Michael Schumacher
Der Sturz, der alles veränderte
Michael Schumachers 50. Geburtstag steht bevor - und zum fünften Mal jährt sich der Tag, an dem er bei einem Skiunfall schwere Hirnverletzungen erlitt. Rückblick auf die Zeit vor und nach dem Sturz.
Kein anderer Fahrer gewann so viele WM-Titel wie er (7), keiner gewann mehr Formel-1-Rennen (91), keiner stand öfter auf dem Podium (155-mal): Michael Schumacher ist eine Legende des Rennsports.
Vor fünf Jahren wäre er bei einem Skiunfall beinahe gestorben. Der Rückblick auf die Zeit vor und nach dem Sturz.
Die Karriere Erstmals wird Schumacher 1994 im Benetton Weltmeister. 1995 verteidigt er seinen WM-Titel und heiratet Corinna Betsch. Das Paar bekommt zwei Kinder: Tochter Gina-Maria und Sohn Nick, der selbst Autorennen fährt.
1996 wechselt Schumacher zu Ferrari, wo er von 2000 bis 2004 fünf WM-Titel in Folge gewinnt. Seinen schwersten Unfall als Rennfahrer erlebt Schumacher am 11. Juli 1999 beim Großen Preis von England. In der ersten Runde kommt er von der Strecke ab und kracht mit mehr als Tempo 100 in einen Reifenstapel. Er zieht sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu und muss lange pausieren. 2006 zieht er sich aus dem Rennsport zurück.
Ein Comeback bei Mercedes ab 2010 verläuft enttäuschend. 2012 ist Schumachers Karriere in der Formel 1 endgültig beendet - er erklärt erneut seinen Rücktritt, nachdem Mercedes angekündigt hatte, seinen Vertrag nicht zu verlängern. "Ich habe die Motivation und Energie verloren, die zweifelsfrei notwendig sind", sagt Schumacher auf einer Pressekonferenz. Nach seinem letzten Rennen in Brasilien sagt er: "Ich habe noch keine konkreten Pläne."
29. Dezember 2013 Schumacher, ein guter Skifahrer, ist gegen 11 Uhr im Skigebiet Méribel in Frankreich auf rund 2700 Meter Höhe unterwegs. An seinem Helm ist eine Kamera befestigt, sie wird den Ermittlern später auch dazu dienen, die Sekunden des Unfalls zu rekonstruieren. Schumacher fährt etwa drei bis sechs Meter abseits einer markierten Piste. Beim Schwungansatz stößt er gegen einen Felsen, er verliert in dem eher flachen Bereich mit leichtem Neuschnee die Kontrolle, wird ausgehebelt und fällt mit dem Kopf auf einen anderen Felsen. Sein Helm geht bei dem Aufprall kaputt. Schumacher erleidet ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.
Bergretter übernehmen die Erstversorgung, ein Hubschrauber kommt. Schumacher soll nach Moûtiers gebracht werden. Es stellt sich heraus, dass seine Verletzungen zu schwer sind, um dort behandelt werden zu können. Er kommt ins Universitätskrankenhaus von Grenoble und wird notoperiert.
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Michael Schumacher: Unfall in Méribel
Am frühen Nachmittag gibt Schumachers Managerin Sabine Kehm ein erstes Statement heraus: "Michael ist bei einem privaten Skitrip in den französischen Alpen auf den Kopf gestürzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und wird medizinisch professionell versorgt."
30. Dezember 2013 Schumacher hat schwere Hirnverletzungen, Mediziner beschreiben seinen Zustand als "außerordentlich ernst". Er wird ein zweites Mal operiert und befindet sich im künstlichen Koma.
Das Interesse an Schumachers Unfall ist riesig, viele Menschen bekunden ihre Betroffenheit. "Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben", sagt Regierungssprecher Steffen Seibert.
Ende Januar 2014 Die Narkosemittel werden reduziert, um Schumacher "in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange dauern kann", wie Managerin Kehm sagt.
Mitte Februar 2014 Die Staatsanwaltschaft schließt ihre Ermittlungen zu Schumachers Unfall ab. Sie sieht keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Schumacher war demnach auch nicht unangemessen schnell unterwegs. Dies deckt sich mit der Einschätzung des Managements, das schon kurz nach dem Unfall von einer extremen Verkettung unglücklicher Umstände sprach.
Anfang April 2014 In einem Statement von Managerin Kehm heißt es, Schumacher zeige "Momente des Bewusstseins und des Erwachens". Sie bittet um Verständnis, "dass wir auf Details nicht eingehen möchten, um Michaels Privatsphäre und die seiner Familie zu schützen und das Ärzteteam in Ruhe arbeiten zu lassen".
Mitte Juni 2014 Managerin Kehm teilt mit, Schumacher liege nicht mehr im Koma. "Für die Zukunft bitten wir um Verständnis, dass seine weitere Rehabilitation außerhalb der Öffentlichkeit erfolgen soll", heißt es in einer Pressemitteilung des Managements. Schumacher wird in eine Reha-Klinik nach Lausanne verlegt.
