

In der siebten Klasse saß Meghan Markle vor einem Fragebogen und wusste nicht, wo sie sich einsortieren sollte.
Auf dem Fragebogen sollte sie ihre Ethnie angeben, zur Auswahl standen: weiß, schwarz, hispanisch oder asiatisch. Markle hat einen weißen Vater und eine afroamerikanische Mutter, sie sah für sich keine Option auf dem Fragebogen.
Weil sie verwirrt war und weil sie keine Lust hatte, ihren Vater oder ihre Mutter und damit entweder den einen oder den anderen Teil ihrer Persönlichkeit zu verleugnen, legte sie den Stift aus der Hand und kreuzte keines der vorgegebenen Kästchen an.
Als sie nach Hause kam, so hat sie das alles vor drei Jahren dem Magazin "Elle" berichtet, sprach sie mit ihrem Vater über den Vorfall. Er gab ihr einen Rat, der ihr Leben prägen sollte: "Wenn so etwas noch einmal passiert, machst du einfach dein eigenes Kästchen", sagte er.
Markle, heute 36 Jahre alt und kurz vor ihrer Hochzeit mit Prinz Harry, hat seitdem immer nach ihren eigenen Kategorien gelebt. Sie hat sich nicht um vorgegebene Muster gekümmert, sondern gemacht, was sie für richtig hält.
Geboren und aufgewachsen ist sie in Los Angeles. Ihre Mutter war Sozialarbeiterin und Yoga-Lehrerin, ihr Vater arbeitete in Hollywood als Beleuchter. Nach der Schule besuchte sie ihn am Set von "Eine schrecklich nette Familie", zehn Jahre lang, jeden Tag. So hat sie es einmal in einer Talkshow im US-Fernsehen erzählt. Und vermutlich war dieses frühkindliche Training gar keine so schlechte Vorbereitung auf ihr künftiges Dasein als Mitglied der Royals.
Markle war an einem katholischen College, hat danach Theater und Internationale Beziehungen studiert und in der amerikanischen Botschaft in Buenos Aires gearbeitet. Vor ihrer Schauspielkarriere schlug sie sich durch als freie Kalligrafin, als Schönschreiberin also. Sie hat unter anderem Hochzeitseinladungen gestaltet.
Ihre erste Rolle hatte sie 2002, in der Seifenoper "General Hospital". Es folgten mehrere kleine und mittelgroße Rollen und Auftritte in der Spielshow "Deal or no deal". Freundlich formuliert ließ sich ihre Tätigkeit in der Sendung als Modeljob bezeichnen. Doch in Wahrheit war sie einfach nur Dekoration. Sie hatte nichts anderes zu tun, als einen Geldkoffer zu öffnen und dabei gut auszusehen. Immerhin, die Sendung nutzte ihr als Sprungbrett.
Durchbruch mit "Suits"
Bekannt wurde Markle als Rachel Zane in der Anwaltsserie "Suits". Sieben Staffeln spielte sie dort mit, dann stieg sie aus wegen der Beziehung zu Prinz Harry. In der Serie geht es übrigens über weite Strecken darum, ob sie endlich irgendwann ihren Serien-Partner Mike Ross, gespielt von Patrick J. Adams, heiraten würde. Sie kamen zusammen, trennten sich, kamen wieder zusammen, verlobten sich, verwarfen die Hochzeitspläne. Und so weiter. Schließlich gab es doch noch das Happy End.
Auch im echten Leben hat sie schon Erfahrungen mit Hochzeiten. Sie heiratet zum zweiten Mal. Ihre erste Ehe mit dem Produzenten Trevor Engelson hielt nur zwei Jahre.
Eine geschiedene US-Schauspielerin? Lange wäre das nur schwer vorstellbar gewesen im britischen Königshaus. Und Markle hat noch weitere Eigenschaften, die widersprüchlich wirken zum konservativen royalen Betrieb. Sie bezeichnet sich als Feministin, ihr Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern begann schon früh.
Im Alter von elf Jahren ärgerte sie sich über eine Spülmittel-Werbung im Fernsehen, die mit dem Klischee spielte, dass Frauen in die Küche gehörten. Sie bat den Spülmittel-Hersteller in einem Brief, die Werbung zu ändern, was dieser dann auch tat. Ihre Erkenntnis daraus war, dass sie etwas bewirken kann, wenn sie sich nur traut.
