Polizeieinsatz Star-Coach Mourinho rastet wegen Terrier aus

Besonnenes Handeln ist seine Sache nicht. José Mourinho, Star-Coach des englischen Fußballvereins FC Chelsea, ist wieder einmal ausgerastet. Als Polizeibeamte seinen Schoßhund einkassieren wollten, geriet der Portugiese außer sich - und musste auf die Wache mitkommen.

London - Mourinho, 44, bestbezahlter Trainer der Welt und Chef des deutschen Nationalspielers Michael Ballack, nahm gerade mit seiner Mannschaft an der Preisverleihung zum "Spieler des Jahres" teil, als ihn ein Anruf seiner Frau Tami erreichte: Ein Tierarzt und zwei Polizisten seien im Haus.

Die Beamten wollten das Familienhündchen, einen Yorkshire Terrier, unter Quarantäne stellen, da es jüngst bei der Rückkehr von einer Auslandsreise nicht geimpft worden sei. Mourinho handelte laut englischem Boulevardblatt "Sun" unverzüglich.

Er eilte nach Hause, packte sich vor den Augen der verdutzten Beamten den Hund und jagte ihn aus dem Haus in die dunkle Londoner Nacht. Umgehend wurde er "wegen des Verdachts auf Vereitelung einer polizeilichen Anordnung festgenommen", wie Scotland Yard mitteilte. Auf dem Polizeirevier Belgravia musste Mourinho seine Fingerabdrücke abgeben.

Mourinhos Sprecher erklärte, es habe "ein Missverständnis über Dokumente für Veterinärvorschriften" gegeben und sicherte "volle Kooperation in allen Tiergesundheitsfragen" zu. Der Yorkshire Terrier habe alle Impfungen.

Bei seinen Ausrastern am Spielfeldrand kam Mourinho stets glimpflicher davon. 2005 verurteilte ihn die UEFA wegen falscher Anschuldigungen gegen Schiedsrichter Anders Frisk zu einer Sperre von zwei Europapokalspielen. Während Frisk angesichts von Morddrohungen von Chelsea-Fans seine Karriere beendete, spielte Mourinho mit den Offiziellen Katz und Maus. Zu den Champions-League-Spielen gegen Bayern München soll er sich in einem Wäschekorb in die Kabine schmuggeln lassen haben, um heimlich Anweisungen zu geben.

Als Torwart Petr Cech im Oktober 2006 im Spiel beim FC Reading schwer verletzt wurde, wetterte Mourinho gegen Readings Spieler Stephen Hunt und die notärztliche Versorgung vor Ort. Vorwürfe, die später offiziell widerlegt wurden. Zwei Monate danach musste er sich öffentlich entschuldigen für diffamierende Äußerungen gegen Evertons Andrew Johnson.

Vor wenigen Wochen leistete der 44-Jährige Abbitte bei Cristiano Ronaldo (Manchester United), den er zuvor als "Lügner, unerzogen, respektlos und unreif" bezeichnet hatte. Arsenal-Trainer Arsène Wenger drohte einst sogar, Mourinho wegen Rufmords zu verklagen, nachdem der Chelsea-Coach ihn als "Voyeur" tituliert hatte.

Zuletzt attackierte Mourinho wie von allen guten Geistern verlassen den deutschen Schiedsrichter Markus Merk wegen eines angeblich nicht gegebenen Handelfmeters. Obwohl Fernsehbilder eindeutig belegten, dass sich die fragliche Szene klar außerhalb des Strafraums abgespielt hatte, konnte sich der Chelsea-Trainer nicht zu einer Entschuldigung durchringen.

Im Fall seines Hündchens kommt Mourinho die eigene Hitzköpfigkeit teuer zu stehen, zumindest, was seine Gemütslage anbelangt. Von dem Terrier fehlt nämlich seit dem Zwischenfall jede Spur.

pad/dpa

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