9. September 2014 Schumachers Management teilt mit, er habe die Klinik verlassen. Er wird in seine Schweizer Wahlheimat Gland am Genfer See gebracht, um dort betreut von Ärzten und Pflegern die Reha fortzusetzen. Schumacher ist von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
Oktober 2014 Der Arzt Jean-Francois Payen, der Schumacher in Grenoble monatelang behandelte, spricht im Radio über Schumachers Zustand. "Das Leben nach einem Hirntrauma verläuft in Etappen", sagt Payen. Nach einem Besuch bei der Familie konstatiert Payen, Schumachers Umfeld trage zur Genesung bei, Schumachers Ehefrau Corinna versorge ihren Mann perfekt: "Die Frau hat alles dafür getan, damit er Fortschritte machen kann."
Ende 2014 In einem TV-Interview sagt Managerin Kehm, Schumacher mache Fortschritte, die der Schwere der Verletzung angemessen seien. Einen seriösen Ausblick über Schumachers Genesungsprozess könne sie aber nicht geben: "Das ist einfach nicht möglich in dieser Situation."
Mai 2015 Managerin Kehm teilt mit, Schumacher mache Fortschritte. Man müsse jedoch "immer die Schwere seiner Verletzungen berücksichtigen". Die Genesung des zweifachen Familienvaters werde noch lange dauern.
Seit Jahren geben die Angehörigen keinerlei Informationen zu Schumachers Situation an die Öffentlichkeit. Und sie gehen gegen Presseberichte vor. Im Mai 2017 verurteilt das Hamburger Landgericht die Zeitschrift "Bunte" dazu, an Michael Schumacher 50.000 Euro Entschädigung zu zahlen. Das Blatt hatte im Dezember 2015 auf der Titelseite berichtet: "Es ist mehr als ein Weihnachtswunder - Michael Schumacher kann wieder gehen." Das wurde von seinen Anwälten dementiert.
Am 3. Januar 2019 wird Schumacher 50 Jahre alt. Seine Familie versucht, seine Leistungen in Ausstellungen, in sozialen Netzwerken und ab dem 3. Januar auch via App zu würdigen. Geplant ist ein virtuelles "Museum, das die Karriere des erfolgreichsten Formel-1-Fahrers der Geschichte auf nie dagewesene Weise würdigt", heißt es von einem Anwalt der Familie.
Michael Schumacher im September 2012: Wenig später war die Karriere des Formel-1-Fahrers beendet. Schumacher konnte auf einzigartige Erfolge zurückblicken.
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Australien, 13. November 1994: Schumacher gewinnt seinen ersten von insgesamt sieben WM-Titeln.
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1996 wechselte er zu Ferrari - mit dem Rennstall gewann er seine WM-Titel fünf bis sieben.
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Nach einem ersten Rücktritt kehrte Schumacher mit Mercedes zurück, konnte aber an frühere Erfolge nicht anknüpfen. 2012 fuhr er seine letzte Saison, hier ist Schumacher mit seinem Mercedes-Nachfolger Lewis Hamilton zu sehen.
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Schumacher machte in seiner Freizeit Sport, er spielte etwa Fußball und fuhr gern Ski - hier ein Foto aus dem Jahr 2005.
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Ende 2013 war Schumacher zum Skifahren bei Méribel in den französischen Alpen.
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Am 29. Dezember 2013 stürzte Schumacher am späten Vormittag und prallte mit dem Kopf gegen einen Stein. Hier ist der Unfallort zu sehen: Ein Gebiet zwischen den Skipisten Biche (r.) und Chamois, in dem Steine aus dem Boden ragen.
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Schumacher trug bei dem Unfall einen Helm, der durch die Wucht des Aufpralls zerstört wurde.
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Eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft ergab, dass es bei Schumachers Unfall - hier ein Foto aus dem Januar 2004 - keine Hinweise auf Fremdverschulden gibt. Zudem kamen die Ermittler zum Schluss, dass Schumacher nicht unangemessen schnell unterwegs gewesen war.
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Warnschild in der Nähe der Unfallstelle: Schumachers Management sah den Sturz als Ergebnis der extremen Verkettung unglücklicher Umstände.
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Schumacher wurde nach dem Unfall nach Grenoble in ein Krankenhaus gebracht.
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Schumachers Familie und Managerin Sabine Kehm (Foto) waren schnell vor Ort.
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Zeitweise war Schumacher in Lebensgefahr. Im April 2014 teilte sein Management mit, er zeige "Momente des Bewusstseins und des Erwachens".
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Schumacher - hier ein Foto aus dem Januar 2006 - wurde Mitte Juni 2014 nach Lausanne verlegt. Im September des Jahres teilte sein Management mit, er sei nach Hause in sein Anwesen in Gland am Genfer See gebracht worden, wo er medizinisch betreut werde.
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Ende 2014 sagte Managerin Kehm in einem TV-Interview, Schumacher mache Fortschritte, die der Schwere der Verletzung angemessen seien. Es sei aber nicht möglich, einen seriösen Ausblick über Schumachers Genesungsprozess zu geben.
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Luftbild von Schumachers Anwesen am Genfer See: Hier wird der Ex-Rennfahrer gepflegt. Über seinen Gesundheitszustand gibt die Familie keinerlei Informationen an die Öffentlichkeit.
Schumachers Ehefrau Corinna - hier ist das Paar im November 2012 beim Sportpresseball in Frankfurt zu sehen - ist gerichtlich gegen Artikel vorgegangen, in denen Gerüchte über Schumacher verbreitet wurden. Zugleich haben Schumachers Angehörige im Lauf der Jahre mehrmals den Fans für Genesungswünsche und Anteilnahme gedankt.