Papst Franziskus "Ich bin ein fehlbarer Sünder"

Seit 147 Jahren gilt der Papst in der katholischen Kirche in bestimmten Fällen als unfehlbar. Nun gibt sich der Amtsinhaber selbstkritisch, Franziskus stört sich am Kult um seine Person - und erzählt nebenbei von einer Verlobten.
Papst Franziskus (am 1. März in Rom)

Papst Franziskus (am 1. März in Rom)

Foto: Gregorio Borgia/ AP

Franziskus hat jeder Art von Papstkult eine Absage erteilt und sich als ganz normalen Menschen dargestellt. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche der Wochenzeitung "Die Zeit".

Franziskus sagte, er sehe sich als nichts Besonderes. "Ich bin - ich will nicht sagen: 'ein armer Teufel', aber ich bin ein ganz normaler Mensch, der tut, was er kann." Er sei ein "fehlbarer Sünder".

Er kenne auch Zweifel am Glauben, räumte der Argentinier in dem ersten Interview mit einem deutschen Medium ein. "Es gibt durchaus dunkle Momente, in denen ich sage: 'Herr, das begreife ich nicht!' Und das sind nicht nur Momente innerer Dunkelheit, sondern Bedrängnisse, die ich mir selbst eingebrockt habe, durch meine Schuld." Franziskus sprach auch - ohne konkreter zu werden - von einer Verlobten, die er in der Jugendzeit gehabt habe. "Aber ich war nicht dabei zu heiraten."

Während der Papst den Kult um seine Person bekämpft, wird er von anderer Seite eifrig befeuert: Die Musikzeitschrift "Rolling Stone" feiert den Geistlichen auf dem Cover der italienischen Ausgabe als "Pop-Papst" - der 80-jährige ist mit hochgerecktem Daumen vor gelb-pinkfarbenem Hintergrund zu sehen.

Anlass ist eine Reise des Kirchenoberhauptes am 25. März nach Mailand, wo er ein Gefängnis und die Außenbezirke der Großstadt besuchen will. Es sei ein "historisches Ereignis", weil der Papst die jungen Leute zum "Aufstand" aufrufe, so das Magazin.

"Ich habe so viele Male 'Basta!' gesagt"

Nach Deutschland, sagte Franziskus, werde er im Reformationsjahr wohl nicht reisen. "Das wird schwierig dieses Jahr, es sind so viele Reisen geplant", sagte der 80-Jährige. Der Pontifex war anlässlich des Gedenkens der Reformation vor 500 Jahren von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie von der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland eingeladen worden.

Franziskus erklärte, Kritik an sich nehme er gelassen. "Ich kann verstehen, wenn meine Art, die Dinge anzugehen, manchen nicht gefällt, das ist völlig in Ordnung. Jeder darf seine Meinung haben. Das ist legitim und menschlich und bereichernd." Eine Plakataktion in Rom, bei der Kritiker seinen Modernisierungskurs angriffen, nannte Franziskus "großartig". An Autorität mangele es ihm nicht. "Ich habe schon so viele Male 'Basta!' gesagt", so Franziskus: "Das ist angekommen."

Sorge bereite ihm der Populismus in Europa. "Populismus ist böse und endet schlecht, wie das vergangene Jahrhundert gezeigt hat", so der Papst. Die ganze Welt befinde sich im Krieg. Er spreche von einem "Dritten Weltkrieg, der sich stückchenweise ausbreitet".

mxw/sms/dpa
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