Harvey Weinstein hat Anschuldigungen der mexikanischen Schauspielerin Salma Hayek zurückgewiesen, er habe sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert und bedrängt. "Alle sexuellen Vorwürfe von Salma sind nicht korrekt und wurden von anderen, die Zeugen der Ereignisse waren, anders wahrgenommen", teilte ein Sprecher des 65-Jährigen dem "People"-Magazin mit.
Hayek, 51, hatte in der "New York Times" geschrieben, Weinstein sei jahrelang auch ihr "Monster" gewesen und habe sie zu Dutzenden sexuellen Handlungen zwingen wollen. Auf ihre Ablehnung habe er mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringen.
Vor allem die Arbeit an dem 2002 erschienenen Erfolgsfilm "Frida", in dem Hayek die mexikanische Malerin Frida Kahlo spielte, erlebte die Schauspielerin demnach als Qual: Sie habe immer wieder Nein sagen müssen: "Nein, ihm zu jeder nächtlichen Stunde die Tür zu öffnen, Hotel für Hotel, Drehort für Drehort. Nein, mit ihm zu duschen. Nein, dass er mir beim Duschen zuschaut. Nein, dass er mich massiert. Nein zum Oralsex. Nein, dass ich mich zusammen mit einer anderen Frau vor ihm ausziehe."
Der von Weinstein produzierte Film über Frida Kahlo war ein Herzensprojekt Hayeks. Sie fungierte dabei auch als Co-Produzentin und hielt die Rechte am Drehbuch. Um den Film nicht zu gefährden, ließ sie nach eigener Darstellung Weinsteins Verhalten über sich ergehen. Er habe zwischenzeitlich gedroht, einer anderen Frau die Hauptrolle zu geben, wogegen sie sich mit Hilfe von Anwälten gewehrt habe.
Als die Dreharbeiten begannen, hätten die sexuellen Belästigungen aufgehört. Stattdessen habe aber "die Wut" zugenommen. Weinstein habe ihre schauspielerische Darbietung kritisiert und gesagt, der Film werde nur zu Ende gedreht, wenn sie einer expliziten Sexszene mit einer Frau zustimme. Als die Szene gedreht wurde, habe sie einen Nervenzusammenbruch erlitten, berichtete Hayek. Sie habe Beruhigungsmittel genommen.
Als der Film fertig war, habe Weinstein gesagt, er sei zu schlecht für das Kino. "Frida" kam dennoch in die Kinos und wurde ein voller Erfolg. Er gewann zwei Oscars und brachte Hayek eine Oscar-Nominierung ein.
Weinstein gab in seinem Statement an, sich im Zusammenhang mit der von Hayek beschriebenen Todesdrohung einmal an ein "rüpelhaftes Verhalten" erinnern zu können. Äußerungen über den fertigen Film seien überdies seiner Enttäuschung über den Schnitt geschuldet gewesen. Dies sei der Grund dafür gewesen, dass er "gemeinsam mit der sehr talentierten Regisseurin Julie Taymor" dem Filmschnitt den letzten Schliff gegeben habe.
Dem 65-Jährigen werden in zahlreichen Fällen sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigung vorgeworfen. Er ist inzwischen von seiner Firma entlassen worden, hat Fehlverhalten zugegeben, weist aber die Vergewaltigungsvorwürfe zurück.
DPA
Nachdem die "New York Times" Opfer des einst mächtigen Filmproduzenten zu Wort kommen ließ, machten viele weitere Frauen ihre Erfahrungen mit Weinstein öffentlich - darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Der Fall löste in den USA und in anderen Ländern eine breite Debatte über sexuelle Belästigung aus, fast täglich melden sich Opfer zu Wort. Zahlreiche Prominente aus Politik und Showbusiness stolperten über Belästigungs- und Missbrauchsvorwürfe.
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"Alle sexuellen Vorwürfe von Salma sind nicht korrekt und wurden von anderen, die Zeugen der Ereignisse waren, anders wahrgenommen", teilte ein Sprecher des 65-Jährigen mit.
Hayek hatte in einem Text für die "New York Times" beschrieben, wie sehr sie unter dem Produzenten gelitten habe. Sie habe immer wieder Nein sagen müssen: "Nein, ihm zu jeder nächtlichen Stunde die Tür zu öffnen, Hotel für Hotel, Drehort für Drehort. Nein, mit ihm zu duschen. Nein, dass er mir beim Duschen zuschaut. Nein, dass er mich massiert. Nein zum Oralsex. Nein, dass ich mich zusammen mit einer anderen Frau vor ihm ausziehe."
"Er war auch mein Monster", schreibt Hayek. Auf ihre Ablehnung habe er mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringen.
Nun hat sie sich entschieden, ihr Schweigen zu brechen. Erst jetzt, nachdem zahlreiche andere Frauen - darunter berühmte Hollywood-Schauspielerinnen wie Ashley Judd - Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigung vorwerfen, habe sie den Mut gefunden, auch ihre Erlebnisse öffentlich zu machen.
DPA
In dem Oscar-prämierten Film "Frida" zwang Weinstein Hayek deren Angaben zufolge zu einer Nacktszene. Seine Firma Miramax produzierte den Film. Ihr sei klar geworden, dass Weinstein sie den Film nur beenden lassen würde, wenn er "seine Fantasie" bekäme. "Also stimmte ich dieser sinnlosen Szene zu", schreibt Hayek.
