Koma nach Skiunfall Ärzte bewerten Schumachers Zustand als sehr ernst
Grenoble - Das Bangen um Michael Schumachers Gesundheitszustand geht weiter: Nach dem schweren Skiunfall berichten die behandelnden Ärzte jetzt, dass der Zustand des Rennfahrers weiterhin sehr kritisch sei. Bei einer Pressekonferenz sagten die Mediziner der Klinik in Grenoble, er habe ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit mehreren Blutungen erlitten. Schumacher liege auf der Intensivstation. "Sein Zustand ist außerordentlich ernst", sagte der Chef der Anästhesie, Jean-François Payen.
"Er ist in ein künstliches Koma versetzt worden. Wir versuchen, die Gehirnödeme zu reduzieren und den Druck zwischen Gehirn und Schädel so weit wie möglich zu verringern. Er wurde ein einziges Mal operiert, der Eingriff fand ohne größere Schwierigkeiten statt", sagte Payen.
Über die möglichen Folgen der Hirnverletzung wollten die Ärzte jedoch keinerlei Angaben machen: Die Situation sei kritisch, nicht stabil. "Wir sind uns alle einig, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Prognosen abgeben können und werden", sagte Payen. "Dafür ist es noch viel zu früh." Eines aber machte der Arzt sehr deutlich: Ohne einen Helm hätte Schumacher den Unfall nicht überlebt. "Sein Helm hat ihn geschützt. Jemand, der diesen Unfall ohne Helm gehabt hätte, hätte es wohl nicht bis ins Krankenhaus geschafft." Den Verletzungen nach zu urteilen, müsse der Aufprall sehr mächtig gewesen und bei hohem Tempo erfolgt sein.

Formel-1-Legende: Bangen um Michael Schumacher
Den Ärzten zufolge handelt es sich um diffuse Hirnverletzungen. Dazu zählen Blutergüsse, Prellungen und eine Hirnschwellung. Derzeit befinde sich Schumacher in einer sogenannten Hypothermie. Das heißt, seine Körpertemperatur wird auf 34 bis 35 Grad gehalten, um das Gehirn bestmöglich mit Sauerstoff zu versorgen.
Noch keine Angaben über die möglichen Spätfolgen
"Wir sprechen noch nicht über Spätschäden, sondern konzentrieren uns allein auf die akute Behandlung und denken von Stunde zu Stunde. Wir versuchen, Zeit zu gewinnen", so Payen. Schumachers grundsätzlich gute körperliche Verfassung könne beim Kampf ums Überleben von Vorteil sein.
Kurz nach dem Sturz sei Schumacher noch bei Bewusstsein gewesen. Er habe aber nicht auf Fragen geantwortet und habe fahrig reagiert, sagte der leitende Neurochirurg, Stephan Chabardes. "Er zeigte keine normalen Reaktionen." Auf Nachfragen der anwesenden Journalisten betonten die Ärzte immer wieder, dass sie derzeit noch keine weiteren Angaben über den weiteren Verlauf abgeben können. Offenbar ist Schumacher bei dem Unfall auf die rechte Seite gestürzt. "Aus Respekt gegenüber der Familie werden wir keine anatomischen Einzelheiten nennen", so Payen.

Unfallort im Skigebiet Trois Vallèes: Schumacher verunglückte in der Nähe der Piste "Biche"
Foto: Skiinfo.de / Méribel"Wir sind beunruhigt über seinen Zustand", sagte Professor Gérard Saillant, der Schumacher in dessen Formel-1-Karriere bereits behandelt hatte und am Sonntag nach Grenoble gereist war. Weitere Informationen gibt das Krankenhaus "je nach Entwicklung" des Zustands Schumachers.
Schumachers Familie bedankte sich in einer Stellungnahme für die Anteilnahme. "Wir möchten uns beim Ärzteteam bedanken, von dem wir wissen, dass es alles tut, um Michael zu helfen. Außerdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben", ließ Schumachers Ehefrau Corinna mitteilen. Die Familie bat zudem, die Privatsphäre von Angehörigen und Freunden zu achten.
Auch Angela Merkel reagierte betroffen auf die Nachricht vom schwerden Unfall. "Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Wir hoffen mit Michael Schumacher und mit seiner Familie, dass er die Verletzungen überwinden und genesen kann. Seiner Frau, seinen Kindern, seinen Angehörigen wünschen wir in diesen schweren Stunden Kraft und Zusammenhalt."
Schumacher war gestürzt, als er am Sonntag mit seinem Sohn in Méribel in den französischen Alpen Ski gefahren war. Nachdem Schumacher mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Moûtiers geflogen worden war, verschlechterte sich sein Zustand. Deshalb wurde er nach Grenoble verlegt.

Trois Vallées in Frankreich: Schumachers Unfallort
Michael Schumacher ist der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte. Mit Benetton und Ferrari gewann er sieben WM-Titel.