Sie hat sich schon immer engagiert, nicht erst, seitdem sie mit Prinz Harry zusammen ist. Sie reiste für die Organisation World Vision nach Ruanda und setzte sich dort für sauberes Trinkwasser ein, sie kämpfte als Botschafterin der Vereinten Nationen für Geschlechter-Gerechtigkeit.
Zu ihrer Arbeit als Schauspielerin, die ihr eigenes Lifestyle-Magazin im Internet betrieb, war das alles kein Widerspruch. Im Gegenteil: "Mein Leben spielt sich zwischen Flüchtlingslagern und dem roten Teppich ab. Ich habe mich für beide Welten entschieden. Sie können nebeneinander bestehen. Für mich müssen sie das sogar", sagte sie einmal.
Durch Markles Sozialisierung in Hollywood war der Umgang mit Medien immer selbstverständlich für sie. Sie fühlt sich vor der Kamera wohler als Prinz Harry. Das ist zu sehen, wenn man sich gemeinsame Interviews der beiden oder alte Talkshow-Auftritte von ihr anschaut.
Anders als über ihren zukünftigen Mann sind über Meghan Markle allerdings keine Skandale bekannt.
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Künftig Prinzessin: Meghan Markle wurde 1981 in Los Angeles geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften und Internationale Beziehungen an der Northwestern University, einer privaten Hochschule im US-Bundesstaat Illinois. Bald bekam sie erste kleine Rollen in Film und Fernsehen, unter anderem in den Serien "General Hospital" und "90210".
Kurz nach ihrer Hochzeit mit Engelson kam für Markle 2011 mit der Rolle der Anwaltsgehilfin Rachel Zane in der Serie "Suits" der Durchbruch. Sie zog ins kanadische Toronto.
Meghan Markle auf einer Party in Hollywood im Januar 2013 (mit Schauspielkollegin Sarah Rafferty, links, und Produzentin Suzanne Todd): In dem Jahr startete sie ihren Lifestyle-Blog - und schrieb bis April 2017 über Mode, Essen, Schmuck, Frauenrechte, Politik und das Leben im Allgemeinen.
Ihr Vater, der aus erster Ehe zwei Kinder hat, ist weiß. Ihre Mutter ist Afroamerikanerin, was Markle mit vielen Vorurteilen konfrontiert und ihr Leben manchmal nicht einfach gemacht habe, schrieb die Schauspielerin 2016 in der Zeitschrift "Elle". Inzwischen sehe sie sich als "starke und von sich selbst überzeugte Frau gemischter Herkunft".
Markle im September 2013 bei einer Spendenaktion am Telefon: Sie engagiert sich seit Jahren für soziale Zwecke, etwa als Botschafterin der Hilfsorganisation World Vision.
Am Hof soll Markle auch für ihren Einsatz für Frauenrechte - inzwischen auch im Auftrag der Vereinten Nationen - geschätzt werden. "Frauen müssen mit am Tisch sitzen", forderte sie in einer Rede zum Internationalen Frauentag 2015. "Und wenn ihnen dieser Platz verweigert wird, dann müssen sie ihren eigenen Tisch eröffnen."
Meghan, die Modische: Markle posiert 2014 mit den Designerinnen Keren Craig und Georgina Chapman sowie Fashion-Ikone Olivia Palermo (v.l.) in New York. In einer kürzlich erschienenen Biografie wird Markle als Netzwerkerin par excellence beschrieben - stets darauf bedacht, ihr Leben auf ihre Ziele auszurichten.
Szene aus dem Kriminalfilm "Anti-Social" (2015): "Ich bin eine Schauspielerin, Autorin, Herausgeberin meines Lifestyle-Labels 'The Tig', eine ziemlich gute Köchin, und ich glaube an handschriftliche Briefchen." So beschrieb sich Markle in der "Elle" selbst. Das alles zusammen zeichne "ein ziemlich solides Bild" von ihr.
Markle bei einer Party im Mai 2016 in Los Angeles: Laut Ahnenforscher Gary Boyd Roberts von der New England Historic Genealogical Society in Boston hat sie adlige Wurzeln - die allerdings weit zurückreichen. Markle stamme von König Edward III. ab, der England und Wales im Mittelalter von 1327 bis 1377 regierte, so Roberts. Demnach ist sie Prinz Harrys Cousine 17. Grades.
