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Hollywoodstar in Ungnade: Die talentierte Mrs. Paltrow

Foto: Dan Steinberg/ AP/dpa

Hass auf Gwyneth Paltrow Giftiges Blond

Egal ob sie sich scheiden lässt oder Barack Obama zum Abendessen einlädt - Gwyneth Paltrow kann anscheinend nichts richtig machen. Warum ist die 42-Jährige so unbeliebt?
Von Gesa Mayr

Hamburg - Neulich feierte Gwyneth Paltrow in ihrem Haus in Kalifornien eine Gartenparty. Es war eine besondere Veranstaltung, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war anwesend, und die 50 Gäste hatten 15.000 Dollar für das Abendessen bezahlt. Fundraiser nennt man solche Abende in den USA. Die Gastgeberin stellte sich in ihrem kleinen Schwarzen vor die geldbringende Gesellschaft. Sie unterstütze Barack Obama, auch weil er sich dafür einsetze, dass Frauen dasselbe Gehalt verdienen wie Männer. Das Thema liege ihr "als arbeitender Mutter" besonders am Herzen. Dann reichte sie dem Präsidenten das Mikrofon mit den Worten: "Sie sehen so gut aus, dass ich nicht mehr richtig sprechen kann."

Paltrows Auftritt zog eine Welle der Häme nach sich. Wieder einmal. Auf Twitter wurde gelästert, Blogs wie "Jezebel" bemitleideten  die Schauspielerin, die sich für ein paar Millionen Dollar pro Film abmühe. Selbst die "Washington Post" konnte sich eine kleine Stichelei nicht verkneifen . Gwyneth Paltrow - der Name ist mittlerweile ein rotes Tuch. Kaum ein Hollywoodstar ist wohl so unbeliebt wie die 42 Jahre alte Amerikanerin.

Warum eigentlich?

Einst war Paltrow der Darling der Szene. Talent, Schönheit, kühle Eleganz - dafür gab es einen Oscar, viel Applaus, viel Geld, Rollen in Wes-Anderson-Filmen und romantischen Komödien. Der SPIEGEL rief Paltrow Ende der Neunziger als neue Grace Kelly aus, dem amerikanischen "Time"-Magazin galt sie als "Star des nächsten Jahrtausends". Sie ging mit Männern wie Ben Affleck aus, verlobte sich mit Brad Pitt und heiratete 2003 einen Rockmusiker, Chris Martin. Ihre gemeinsame Tochter nannten sie Apple. So weit, so gewöhnlich. Das versorgte zwar viele Latenight-Sendungen mit Stoff, überschritt aber nicht das Durchschnittsmaß prominenten Irrsinns.

Die Kritik an der Amerikanerin mehrte sich erst, als sie im September 2008 eine Woche nach dem Crash der Lehman Brothers ihr neues Projekt vorstellte. Goop , eine Internetseite, die nicht nur Paltrows vermeintlich ökologisch einwandfreien Lifestyle feiert, sondern auch gleich alle Zutaten dafür liefert: Organische Halsketten für hunderte Dollar, Balenciaga-Taschen, die das Monatsgehalt eines Chirurgen kosten, und Rezepte, für die eine Familie 300 Dollar zahlt. Paltrow besitze die Einfühlsamkeit einer Marie Antoinette, schrieben die US-Medien damals.

"Ich würde lieber Crack rauchen, als Käse aus der Dose essen"

Je mehr Paltrow aus ihrem persönlichen Leben teilte, desto lauter wurden die Rufe nach ihrem Kopf. Ihre tolle Figur? Harte Arbeit mit einer Personaltrainerin, und: "Ich würde lieber Crack rauchen, als Käse aus der Dose essen." Makrobiotische Kost gebe es auch für die beiden Kleinen. "Ich würde eher sterben, als meine Kinder Tütensuppe essen zu lassen." Sie prahlte mit ihren berühmten Freunden ("Ich habe sehr viel von Jay - Sean Carter - Z gelernt"), beschwerte sich von ihrem Londoner Luxuswohnsitz aus über die Kulturlosigkeit der Amerikaner und ließ sich als bekennender Öko-Fan schon mal 400 Meter mit dem Auto zu einer Premiere fahren - der hohen Schuhe wegen.

Ungläubig wurde ihre Äußerung aufgenommen, sie habe es als Schauspielerin schwerer als jede andere arbeitende Mutter. "Es ist anders, wenn man einen Bürojob hat, weil der mehr Routine zulässt. Es ist nicht, wie am Set zu sein." Die US-Magazine tobten, der Hass wuchs. Das Portal "Vulture" veröffentlichte sogar eine Anleitung , wie man "Iron Man 3" durchstehen könne, ohne sich über Paltrow in der weiblichen Hauptrolle zu ärgern.

Wahl zum meistgehassten Promi

Paltrow legte nochmal nach. "Ich bin, wer ich bin, ich kann nicht so tun, als würde ich nur 25.000 Dollar im Jahr verdienen." Tatsächlich sind es knapp 20 Millionen Dollar, die sie laut "Forbes" im vergangenen Jahr als Schauspielerin und Unternehmerin einnahm, ihr Vermögen wird auf mindestens das Dreifache geschätzt. Sandra Bullock, Jennifer Lawrence, Angelina Jolie - sie alle gehören zu den Großverdienern Hollywoods, dennoch hat keiner Paltrows Imageproblem.

Paltrow wurde 2013 zum meistgehassten Promi gewählt. Das Problem sei, dass sie darauf bestehe, eine Bezugsperson für Nicht-Promis zu sein, analysierte  "Buzzfeed"-Autor Louis Peitzman. Wer den Leuten dauernd empfiehlt, monogrammierte Taschentücher zu benutzen und in Highheels Quinoa-Burger zu backen, während die Nannys den Nachwuchs bespaßen, kann die berufstätige Mutter eben nicht mehr glaubwürdig rüberbringen.

Großer Erfolg in der Rolle der Gehassten

Aber Authentizität ist ein hohes Gut in Hollywood. Stars geben viel Geld für Imagepflege aus, damit es so aussieht, als würden sie wenig Geld für Imagepflege ausgeben. Es sind Frauen, die in Interviews rülpsen (Jennifer Lawrence) oder demütig erklären, dass sie ach so privilegiert sind (Angelina Jolie), die gemocht werden.

Gleichzeitig hat Paltrow in der Rolle der Gehassten großen Erfolg. Sie steht auf der Liste der bestverdienenden Schauspielerinnen an vierter Stelle, wurde im vergangenen Jahr zur schönsten Frau der Welt gewählt. Auch dieses Image kostet vermutlich viel Geld. Nur beliebt bei der Basis - das wird man damit nicht.

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