Nadja Benaissa No-Angels-Sängerin aus U-Haft entlassen
Darmstadt - Zehn Tage nach ihrer Festnahme ist die No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa am Dienstag aus der Untersuchungshaft in Frankfurt am Main entlassen worden. Der zuständige Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Darmstadt habe dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Haftverschonung zugestimmt und die Beschuldigte vom Vollzug der U-Haft "unter bestimmten Auflagen verschont", teilte der Vizepräsident des Amtsgerichts, Albrecht Simon, mit.
Um welche Auflagen es sich dabei handelt, wollte er auf Anfrage nicht sagen. Simon sagte, es handele sich um "höchst persönliche Dinge". Der Haftbefehl gegen die Sängerin bleibe weiter aufrechterhalten, erklärte er.
Die Sängerin habe außer sich vor Freude im Auto ihre neunjährige Tochter in die Arme geschlossen, sagte der Manager der No Angels, Khalid Schröder, der Nachrichtenagentur AP. "Nadja geht es den Umständen entsprechend gut." Am Sonntag kann die Frankfurterin ihren 27. Geburtstag damit in Freiheit feiern.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte am 17. April den Antrag auf Haftverschonung gestellt. Darin seien Auflagen vorgeschlagen worden, deren Erfüllung "eine Fortsetzung der Untersuchungshaft entbehrlich erscheinen lassen", hatte Behördensprecher Ger Neuber am Montag mitgeteilt.
Die 26-jährige Sängerin war am 11. April in Frankfurt am Main wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung festgenommen worden. Dem Haftbefehl zufolge besteht der dringende Tatverdacht, dass sie in den Jahren 2004 und 2006 ungeschützten Sex mit insgesamt drei Personen hatte, ohne diese auf ihre HIV-Infektion hingewiesen zu haben. Zumindest einer der drei Sexualpartner sei mutmaßlich infolge des Kontakts mit der Sängerin nun ebenfalls HIV-positiv, hatte die Darmstädter Staatsanwaltschaft mitgeteilt.
Die No Angels gelten als bislang erfolgreichste deutsche Mädchenband. Die Gruppe war im Jahr 2000 bei der TV-Show "Popstars" gecastet worden. Ihre Alben verkauften sich zwischen 2000 und 2003 rund fünf Millionen Mal.
Der Berliner Anwalt der Sängerin kann für ein aktuelles strafrechtliches Verhalten der 26-Jährigen jedoch "keine irgendwie gearteten Anhaltspunkte" erkennen, wie Jurist Christian Schertz in einer Erklärung schrieb.
Hessische Grüne kritisieren Vorgehen gegen Benaissa
Nadja Benaissa bekommt politische Schützenhilfe: Der Grünen-Politiker Andreas Jürgens nannte es am Dienstag im Hessischen Rundfunk skandalös, dass die Verhaftung der Sängerin in der Öffentlichkeit stattgefunden habe und die Medien durch die Staatsanwaltschaft über ihre HIV-Infektion informiert worden seien.
Mittlerweile seien "ohne Rücksichtnahme auf die Interessen der Beschuldigten sämtliche, darunter sehr intime Einzelheiten des Ermittlungsverfahrens in der Presse nachzulesen", kritisierte Jürgens. Die Grünen im Wiesbadener Landtag werfen laut HR dem Justizminister Jörg Uwe-Hahn (FDP) vor, die Rechte der Beschuldigten nicht geschützt zu haben.
Es sei auch ein Skandal, dass der Minister dazu immer noch schweige und nichts unternommen habe, "um dem Treiben Einhalt zu gebieten", meinte Jürgens. Er wies darauf hin, dass das Justizministerium den Staatsanwaltschaften Weisungen erteilen könne. Hahn sei "nahezu verpflichtet, hier mäßigend einzugreifen". Hahn soll dem Rechtsausschuss des Landtags Rede und Antwort stehen.
Die Sprecherin des Justizministers erklärte dem Sender, in der Frage der Öffentlichkeitsarbeit sei die Staatsanwaltschaft "frei in ihren Entscheidungen". Es gelte die Unabhängigkeit der Justiz.