Am Set hat sie dann offenbar einen Nervenzusammenbruch erlebt: Sie habe am ganzen Körper gezittert, geweint, sich übergeben und die Szene nur mit Beruhigungsmitteln überstanden.
Ben Affleck, Schauspieler, Regisseur
Vorwürfe: Affleck fasste der MTV-Moderatorin Hilarie Burton 2003 vor laufender Kamera an die Brust.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: keine bekannt.
Louis C.K., Schauspieler, Comedian
Vorwürfe: Mehrere Frauen beschuldigten C.K. der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Er erklärte seine "Reue".
Konsequenzen: Der TV-Sender FX und andere haben sich von ihm getrennt, Filme, Serien und ein Comedy-Special wurden abgesagt.
Nick Carter, Sänger (Backstreet Boys)
Vorwürfe: Die Ex-Popsängerin Melissa Schuman beschuldigte Carter der Vergewaltigung.
Reaktion: Er streitet das ab.
Konsequenzen: keine bekannt.
Andy Dick, Schauspieler, Comedian
Vorwürfe: Dick soll am Set des Films "Raising Buchanan" mindestens vier Frauen begrapscht haben.
Reaktion: Er stritt das meiste ab.
Konsequenzen: Er wurde von der Filmproduktion gefeuert.
Richard Dreyfuss, Schauspieler
Vorwürfe: Die Autorin Jessica Teich beschuldigte Dreyfuss, sich vor ihr entblößt zu haben.
Reaktion: Er stritt das ab, gab aber "Flirten" zu.
Konsequenzen: keine bekannt.
Dustin Hoffman, Schauspieler
Vorwürfe: Mehrere Frauen werfen dem Oscarpreisträger sexuelle Belästigung vor, darunter eine 17-jährige Praktikantin vom Set des Films "Tod eines Handlungsreisenden" (1985).
Reaktion: Bei der ehemaligen Praktikantin entschuldigte Hoffman sich. Die anderen Vorwürfe der Belästigung und Misshandlung wies sein Anwalt als "verleumderische Lügen" zurück.
Konsequenzen: keine bekannt.
John Lasseter, Chief Creative Officer (Pixar, Disney Animation)
Vorwürfe: Der Gründer des Animationsstudios Pixar gab unspezifische "Fehltritte" zu. Nach Recherchen des "Hollywood Reporters" soll es sich um sexuelle Belästigung gehandelt haben.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: Er hat eine Auszeit genommen.
Jeremy Piven, Schauspieler
Vorwürfe: Der "Entourage"-Star wurde von einer Schauspielerin beschuldigt, sie begrapscht zu haben.
Reaktion: Er streitet das ab.
Konsequenzen: Seine neue Show im Sender CBS wurde gecancelt.
Roy Price, Programmchef (Amazon Studios)
Vorwürfe: Eine Produzentin der Amazon-Hitserie "The Man in the High Castle" beschuldigte ihn der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Price hat sich nicht öffentlich geäußert.
Konsequenzen: Er trat von seinem Posten zurück.
Brett Ratner, Filmproduzent
Vorwürfe: Ein halbes Dutzend Schauspielerinnen beschuldigten Ratner der sexuellen Belästigung, eine sogar der Vergewaltigung.
Reaktion: Über seinen Anwalt beteuerte er seine Unschuld.
Konsequenzen: Warner Brothers trennte sich von ihm, auch die Fortsetzung von "Wonder Woman" wird er nicht mehr produzieren.
Steven Seagal, Schauspieler und Produzent
Vorwürfe: Schauspielerinnen beschuldigten ihn der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Er ließ es dementieren
Konsequenzen: keine bekannt.
Russell Simmons, Musikmogul
Vorwürfe: Ein Model beschuldigte ihn der sexuellen Nötigung. Zum Tatzeitpunkt soll die Frau 17 gewesen sei. Brett Ratner sei auch dabei gewesen. Die Schauspielerin Jenny Lumet erhob ebenfalls schwere Vorwürfe. Wenige Wochen später beschuldigten ihn drei Frauen der Vergewaltigung.
Reaktion: Simmons bestreitet, gewalttätig gewesen zu sein. Nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe bat er um Entschuldigung dafür, in manchen seiner Beziehungen rücksichtslos und unsensibel gewesen zu sein. Die Vergewaltigungsvorwürfe wies er vehement zurück.
Konsequenzen: Er hat sich aus seinen Firmen zurückgezogen.
Tom Sizemore, Schauspieler
Vorwürfe: Sizemore soll 2003 an einem Filmset eine Elfjährige unsittlich berührt haben.
Reaktion: "Kein Kommentar".
Konsequenzen: Er wurde damals vorübergehend vom Set entfernt.
Kevin Spacey, Schauspieler, Produzent
Vorwürfe: Der Star der Netflix-Serie "House of Cards" soll fast ein Dutzend junge Männer sexuell belästigt haben, darunter den damaligen Teenager-Star Anthony Rapp.
Reaktion: Spacey entschuldigte sich bei Rapp, er könne sich aber nicht erinnern.
Konsequenzen: Netflix feuerte Spacey und stoppte die Dreharbeiten für die letzte Staffel von "House of Cards". Spaceys Szenen im neuen Film "All the Money in the World" wurden gestrichen und mit Christopher Plummer nachgedreht.