Markle spricht bei einer Preisverleihung 2016 in New York - es geht um die "College Women of the Year": Als Feministin mit starkem Gerechtigkeitssinn trat sie schon als Elfjährige in Erscheinung. Damals beschwerte sie sich eigenen Angaben zufolge erfolgreich über eine Werbung, die Frauen als Heimchen am Herd darstellte.
Bei einem sechswöchigen Praktikum in der Presseabteilung der US-Botschaft in Argentinien machte Markle offenbar ordentlich Eindruck. "Sie hat alles, was man braucht, um eine erfolgreiche Diplomatin zu werden", sagt ihr damaliger Vorgesetzter im Buch "Meghan, eine Hollywood-Prinzessin". Dennoch entschied sie sich für die Schauspielerei.
Es war eine Art Generalprobe: Wenige Wochen vor ihrer royalen Hochzeit hat Markle ihren Abschied bei der Anwaltsserie "Suits" gefeiert - ebenfalls vor dem Traualtar. In der Abschlussfolge der siebten Staffel gab Rachel Zane ihrem Verlobten Mike Ross (gespielt von Patrick J. Adams) das Jawort.
Die Serie wird fortgesetzt, jedoch ohne Markle: Die 36-Jährige hatte angekündigt, mit der Schauspielerei aufzuhören, um sich voll und ganz ihren neuen Aufgaben im britischen Königshaus zu widmen.
Meghan Markle: Eine gemeinsame Freundin arrangierte im Juli 2016 ein Treffen mit Prinz Harry. Einige Monate blieb ihre Beziehung geheim. Dann wurde wochenlang beinahe täglich über die neue Liebe spekuliert, ehe der Palast die Liaison offiziell bestätigte. In dieser Zeit war Markle die am meisten gegoogelte Schauspielerin der Welt.
Am 27. November 2017 gab der Kensington-Palast die Verlobung von Prinz Harry und Meghan Markle bekannt. Hand in Hand traten die beiden anschließend vor die Kameras. Markle rief den Fotografen zu, sie sei "so glücklich". In den Diamantring, den sie in die Kameras hielt, sind Edelsteine eingearbeitet, die einst Harrys Mutter Diana gehörten. Ein großer Diamant in der Mitte stamme aus Botswana, teilte der Kensington-Palast mit, den Ring habe Harry selbst entworfen.
Öffentliche Auftritte an der Seite von Prinz Harry gehörten seitdem zum Alltag von Meghan Markle (hier im März 2018 in Belfast): In gewisser Hinsicht sei Markle "die Frau, die Diana immer sein wollte", schrieb Biograf Andrew Morton. Während Diana als schüchterne 20-Jährige ins britische Königshaus einheiratete, blickt die 36-jährige Markle bereits auf eine erfolgreiche Karriere zurück.
Meghan Markle machte bislang bei öffentlichen Auftritten eine gute Figur. Sie tritt ähnlich locker und volksnah auf wie Prinz Harry. Dabei kommt ihr gewiss ihre Erfahrung als Schauspielerin auf vielen roten Teppichen zugute. Biograf Morton ist sich jedenfalls sicher: Sie bringt "Frische, Vielfalt und Wärme in die kalten Flure des Buckingham-Palasts". Mit der Hochzeit dürfte ihr vermutlich der Titel Herzogin von Sussex übertragen werden.
Meghan Markle: Eine gemeinsame Freundin arrangierte im Juli 2016 ein Treffen mit Prinz Harry. Einige Monate blieb ihre Beziehung geheim. Dann wurde wochenlang beinahe täglich über die neue Liebe spekuliert, ehe der Palast die Liaison offiziell bestätigte. In dieser Zeit war Markle die am meisten gegoogelte Schauspielerin der Welt.
Foto: Evan Agostini/ APMeghan Markle: Eine gemeinsame Freundin arrangierte im Juli 2016 ein Treffen mit Prinz Harry. Einige Monate blieb ihre Beziehung geheim. Dann wurde wochenlang beinahe täglich über die neue Liebe spekuliert, ehe der Palast die Liaison offiziell bestätigte. In dieser Zeit war Markle die am meisten gegoogelte Schauspielerin der Welt.
Foto: Evan Agostini/ APMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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