Kritik an Harvey Weinstein Hollywood schweigt nicht mehr

Weinstein und Streep (2012)
Foto: AFPLange hatte sich Hollywoods A-Riege nicht zu den Belästigungsvorwürfen gegen den prominenten Filmproduzenten Harvey Weinstein geäußert - und war dafür kritisiert worden. Einen Tag, nachdem der 65-Jährige von seinem Filmstudio The Weinstein Company entlassen wurde, haben sich nun gleich mehrere prominente Schauspielerinnen, Regisseure und TV-Moderatoren zu dem Fall geäußert.
Oscarpreisträgerin Meryl Streep sprach im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen von "beschämenden Nachrichten". Sie und andere, die mit Weinstein zusammengearbeitet hätten, seien "entsetzt" über die Enthüllungen. Die "New York Times" hatte am Donnerstag einen Artikel veröffentlicht, in dem Schauspielerinnen und frühere Mitarbeiterinnen Weinsteins dem Produzenten sexuelle Belästigung vorwerfen.
"Die furchtlosen Frauen, die ihre Stimmen erhoben haben, um diesen Missbrauch zu enthüllen, sind unsere Heldinnen", heißt es in der Erklärung Streeps, die sie am Montag via "Huffington Post" veröffentlichte.
Streep hatte mit der Weinstein Company mehrere Filme gedreht, darunter "Die Eiserne Lady". Dafür bekam sie 2012 einen Golden Globe, in ihrer Dankesrede bezeichnete sie Weinstein als "Gott". Nun erklärte Streep, das Verhalten des Filmmoguls sei "unentschuldbar". Der Missbrauch von Macht sei aber weitverbreitet.
Streep stellt zudem klar, dass nicht jeder in der Filmbranche von den Vorwürfen gewusst habe. Sie habe nichts gewusst. "Und wenn es jeder gewusst hätte, dann glaube ich nicht, dass es die Investigativreporter der Unterhaltungs- und Nachrichtenbranche es jahrzehntelang versäumt hätten, darüber zu berichten."
Auch Streeps Kollegin Judi Dench sagte in einer Mitteilung, sie habe von den Vorwürfen gegen Weinstein, "die natürlich schrecklich sind", nichts gewusst. Dench gewann 1999 einen Oscar als beste Nebendarstellerin für die Weinstein-Produktion "Shakespeare in Love". Es gebe keinen Zweifel, dass Harvey Weinstein ihrer Filmkarriere in den vergangenen 20 Jahren geholfen habe, schrieb Dench. Sie unterstütze nun diejenigen, die mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen sind.
Kate Winslet nannte die Frauen in einer Erklärung "unglaublich mutig". Es sei "zutiefst schockierend" gewesen, von den Vorwürfen "gegen einen unserer wichtigsten und vielfach ausgezeichneten Filmproduzenten" zu hören. Winslet hatte 2009 für "Der Vorleser" einen Oscar gewonnen, der Film wurde auch von der Weinstein Company produziert.
In der Erklärung, die Winslet via "Variety" veröffentlichte, nannte sie Weinsteins Verhalten "skandalös und ungeheuerlich und sehr, sehr falsch". Sie habe gehofft, dass es sich bei dieser Art von Geschichten um Gerüchte gehandelt habe, "vielleicht waren wir alle naiv".
Auch Glenn Close schrieb via "New York Times" , sie habe seit vielen Jahren von "vagen Gerüchten" gewusst, wonach sich Weinstein gegenüber Frauen unangemessen verhalten habe. Ihr selbst gegenüber habe er sich immer anständig verhalten, aber nun sei sie wütend und zutiefst traurig.
Sie sei nicht nur wütend auf Weinstein und die "Schweige-Verschwörung" rund um sein Handeln - sondern auch auf die Filmindustrie, in der es noch immer Realität sei, dass "mächtige, egoistische Tyrannen" im Gegenzug für einen Job sexuelle Gefälligkeiten erwarten. Sie hoffe, dass noch mehr solcher Geschichten ans Licht kommen, "und das daraus Veränderungen resultieren".
Schauspieler George Clooney sagte in einem Interview mit "The Daily Beast" : "Es ist unentschuldbar." Er kenne Weinstein seit 20 Jahren, ihm habe er seinen Durchbruch als Filmschauspieler und als Regisseur zu verdanken. Clooney spielte 1996 in dem Weinstein-Film "From Dusk Till Dawn"; 2002 folgte mit "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind" Clooneys Regiedebüt. Er habe viel erlebt mit Weinstein. "Aber ich kann sagen, dass ich niemals dieses Verhalten gesehen habe, niemals."
Produzent und Regisseur Kevin Smith sagte, er bereue, von Weinsteins Firma Geld angenommen zu haben. "Er hat die ersten 14 Jahre meiner Karriere finanziert - und ich weiß, dass andere furchtbar gelitten haben, während ich profitiert habe." Er schäme sich, schrieb Smith via Twitter .
Ebenfalls bei Twitter äußerte sich Regisseur Paul Feig: "Es gibt keine Entschuldigung für Monster wie Harvey Weinstein", schrieb er . Es sei an jedermann, Männer und Frauen, gegen sexuelle Belästigung vorzugehen.
Das Thema wurde inzwischen auch in einer amerikanischen Late-Night-Show behandelt: Der Moderator von "The Last Week Tonight", John Oliver, kritisierte das Entschuldigungsschreiben, das Weinstein nach Veröffentlichung des "NYT"-Artikels mit den Vorwürfen gegen ihn verfasst hatte. "Seine Antwort war unfassbar, weil er und seine Anwälte zugaben, dass er Hilfe braucht - und zugleich die Vorwürfe abstritten und damit drohten, die 'Times' zu verklagen."