Jeffrey Tambor, Schauspieler
Vorwürfe: Der Star der preisgekrönten Amazon-Serie "Transparent" soll seine Ex-Assistentin belästigt haben.
Reaktion: Tambour entschuldigte sich, stritt aber einen Vorsatz ab.
Konsequenzen: Die Serie soll ohne ihn weitergehen.
Adam Venit, Staragent
Vorwürfe: Der Schauspieler Terry Crews beschuldigte Venit, zu dessen Klienten auch Sylvester Stallone, Emma Stone und Dustin Hoffman gehören, ihm bei einer Veranstaltung in den Schritt gegriffen zu haben.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: Venit wurde für einen Monat suspendiert und kehrte dann zur Agentur WME zurück, verlor jedoch seinen Titel als Chef der Filmabteilung. Crews wechselte die Agentur.
Harvey Weinstein, Produzent
Vorwürfe: Die Liste der Frauen, die Weinstein der sexuellen Belästigung, sexuellen Nötigung oder Vergewaltigung beschuldigen, umfasst inzwischen fast 80 Namen, darunter Hollywoodstars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow.
Reaktion: Weinstein hat sich (halbherzig) entschuldigt und ist untergetaucht, angeblich zu therapeutischer Behandlung. Vergewaltigungen bestreitet er.
Konsequenzen: Sein Studio feuerte ihn und steht nun selbst vor dem Ende.
George H.W. Bush, Ex-Präsident
Vorwürfe: Mehrere Frauen beschuldigen den 93-jährigen, ältesten noch lebenden Ex-Präsidenten, sie begrapscht zu haben.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: keine bekannt.
Bill Clinton, Ex-Präsident
Vorwürfe: Im Zuge der Debatte um Donald Trump kochten 2016 auch die jahrzehntealten Vorwürfe gegen Clinton wieder hoch, darunter seine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky und die Anschuldigungen etlicher Frauen, in der Vergangenheit sexuell belästigt worden zu sein.
Reaktion: Clinton entschuldigte sich nach dem Lewinsky-Skandal: "Ich habe gesündigt."
Konsequenzen: 1998 lief ein Amtsenthebungsverfahren, doch Clinton blieb im Amt. Heute überdenken auch viele Demokraten ihre Unterstützung Clintons.
John Conyers, demokratischer Kongressabgeordneter
Vorwürfe: Mehrere Frauen beschuldigten den dienstältesten US-Abgeordneten der sexuellen Belästigung. Ein Fall wurde außergerichtlich geregelt.
Reaktion: Conyers streitet Fehlverhalten ab.
Konsequenzen: Trat zurück.
Al Franken, demokratischer Senator
Vorwürfe: Eine TV-Moderatorin und drei weitere Frauen beschuldigten den früheren Comedian der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Franken hat sich mehrmals entschuldigt.
Konsequenzen: Trat zurück.
Jeff Hoover, Republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses von Kentucky
Vorwürfe: Hoover legte Vorwürfe sexueller Belästigung durch eine Mitarbeiterin außergerichtlich bei.
Reaktion: Hoover nahm keine Stellung.
Konsequenzen: Er trat von seinem Posten zurück, bleibt aber Abgeordneter.
Roy Moore, Ex-Richter, US-Republikaner
Vorwürfe: Neun Frauen, darunter sieben damalige Teenager, haben den Republikaner aus Alabama der sexuellen Belästigung zwischen 1977 und 1982 beschuldigt.
Reaktion: Moore bestreitet alles.
Konsequenzen: Die Vorwürfe beherrschten den Wahlkampf in Alabama. Bei der Abstimmung am 12. Dezember unterlag Moore seinem demokratischen Gegenkandidaten knapp.
Donald Trump, US-Präsident
Vorwürfe: Im Wahlkampf 2016 beschuldigten 16 Frauen Trump, sie sexuell belästigt zu haben. In einem Video prahlte Trump außerdem mit sexueller Belästigung. Die Vergewaltigungsklage einer zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt Minderjährigen wurde im Sommer 2016 fallengelassen, ebenso ein Vergewaltigungsvorwurf seiner Ex-Frau Ivana. Mehrere weitere Frauen beschuldigen Trump der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Trump entschuldigte sich für die Aussagen in dem Video, bestreitet neuerdings aber seine Echtheit. Die anderen Vorwürfe dementiert er.
Konsequenzen: keine bekannt.
Hamilton Fish, Herausgeber ("New Republic")
Vorwürfe: Der Publizist soll weibliche Angestellte belästigt haben.
Reaktion: Er bekundete seine "Bestürzung".
Konsequenzen: Er trat zurück.
Mark Halperin, Bestsellerautor, Kommentator (NBC, MSNBC)
Vorwürfe: Fünf Frauen beschuldigten Halperin der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: NBC und MSNBC feuerten ihn, HBO stornierte die Serien-Adaption seines nächsten Buchs, sein Verlag stoppte das Buchprojekt.
Matt Lauer, TV-Moderator (NBC)
Vorwürfe: Er soll mindestens eine Mitarbeiterin belästigt haben, angeblich während der Olympischen Spiele 2014.
Reaktion: Lauer teilte in einem Statement mit, manche der Anschuldigungen seien "unwahr" oder falsch wiedergegeben. Aber in den Geschichten sei genug Wahres, so dass er verlegen sei und sich schäme.
