeleien Stardesigner muss vor Gericht

Er ist berühmt für exzentrische Auftritte, nun hat es John Galliano mit einer eher blassen Erklärung probiert: Der gefeuerte Stardesigner entschuldigte sich gewunden für den Wirbel um seine Schimpf-Tiraden - die Pariser Staatsanwaltschaft beeindruckte das wenig.

Paris - Wegen mutmaßlicher rassistischer Äußerungen muss sich der britische Stardesigner John Galliano in Frankreich vor Gericht verantworten. Der Prozess könnte nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft zwischen April und Juni stattfinden. Galliano drohen im Fall einer Verurteilung bis zu sechs Monate Haft und eine Geldstrafe von 22.500 Euro.

Mit einer schriftlichen Erklärung hatte sich der 50-Jährige kurz zuvor erstmals selbst zu Wort gemeldet - am Tag nach seinem Rausschmiss bei Dior. Er entschuldigte sich. Allerdings nicht für die rassistischen Beschimpfungen, die ihm vorgeworfen werden, sondern für den Ärger, den sein Verhalten ausgelöst hat.

Galliano

"Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft: Ich entschuldige mich ohne Vorbehalte für mein Verhalten", hieß es in der Mitteilung. Allerdings betonte mit Blick auf die Vorwürfe eines Paares, das ihn am vergangenen Donnerstag wegen antisemitischer und rassistischer Äußerungen angezeigt hatte: "Ich weise die gegen mich erhobenen Behauptungen zurück." Es gebe Zeugen, die seine Version stützten, wonach er es war, der attackiert worden sei. Deshalb hatte er auch selbst Anzeige gegen das Paar erstattet. Galliano betonte: "Ich muss jedoch akzeptieren, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe die Menschen zutiefst schockiert und verärgert haben."

"Verantwortung" müsse er übernehmen für die Umstände, durch die er in schlechtes Licht geraten sei. Auf Anraten seines französischen Anwalts habe er sich bisher nicht öffentlich geäußert, sehe sich aber nun wegen "fortgesetzter Verzögerungen" der Staatsanwaltschaft in Paris dazu genötigt.

Skandal belastet Pariser Modewoche

Galliano ist nicht nur von zwei Klagen wegen rassistischer und judenfeindlicher Pöbeleien belastet, sondern auch von einem Video, das im Internet kursiert. Es zeigt einen sichtlich betrunkenen Mann mit Gallianos Zügen, wie er lallend Hitler hochleben ließ und Gäste am Nachbartisch übel beschimpfte.

Dior

Der Skandal überschattet die gerade begonnenen Modeschauen in Paris. will seine Herbst-Winter-Kollektion dennoch wie gehabt am Freitag präsentieren. Daran ändere auch die Entlassung Gallianos nichts. Ein Vertreter des Modehauses teilte mit, man werde sich nun auf die Vorbereitung der Show konzentrieren und sich nicht an Diskussionen über einen Nachfolger Gallianos beteiligen.

Dior verurteilte in einer Erklärung die besonders "verachtenswerte Natur des Verhaltens und der Worte von John Galliano". Das Modehaus war auch unter Druck geraten, als Oscar-Gewinnerin Natalie Portman, die für ein Parfum von Dior wirbt, mitteilte, sie wolle "in keiner Weise mit John Galliano in Verbindung gebracht werden. Sie sei "schockiert und angewidert" von dem Video, sagte Portman, die selbst Jüdin ist.

wit/dpa/dapd/AP/Reuters
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