Karriere zur NS-Zeit Proteste bei Heesters-Auftritt in Holland
Den Haag - Vor dem ersten Konzert des niederländischen
Operettensängers Johannes Heesters in seiner Heimat seit fast einem halben Jahrhundert haben heute etwa hundert Menschen gegen den Künstler protestiert. Unter Anspielung auf Heesters' Karriere im nationalsozialistischen Deutschland bezeichneten sie den 104 Jahre alten Tenor auf Plakaten als "singenden Nazi".
Gleichwohl wurde Heesters von den 800 Zuschauern im Saal des De-Flint-Theaters in seiner Geburtsstadt Amersfoort mit
stehenden Ovationen und viel Applaus begrüßt. Seine Ehefrau Simone Rethel-Heesters führte in niederländischer Sprache durch das Programm, das das Leben des Stars nachzeichnet. Bei dem Auftritt wurden die dunklen Punkte in Heesters' Leben, allen voran sein Besuch im Konzentrationslager Dachau, nicht verschwiegen.
Der Abend verlief ungestört. Mit kräftiger Stimme sang Heesters Beispiele seiner Paraderollen wie "der Bettelstudent". Auf den Streit um seine Vergangenheit ging er in seinen kurzen und launigen Bemerkungen in deutscher Sprache nicht ein. Mit den Worten "das war für mich der schönste Abend beendete der greise Sänger das Programm. Bewegt bedankte er sich dafür, zu diesem Auftritt eingeladen worden zu sein
Nach Aufrufen im Internet, am Abend in Nazi-Uniformen zu dem Konzert zu erscheinen, hatte das Theater außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen: Sicherheitsschranken am Eingang, eine obligatorische Kontrolle der Personalien und das Verbot provokanten Verhaltens. Jedem, der in "schockierender" Kleidung erscheine, werde der Zutritt verweigert, warnte das Theater unter Anspielung auf den Internetaufruf.
Das Konzert war bereits ausverkauft - vermutlich gingen nicht alle Karten an Fans des 104-jährigen Sängers. Bei seinem letzten Auftrittsversuch in den Niederlanden vor 25 Jahren war Heesters im Amsterdamer Carré-Theater vom Publikum mit Hitlergruß empfangen und dann verjagt worden. Heute zeigte die Tageszeitung "Het Parool" den in Bayern lebenden Künstler in einer Karikatur, wie er sein Publikum mit ausgestrecktem rechtem Arm begrüßt. Für den Abend war in Amersfoort aus Protest gegen den Auftritt ein Konzert mit Werken von Künstlern geplant, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen.
Die Niederländer werfen Heesters, der 1935 nach Berlin kam und große Erfolge im Dritten Reich feierte, vor, seine Karriere den Nationalsozialisten zu verdanken. Der Sänger hatte dagegen in einer Presseerklärung im Dezember noch einmal betont, er habe sich nicht vor den Karren der Nazis spannen lassen. "Mit der Ideologie der Nazis und ihrem Rassenwahn habe ich nie etwas anfangen können", schrieb Heesters. Er habe sich - "was immer ich in der Zeit zwischen 1933 und 1945 gemacht habe" - nicht den Vorwurf zu machen, seine Heimat verraten zu haben.
"Ich bin und bleibe Niederländer - bis zu meinem letzten Atemzug", beteuerte der Entertainer und setzte hinzu: "Und mein größter Herzenswunsch wäre es, dass ich es in meinem Leben noch erleben darf, dass ich in meiner Heimat willkommen bin."
kai/AFP/dpa/ddp