Konsequenzen: Der Sender hat ihn entlassen.
Michael Oreskes, Vizepräsident des Radiosenders NPR
Vorwürfe: Mehrere Frauen warfen ihm sexuelle Belästigung vor, u.a. als er in den Neunzigerjahren Bürochef der "New York Times" in Washington war.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt.
Konsequenzen: Er trat zurück.
Terry Richardson, Modefotograf
Vorwürfe: Dem Starfotografen wird schon seit Jahren sexuelle Belästigung vorgeworfen, oft von Models, die er fotografiert hat.
Reaktion: Er hat Fehlverhalten abgestritten.
Konsequenzen: Der Verlag Condé Nast hat sich von ihm getrennt.
Charlie Rose, TV-Journalist und Talkmaster (PBS, CBS)
Vorwürfe: Rose, eine Institution im US-Journalismus, soll mindestens acht Frauen sexuell belästigt haben.
Reaktion: Er hat sich entschuldigt, sagt aber, dass "nicht alle" Vorwürfe "akkurat" seien.
Konsequenzen: CBS feuerte ihn, PBS und Bloomberg trennten sich von seiner Talkshow.
Glenn Thrush, Korrespondent ("New York Times")
Vorwürfe: Thrush, ein Starreporter der "NYT" im Weißen Haus, soll mehrere Frauen sexuell belästigt haben.
Reaktion: Thrush entschuldigte sich für sein Verhalten, das er mit Trunksucht begründete, und begab sich in den Entzug.
Konsequenzen: Er ist suspendiert.
Leon Wieseltier, Redakteur ("New Republic")
Vorwürfe: Wieseltier soll als langjähriger Literaturchef des "New Republic" mehrere Frauen sexuell belästigt haben.
Reaktion: Er bat um Vergebung
Konsequenzen: Mehrere Think Tanks, bei denen er beschäftigt war, feuerten ihn, darunter die Brookings Institution.
John Besh, Starkoch
Vorwürfe: Mehr als zwei Dutzend Mitarbeiterinnen beschuldigten ihn der sexuellen Belästigung.
Reaktion: Er gab "rücksichtsloses Verhalten" und "moralisches Versagen" zu.
Konsequenzen: Er trat vom Chefposten seiner Gastro-Kette Besh Restaurant Group zurück.
David Blaine, Magier
Vorwürfe: Das Model Natasha Prince beschuldigt ihn, sie 2004 vergewaltigt zu haben.
Reaktion: Blaine streitet das über seinen Anwalt ab.
Konsequenzen: keine bekannt.
Ben Genocchio, Chef der New Yorker Kunstmesse Armory Show
Vorwürfe: Mindestens fünf Frauen haben ihn der sexuellen Belästigung beschuldigt.
Reaktion: Genocchio hat sich bedingt entschuldigt ("falls mein Verhalten als respektlos empfunden wurde").
Konsequenzen: Er wurde gefeuert.
Travis Kalanick, Gründungschef Uber
Vorwürfe: Kalanick, der den Fahrdienst Uber gründete, wurde bereits im Sommer der sexuellen Belästigung beschuldigt. Nach ersten Vorwürfen einer Ex-Mitarbeiterin kam es zu einer firmeninternen Untersuchung, die eine systematische Frauenfeindlichkeit bei Uber bestätigte.
Reaktion: Kalanick gab kein persönliches Fehlverhalten zu, sprach aber von einem "schwierigen Moment in meinem Leben".
Konsequenzen: Mehrere Manager wurden gefeuert, Kalanick trat Ende Juni zurück.
Ryan Lizza, Reporter des "New Yorker"
Vorwürfe: Lizza wird sexuelle Belästigung vorgeworfen.
Reaktion: Lizza weist die Vorwürfe vehement zurück.
Konsequenzen: Der "New Yorker" feuerte Lizza wegen "unangemessenen sexuellen Verhaltens". Auch CNN ging auf Distanz und teilte mit, Lizza werde vorerst nicht mehr "On Air" zu sehen sein.
Morgan Spurlock, Dokumentarfilmer
Vorwürfe: Spurlock soll als Student eine Frau vergewaltigt haben. Außerdem betitelte er eine Assistentin mit sexuell anzüglichen Worten und bezahlte sie dann für ihr Stillschweigen.
Reaktion: Er ist mit den Vorfällen selbst an die Öffentlichkeit gegangen und verspricht Besserung. Den Sex hielt er für einvernehmlich.
Konsequenzen: Er zieht sich aus seiner Filmproduktionsfirma zurück.
Zahlreiche Frauen beschuldigen Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung oder Vergewaltigung. Zu ihnen gehört auch Salma Hayek. "Harvey Weinstein war auch mein Monster", schrieb die Schauspielerin in der "New York Times".
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Hayek bezieht sich auf die gemeinsame Arbeit mit Weinstein an dem Film "Frida" vor rund 15 Jahren. Er habe sie damals zu Dutzenden sexuellen Handlungen zwingen wollen und auf ihre Ablehnung mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringen. "Ich glaube, er hat nichts mehr gehasst als das Wort 'Nein'."
Sie habe über ihre Erlebnisse jahrelang geschwiegen, schrieb Hayek und erklärte auch, warum sie sich erst zu Wort meldete, nachdem viele andere Schauspielerinnen Weinstein öffentlich beschuldigt hatten. "Ich habe mich vor der Verantwortung, das Wort zu ergreifen, versteckt mit der Ausrede, dass schon genug Leute ein Licht auf mein Monster geworfen hätten. In Wahrheit habe ich mich davor gedrückt, meinen Liebsten einige Dinge zu erklären."
