
Beschädigte Schuhsammlung: Insektenfraß und Schimmelpilze
Imelda Marcos' Sammlung Ruckedigu, Schimmel am Schuh
Manila - Die Schuhsammlung von Imelda Marcos ist wohl der Traum jedes Schuhfetischisten, doch jetzt nagt an ihr der Zahn der Zeit: Feuchtigkeit, Termiten und vor allem mangelnde Pflege setzen den Stücken zu.
Mehr als 1200 Paar Schuhe hatte die ehemalige philippinische First Lady in ihrer mehr als 30-jährigen Zeit an der Spitze des Staates zusammengerafft, bis sie und ihr Mann 1986 aus dem Land gejagt wurden. Nach dem Sturz gingen die Bilder von schier endlosen Regalreihen, die mit Schuhen überladen waren, um die Welt.
Doch jetzt ist dieser Schatz, der inzwischen auf verschiedene Museen verteilt wurde, vom Verfall bedroht. Jahrelang wurde der Nachlass des verstorbenen Staatschefs Ferdinand Marcos ohne Schutz vor Feuchtigkeit und Insekten in Kisten gelagert, wie Mitarbeiter des Nationalmuseums in der philippinischen Hauptstadt Manila am Sonntag erklärten.
Kistenweise Kleidung, dem Zerfall überlassen
Nach der Flucht des Präsidentenpaares nach Hawaii 1986 lagerten die Schuhe und kistenweise Kleidung zunächst im Keller des Palastes. Als Feuchtigkeit, Schimmel und Termiten den textilen Präsidentenschatz bedrohten, wurden Teile davon eilig in 150 Kisten verfrachtet und ins Nationalmuseum in Manila gebracht - nur um dort weiter zu vergammeln.
Denn statt die textilen Pretiosen angemessen zu lagern, wurden die Kisten einfach in einer Halle des Museums abgestellt und die Türe hinter ihnen verschlossen. Erst als nach einem Tropensturm im August dieses Jahres Wasser unter der Tür hindurch aus der Halle lief, öffneten Museumsmitarbeiter erstmals wieder die Kammer - und entdeckten ein Loch im Dach, durch das es massiv hineingeregnet hatte.
Einige der Stücke seien so stark beschädigt, dass sie nicht mehr zu retten seien, sagte Kurator Orlando Abinion. Der Rest lagert nun in einem Trockenraum und wartet darauf, von den Mitarbeitern des Museums auf Schäden untersucht zu werden - was angesichts der schieren Menge der Schuhe, Kleidungsstücke und Accessoires Monate dauern kann.
Für Kurator Abinion haben die Schuhe von Imelda Marcos einen wichtigen Platz in der philippinischen Geschichte. In ihrer Rolle als exaltierte Botschafterin traf Imelda Marcos fast jeden Regierungschef der Welt, oft auch ohne ihren Mann, der auf den Philippinen weilte. Bei all diesen Zusammentreffen mit Staatschefs wie Fidel Castro, Mao Zedong oder Muammar al-Gaddafi trug sie einen Teil ihrer legendären Schuhsammlung.
Und manche davon scheinen jetzt für immer verloren, wie das Paar weißer Pierre-Cardin-Schuhe, das AP-Reporter im Nationalmuseum sahen, dessen Absatz und Sohle von Termiten zerfressen waren. Oder die vielen anderen Paare, die von Feuchtigkeit verformt oder von Wasserflecken verunziert sind.
Zurück zu Mama Marcos
Bereits 2009 war ein Teil der Sammlung zerstört worden. Nach dem Sturz des Präsidentenpaares hatte Nachfolgerin Corazon Aquino die Schuhe erst als Beleg für die Dekadenz der Marcos' im Palast ausstellen und nach seiner Abdankung 1992 im Keller verstauen lassen.
Imelda Marcos kehrte, nachdem ihr Mann 1989 auf Hawaii gestorben war, 1991 wieder in ihr Heimatland zurück. 1998 gründete sie im Distrikt Marikina, der wegen der dort ansässigen Schuhindustrie "Shoe Capital" genannt wird, ein eigenes Schuhmuseum. Für dieses Museum, das hauptsächlich ihre, aber auch die Schuhe anderer prominenter Philippinos zeigt, hat sie sich einen großen Teil ihres ehemaligen Eigentums ausgeliehen.
Allerdings wurden von den 800 dort ausgestellten Paaren 2009 bei Überschwemmungen 35 Paare zerstört. Der Rest überlebte, dank hingebungsvoller Pflege des Museums. In Marikina werden die Kunstwerke von Firmen wie Gucci, Charles Jordan, Christian Dior, Chanel und Prada, die einst die Füße einer der berühmtesten First Ladys der Welt zierten, so aufbewahrt, wie es sich gehört: in luftdichten, staubfreien Vitrinen. Mit konstanter Raumtemperatur und abseits direkter Sonneneinstrahlung.
Vielleicht nimmt ja Imelda Marcos, die 2010 ins Repräsentantenhaus gewählt wurde, nun auch den Rest der Sammlung in Manila wieder unter ihre Fittiche. Das wäre einerseits bittere Ironie der Geschichte - aber für den Erhalt der Sammlung vermutlich schlicht das Beste.