Nach "vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen" haben der britische Prinz Harry und seine Ehefrau, Herzogin Meghan, am Mittwoch ein Statement veröffentlicht - und damit wohl auch Verärgerung im Palast ausgelöst. Die beiden wollen in Zukunft einen Großteil ihrer royalen Verpflichtungen aufgeben, finanziell unabhängig sein und zwischen den USA und Großbritannien pendeln.
Eine offizielle Stellungnahme des Palastes am späten Mittwochabend fiel mit zwei Sätzen denkbar knapp aus: Die Gespräche mit dem Herzog und der Herzogin von Sussex - so die offiziellen Titel - seien noch in einem "frühen Stadium". Man habe Verständnis für ihren Wunsch, sich zu verändern, heißt es in der Mitteilung, "aber dies sind komplizierte Angelegenheiten, deren Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen wird". Von der Rückzugsankündigung waren Berichten zufolge selbst Mitglieder des Königshauses überrascht.
Die Reaktionen auf den Schritt fallen sehr gemischt aus: Sie schwanken zwischen Verständnis und harscher Kritik.
"Was für eine traurige Geschichte", schrieb US-Schauspielerin Bette Midler und kritisierte vor allem die Medien für ihren Umgang mit Meghan (mehr dazu erfahren Sie hier). "Sie haben sie gejagt und gemobbt, bis es für sie unmöglich war, noch zu bleiben - so wie bei Diana." Sie hoffe, schrieb Midler, dass die Herzogin die Medien finanziell ruiniere, nur so würden sie lernen. Meghan und Harry sind gegen mehrere Medien juristisch vorgegangen.
"Washington Post"-Kolumnistin Alexandra Petri erklärte bei Twitter: "Dass Royals auf der Suche nach einem besseren Leben nach Amerika kommen, ist die beste Werbung, die dieses Land seit Monaten hatte." Und ein erstes "Jobangebot" gab es auch schon an das royale Paar. Sollten Harry und Meghan sich dafür interessieren, künftig in die TV-Produktion einzusteigen, "haben wir ein Büro in dem Gebäude des Animationsstudios, das auf sie wartet", sagte Karey Burke, der beim Sender ABC für die Entertainment-Sparte verantwortlich ist.
Die US-Autorin Roxane Gay zeigte sich verständnisvoll: "Gut für Meghan und Harry, dass sie sich von dem üblen Rassismus der britischen Boulevardzeitungen und der mangelnden Unterstützung durch die Königsfamilie zurückziehen", schrieb sie bei Twitter. "Es wird ihnen gut gehen."
So weit, so positiv. Es gibt aber auch zahlreiche negative Reaktionen - sie zielen vor allem auf Meghan ab. Einer ihrer schärfsten Kritiker dürfte der britische Publizist Piers Morgan sein. Er veröffentlichte eine Reihe von Tweets zur Rückzugsankündigung von Harry und Meghan. In einer Nachricht heißt es beispielsweise: "Die Leute sagen, dass ich Meghan Markle zu kritisch sehe." Aber sie habe ihre Familie verlassen, ihren Vater und die meisten ihrer alten Freunde; sie habe einen Keil zwischen Harry und seinen Bruder William getrieben; und nun habe sie ihn auch von der Königsfamilie getrennt. In weiteren Nachrichten kritisierte Piers die "schändliche Art, die Queen zu behandeln", und erklärte: "Schande über Harry und Meghan".
Schon länger gilt das Verhältnis von Prinz Harry und Herzogin Meghan zur restlichen Royal Family als angekratzt. In einem Fernsehinterview während einer Afrikareise hatte Harry eingeräumt, dass er und sein Bruder William sich auseinandergelebt hätten. "Wir sind derzeit sicherlich auf unterschiedlichen Pfaden." Zugleich betonte er, er werde immer für William da sein - und umgekehrt. Bereits im Frühjahr waren Harry und Meghan aus dem Kensington-Palast in London, auf dessen Grundstück sie mit William und Kate gelebt hatten, ausgezogen.