Anfang Oktober hatten prominente Schauspielerinnen in einem Artikel der "New York Times" die ersten Vorwürfe gegen Weinstein erhoben - darunter Ashley Judd.
Bei einem Geschäftstreffen in einem Hotel in Los Angeles habe Weinstein nur einen Bademantel getragen, erzählte Ashley Judd der "New York Times". Er fragte die Schauspielerin demnach, ob er sie massieren oder sie ihm beim Duschen zuschauen könne. Sie habe verneint und sei panisch gewesen, sagte Judd und verwies auf Weinsteins großen Einfluss in der Branche.
Der Produzent hatte damals gesagt: "Ich erkenne an, dass die Art, wie ich mich in der Vergangenheit gegenüber Kolleginnen verhalten habe, viel Schmerz verursacht hat, und ich entschuldige mich aufrichtig dafür." Auf Details ging er allerdings nicht ein.
Zudem wollte das Statement nicht so recht zur Aussage von Weinsteins Anwalt passen: Er wies die Vorwürfe der Frauen zurück. Der "New York Times"-Artikel sei "voll von falschen und diffamierenden Aussagen" über den Filmemacher. Weinstein ließ zudem mitteilen, sexuelle Kontakte seien einvernehmlich gewesen. Er habe auch keine Vergeltung gesucht, wenn sich eine Frau seinen Avancen widersetzt habe.
Die Vorwürfe gegen den Filmmogul hatten eine umfangreiche Debatte über sexuelle Belästigung unter dem Hashtag #MeToo entfacht. Sie erfasste neben dem Filmgeschäft viele weitere gesellschaftliche Bereiche: Sport, Wirtschaft, Politik, das TV-Geschäft. Dabei meldeten sich auch immer mehr Frauen mit Vorwürfen gegen Weinstein zu Wort: Mehr als 50 Frauen berichteten von sexueller Belästigung und Übergriffen - darunter etliche namhafte Schauspielerinnen.
Asia Argento sagt, Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer um eine Massage gebeten und dann ihre Beine auseinandergedrückt. Gegen ihren Willen sei es zum Oralsex gekommen, erzählte die italienische Schauspielerin dem "New Yorker".
Später, so sagt Argento, hätten sie und Weinstein mehrmals einvernehmlichen Sex gehabt. Allerdings habe sie gefürchtet, wenn sie nicht mit Weinstein schlafe, würde er ihre Karriere torpedieren. Neben Argento offenbarten noch weitere Frauen in Medienberichten, dass Weinstein sie zum Sex gezwungen habe.
Rose McGowan: Nach einem Vorfall mit Weinstein in einem Hotelzimmer einigte sich die Schauspielerin mit dem Produzenten 1997 außergerichtlich. Weinstein soll dabei aber keine Schuld eingestanden haben, wie die "New York Times" berichtet. Inzwischen hat McGowan gesagt, Weinstein habe sie vergewaltigt.
Gwyneth Paltrow sagte, Weinstein habe sie zu Beginn ihrer Karriere zu einem Treffen in ein Hotelzimmer in Beverly Hills eingeladen. Er habe sie angefasst und vorgeschlagen, für eine Massage ins Schlafzimmer zu gehen, erzählte sie der "New York Times".
Paltrow, damals 22, sagte, sie habe verneint, das Zimmer verlassen - und ihrem damaligen Freund Brad Pitt davon erzählt. Pitt habe Weinstein später darauf angesprochen. Darauf soll der Filmproduzent Paltrow angeschrien und verlangt haben, niemandem sonst davon zu erzählen. Über einen Sprecher bestätigte Pitt Paltrows Version der Ereignisse.
Angelina Jolie nannte zwar keine Details, berichtete aber ebenfalls, dass Weinstein sie zu Beginn ihrer Karriere in einem Hotelzimmer belästigt habe. Sie habe danach beschlossen, niemals wieder mit ihm zu arbeiten und andere zu warnen, die dies vorhatten, sagte sie der "New York Times".
Romola Garai erzählte dem "Guardian", Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer im Bademantel empfangen. "Ich war damals erst 18", sagte die britische Schauspielerin. Sie habe sich verletzt und missachtet gefühlt.
Hotelzimmer, Massage, Bademantel: Die Erzählungen über Weinsteins Vorgehen ähneln sich. Demnach nutzte er über viele Jahre die gleiche Masche - und zwar so oft, dass er den Berichten zufolge teilweise selbst den Überblick verlor.
Kate Beckinsale schrieb auf Instagram, Weinstein habe sie bei einem Treffen im Bademantel empfangen und ihr Alkohol angeboten. Damals sei sie 17 gewesen. Sie habe abgelehnt und sei gegangen. "Ein paar Jahre später hat er mich gefragt, ob er bei diesem ersten Treffen irgendetwas versucht hat. Ich begriff, dass er sich nicht erinnern konnte, ob er mich angegriffen hatte oder nicht."
