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Scherz von Clinton: Keith Richards "kann im Atomkrieg überleben"

Foto: Henry S. Dziekan III/ AFP

Laudatio von Bill Clinton Keith Richards, der Kakerlaken-Mann

Wenn Keith Richards einen Literaturpreis bekommt, darf die Laudatio gern etwas derber ausfallen. Das hat sich offenbar Bill Clinton gedacht. Der ehemalige US-Präsident würdigte den Rolling-Stones-Gitarristen - und stellte einen wenig schmeichelhaften Vergleich an.

New York - Wer Bill Clinton als Laudator engagiert, kann davon ausgehen, dass die Rede nicht langweilig wird. Er muss aber auch damit rechnen, dass der 65-Jährige mit seinen Sprüchen die Veranstaltung sprengen kann.

Das ließ sich in New York besichtigen. Dort wurde Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards für sein Buch "Life" der "Mailer Prize for Distinguished Biography" verliehen. Clinton sollte eine kurze Einführung geben - und nahm Richards kräftig auf die Schippe. Der 67-jährige Rocker sei "außer Kakerlaken die einzige Lebensform, die einen Atomkrieg überleben kann", sagte Clinton.

Zudem berichtete der 65-Jährige, er habe sich Richards immer unterlegen gefühlt. Denn seine kürzlich verstorbene Schwiegermutter Dorothy Rodham sei ein langjähriger Fan der Stones gewesen. "Haben Sie eine Ahnung, wie es ist, ein 92-jähriges Groupie im Haus zu haben?", fragte Clinton.

"Ich habe diese bösen Jungs immer gemocht"

Richards habe die Clintons vor einiger Zeit im Urlaub besucht und dabei die alte Dame umgarnt. "Wie, und mich ignorierst du?", habe er sich damals gefragt, sagte Clinton. Richards habe für Dorothy Rodham seine Biografie signiert. "Ich habe sie gefragt: Dorothy, was hast du gedacht?", so Clinton. "Und sie sagte: 'Ich habe diese bösen Jungs immer gemocht.'"

Richards, dessen wirren Haarschopf ein rotes Stirnband nur mühsam zusammenhielt, nahm Clinton dessen Scherze nicht übel und bewies Selbstironie. Er schreibe seit seinem 16. Lebensjahr Lieder - insofern sei sein Auftritt in der Literaturszene nicht ganz unberechtigt.

Mit seinem Auftritt stand Richards in deutlichem Kontrast zu anderen Geehrten, etwa Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel, der einen Mailer-Preis für sein Lebenswerk bekam. Nur an einem Punkt wurde der Rolling-Stones-Gitarrist nachdenklich: "Die einzige ernste Sache, an der ich Interesse habe, ist die, die ich aufgegeben habe" - eine Anspielung auf seine frühere Drogensucht.

ulz/dpa
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