Die Schauspielerin Rosanna Arquette sagte, Weinstein habe sie Anfang der Neunzigerjahre in ein Hotelzimmer gebeten, um ein Drehbuch abzuholen - im Bademantel. Er habe sie um eine Massage gebeten. Als sie abgelehnt habe, habe er ihre Hand in Richtung seines Penis gezogen. Sie habe ihre Hand wegziehen können, sagte Arquette und danach von Weinstein zu hören bekommen, sie mache einen Fehler. Und den bezahlte sie aus ihrer Sicht mit einem Karriereknick.
Wer sich Weinstein verweigerte, musste mit beruflichen Nachteilen rechnen - so beschreibt es auch die britische Schauspielerin Jessica Hynes. Weinstein habe ihr eine Filmrolle angeboten, als sie 19 gewesen sei, schrieb sie auf Twitter. Beim Vorsprechen habe sie einen Bikini tragen sollen. "Ich lehnte ab und bekam den Job nicht."
Cara Delevingne berichtete, Weinstein habe sie gewarnt: "Wenn ich homosexuell sei oder mit einer Frau zusammen sein wolle, vor allem in der Öffentlichkeit, würde ich niemals die Rolle einer heterosexuellen Frau bekommen oder es als Schauspielerin in Hollywood schaffen." Später habe er sie in einem Hotelzimmer aufgefordert, eine Frau zu küssen, danach habe er selbst versucht, sie zu küssen - und danach habe sie eine Rolle bekommen. "Da hab ich mich schuldig gefühlt", sagte Delevingne der "New York Times", "als ob ich etwas Falsches getan hätte."
Die Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o schrieb in der "New York Times", Weinstein habe sie in sein Schlafzimmer gedrängt, wo er ihr eine Massage anbot. Um die Kontrolle über die Situation zu behalten, habe sie ihm stattdessen eine Massage angeboten, um stets zu wissen, wo sich seine Hände befinden. Weinstein habe trotz ihres Protests bei der Massage seine Hose ausgezogen, worauf sie gegangen sei. Bei einem späteren Treffen habe er ihr klargemacht, dass er Sex mit ihr wolle. Sie brach schließlich den Kontakt ab.
1996 soll der Filmmogul die Schauspielerin Mira Sorvino in einem Hotelzimmer massiert haben und ihr später hinterhergelaufen sein. Dem "New Yorker" sagte Sorvino, weitere Treffen habe sie abgelehnt.
In der "Sunday Times" berichtete die britische Schauspielerin Lysette Anthony, Weinstein habe sich in den Achtzigerjahren in seinem Haus halb entkleidet und sie gepackt. Das sei Auftakt zu mehreren Übergriffen gewesen. Einmal sei er an ihrer Wohnung aufgetaucht. "Er schob mich hinein und drückte mich gegen die Garderobe." Dann habe Weinstein sie vergewaltigt. Sie habe ihn wegschieben wollen, aber er sei zu schwer gewesen. "Irgendwann habe ich aufgegeben." Sie erinnere sich, dass sie hinterher im Badezimmer gelegen und geweint habe.
Judith Godrèche: 1996 beim Filmfest in Cannes lud Weinstein die französische Schauspielerin in seine Hotelsuite ein, so schilderte sie es der "New York Times". Dort bat er die damals 24-Jährige demnach um eine Massage. Das sei in den USA so üblich. Dann habe er sich gegen sie gepresst und ihren Pullover hochgezogen - sie habe sich befreit und das Zimmer verlassen.
Viele Jahre später, wieder beim Filmfestival: Emma de Caunes berichtete, Weinstein habe ihr 2010 in Cannes eine Rolle angeboten. In seinem Hotelzimmer sei er ins Badezimmer verschwunden. Dann sei die Dusche angegangen und Weinstein sei nackt und mit erigiertem Penis erschienen. Weinstein habe sie aufgefordert, sich aufs Bett zu legen - das hätten schon viele Frauen zuvor gemacht, soll er gesagt haben. Sie habe das Zimmer dann verlassen. Weinstein habe sie danach wiederholt angerufen, ihr Geschenke angeboten und gesagt, nichts sei passiert.
2011 soll Weinstein in einem New Yorker Hotel zu Schauspielerin Jessica Barth gesagt haben, er wolle sich ausziehen und sie dann massieren. "Das wird nicht passieren", soll sie gesagt haben. Als sie den Raum verlassen habe, soll Weinstein sich abfällig über ihr Gewicht geäußert haben.
Sex als Gegenleistung für beruflichen Erfolg und die Aufforderung, über diesen Deal zu schweigen - das kommt in den Berichten über Weinstein immer wieder vor: Heather Graham sagte, in einem Treffen vor rund 15 Jahren habe Weinstein ihr gesagt, er und seine Frau hätten vereinbart, dass sie auch mit anderen Sex haben könnten. "Er hat nicht ausdrücklich gesagt, dass ich mit ihm schlafen müsste, um eine Rolle in einem seiner Filme zu bekommen", sagte die Schauspielerin der "Variety". "Aber der Subtext war da."
Drehbuchautorin und Schauspielerin Louisette Geiss sagte, Weinstein habe sie eingeladen, um über eines ihrer Drehbücher zu sprechen. Nach etwa einer halben Stunde habe er den Raum verlassen und sei nur mit einem Bademantel bekleidet zurückgekommen und habe sich entblößt. Er sei in die Badewanne gegangen und habe verlangt, Geiss solle weiter ihr Drehbuch vorstellen. Dann habe er sie zwingen wollen, ihm beim Masturbieren zuzusehen.
Die französische Schauspielerin Florence Darel sagte Medien in ihrer Heimat, Weinstein habe versprochen, ihr in den USA zum Durchbruch zu verhelfen, wenn sie für ein paar Tage im Jahr seine Geliebte sein würde. Der Produzent soll gesagt haben, wenn Darel es in Amerika schaffen wolle, würde das nur mit ihm gehen. Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer bedrängt, während seine Frau im Nebenraum gewesen sei.
Schauspielerin Claire Forlani sagte, sie sei Weinstein fünf Mal entkommen. Bei zwei Treffen in einem Hotel habe er Massagen vorgeschlagen. Bei drei Abendessen habe Weinstein geprahlt, mit welchen Schauspielerinnen er geschlafen und wie er ihnen beruflich geholfen habe.
Lena Headey schrieb auf Twitter, bei den Filmfestspielen in Venedig 2005 habe Weinstein eine suggestive Geste gemacht und dazu einen Kommentar abgegeben. Sie sei schockiert gewesen und habe gedacht, es müsse sich um einen Witz handeln. Sie habe in etwa gesagt: "Ach komm, Mann, das wäre, als würde ich meinen Vater küssen!" Danach habe sie nie wieder eine Rolle in einem Miramax-Film bekommen. Jahre später habe sie Weinstein in Los Angeles getroffen. Er habe nach ihrem Liebesleben gefragt, darum gebeten, in sein Zimmer zu kommen und ihr erneut sexuelle Avancen gemacht. Als sie ablehnte, sei Weinstein stinksauer gewesen. Er habe ihr ins Ohr geflüstert, sie solle niemanden von dem Vorfall erzählen. "Ich stieg ins Auto und habe geweint", schrieb Headey.
Minka Kelly schrieb auf Instagram, sie habe Weinstein bei einer Party kennengelernt. Am Tag darauf habe er sie zu einem Treffen in sein Hotelzimmer eingeladen. Sie habe gesagt, sie fühle sich nicht wohl dabei, dorthin zu gehen. Darauf habe es eine Zusammenkunft in einem Hotelrestaurant mit Weinstein und einer weiteren Person gegeben; diese sei von Weinstein aber bald weggeschickt worden. Irgendwann habe Weinstein gesagt: "Ich weiß, dass du das empfindest, was ich empfunden habe, als wir uns neulich Nacht kennengelernt haben." Dann habe er Kelly vorgeschlagen, sie reich zu beschenken und sie in Privatjets um die Welt zu fliegen, wenn sie seine Freundin würde. Sie habe diesen mächtigen Mann nicht vor den Kopf stoßen wollen. Um der Situation zu entkommen, habe sie gesagt, sie wolle es lieber bei einer Arbeitsbeziehung belassen. Weinstein habe geantwortet, er vertraue darauf, Kelly werde niemandem von dem Vorfall erzählen.
Schauspielerin Angie Everhart sagte in einem Radiointerview, sie habe einmal beim Filmfestival in Venedig auf einem Boot übernachtet. Als sie im Bett aufgewacht sei, habe Weinstein vor ihr gestanden und den Weg zur Tür blockiert. "Plötzlich ließ er seine Hose herunter." Weinstein habe masturbiert und auf den Boden ejakuliert. Danach habe Weinstein gesagt: "Du bist ein wirklich nettes Mädchen, du solltest niemandem hiervon erzählen." Sie habe anderen auf dem Boot von dem Vorfall berichtet. Aber niemand habe etwas unternommen, weil jeder Angst vor Weinstein gehabt habe.
Schauspielerin Eva Green berichtete, sie habe Weinstein geschäftlich in Paris getroffen. Dabei habe er sich unangemessen verhalten und sie habe ihn wegdrücken müssen. Sie habe ohne weitere Vorfälle gehen können. Sie sei schockiert und angewidert gewesen.
Bei einer Party, so berichtet es Schauspielerin Tara Subkoff, habe Weinstein sie auf seinen Schoß gezogen. Es sei so unangenehm gewesen, dass sie nicht habe aufhören können zu lachen. Dann habe sie gespürt, dass Weinstein eine Erektion gehabt habe. Subkoff sagt, sie sei verstummt und schnell weggegangen. Weinstein habe sie aufgefordert, mit ihm nach draußen zu gehen. Zwischen den Zeilen sei deutlich geworden, dass sie eine Rolle, die ihr schon angeboten worden war, nicht bekommen würde, sollte sie seiner Bitte nicht nachkommen.
In den späten Neunzigerjahren arbeitete Lauren Holly am Weinstein-Film "Beautiful Girls". Sie habe sich öfter mit Weinstein unterhalten, sagte Holly in einer TV-Show. Er habe sie in ein Hotelzimmer eingeladen, um über ihre Zukunft zu sprechen -zunächst "absolut normal und professionell". Dann wieder Bademantel, Dusche, Schlafzimmer, das Angebot einer Massage: "Mein Kopf spielte zu dem Zeitpunkt verrückt", sagte Holly. Sie habe versucht, der Situation zu entkommen. Da sei Weinstein wütend geworden. Wenn sie den Raum verlasse, soll er ihr gesagt haben, sei das schlecht für ihre Karriere. "Ich habe ihn weggestoßen und bin gerannt", sagte Holly.
Daryl Hannah erzählte dem "New Yorker", Weinstein sei einmal plötzlich unangekündigt in ihrem Hotelzimmer aufgetaucht. Er habe einen Schlüssel gehabt und sei direkt in ihr Schlafzimmer marschiert. "Wenn mein Make-up-Artist nicht da gewesen wäre, wäre das nicht gut ausgegangen. Es war beängstigend."
Auch Brit Marling - hier mit ihrem Kollegen Alexander Skarsgard - berichtet von einem Treffen mit Weinstein in einem Hotelzimmer mit Champagner, Erdbeeren, dem Angebot einer Massage und einer gemeinsamen Dusche. "Es war klar, wohin das führen sollte", sagt Marling. Sie habe große Angst gehabt und sei gegangen.
Die ehemalige Produktionsassistentin Mimi Haley wirft Weinstein vor, ihr immer wieder unangemessene Avancen gemacht zu haben. So habe er sie 2006 beim Filmfestival in Cannes in seinem Hotelzimmer gedrängt, ihn zu massieren. Sie habe abgelehnt. Später in dem Jahr habe er sie in sein Apartment in New York eingeladen. Er habe sie bedrängt und ein "Nein" als Antwort nicht akzeptiert. Er habe sie auf ein Bett gedrückt, seinen Kopf für Oralsex zwischen ihre Beine gedrängt. Haley sagte: "Ich hätte nicht gewollt, dass irgendjemand das bei mir macht, selbst ein romantischer Partner nicht." Hinterher habe Weinstein zu ihr gesagt: "Spürst du nicht, dass wir uns jetzt so viel näherstehen?"
Schauspielerin Natassia Malthe lernte Weinstein nach eigenen Angaben 2008 bei der Verleihung der britischen Filmpreise kennen. Er habe gefragt, in welchem Hotel sie untergebracht sei. Dort sei er mitten in der Nacht erschienen, habe an die Tür geklopft und sich ins Zimmer gedrängt. Er habe seine Hose ausgezogen, sich aufs Bett gesetzt. Er habe Schauspielerinnen aufgezählt, deren Karriere er befördert habe, nachdem sie mit ihm geschlafen hätten. Dann habe er sich auf sie gedrängt, es sei zum Geschlechtsverkehr gekommen. "Es war nicht einvernehmlich", sagte Malthe. "Ich habe mich tot gestellt. Hinterher lag ich angewidert da." Später soll Weinstein Malthe bei einem Treffen in einem Hotel in Los Angeles, bei dem es eigentlich um eine Filmrolle gehen sollte, aufgefordert haben, an einem Dreier teilzunehmen. Sie habe abgelehnt und sei gegangen, sagte Malthe. Sie sei in ihre Heimat Norwegen zurückgegangen, sei depressiv geworden.
Kadian Noble hat Weinstein und die Weinstein Company vor Gericht verklagt. Sie wirft dem Produzenten vor, er habe sie 2014 in einem Hotelzimmer in Cannes begrapscht und dann ins Badezimmer gedrängt, wo sie ihn habe befriedigen müssen. Danach habe er vor ihr auf den Boden ejakuliert, berichtet das Magazin "Variety".
Auch Dominique Huett hat Klage gegen die Weinstein Company eingereicht. Die Schauspielerin wirft Weinstein vor, sie 2010 in einem Hotel in Beverly Hills zum Sex gedrängt zu haben. Weinsteins Firma habe vom Fehlverhalten des Produzenten bereits in den Neunzigerjahren gewusst. Huett traf Weinstein nach eigenen Angaben, um über ihre Karriereziele zu sprechen. Er soll sie in sein Hotelzimmer eingeladen, einen Bademantel angezogen und so lange auf Cunnilingus bestanden haben, bis sie es "eingefroren" habe geschehen lassen. Dann habe er vor ihr masturbiert. Als alles vorbei gewesen sei, soll Weinstein der Klage zufolge Huett eine Rolle in einer Reality-Show angeboten haben. Huett sagt, sie empfinde den Vorfall nicht als Vergewaltigung, habe sich aber genötigt gefühlt.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gab Weinsteins Frau Georgina Chapman die Trennung von ihrem Mann bekannt. Sie fühle mit all den Frauen, "die durch die unentschuldbaren Handlungen unermessliches Leid erlitten haben", teilte Chapman mit.
Lea Seydoux kritisierte in einem Essay für den "Guardian" nicht nur Weinsteins Praktiken, sondern die ganze Filmbranche: Jeder habe gewusst, worauf Harvey aus war, schrieb die Schauspielerin. Niemand habe etwas getan. Weinstein habe sich einmal in einem Hotelzimmer auf sie gestürzt und versucht, sie zu küssen. Seydoux schrieb, sie kenne viele Männer in Hollywood, die ähnlich seien - darunter auch mehrere Regisseure, die versucht hätten, sie zu küssen. Sie nannte keine Namen.
Am 25. Mai begab sich Weinstein in ein Gebäude der New Yorker Polizei im Süden Manhattans, um sich den Behörden zu stellen. Gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar kam er wieder frei. Er muss aber ein Überwachungsgerät tragen und um Erlaubnis bitten, wenn er die US-Bundesstaaten New York und Connecticut verlassen will.
Nun wurde Weinstein von einer Grand Jury in New York wegen der sexuellen Übergriffe angeklagt. Die Vorwürfe entsprechen der Anklage, die die Staatsanwaltschaft gegen Weinstein vorgebracht hatte.