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Armstrong vs. Hamilton: "Er suchte die Konfrontation"

Foto: CHRISTOPHE ENA/ AP

Radprofis im Zwist Armstrong und Hamilton geraten aneinander

Heikle Zufallsbegegnung zweier Streithähne: In einem Lokal im US-Nobelskiort Aspen liefen sich die wegen Dopingvorwürfen zerstrittenen Radprofis Lance Armstrong und Tyler Hamilton in die Arme. Erst fielen harte Worte, dann flogen fast die Fäuste.

Hamburg - Das Abendessen in dem edlen französischen Restaurant "Cache Cache" im US-Nobelskiort Aspen hatten sich beide sicher anders vorgestellt: Ausgerechnet dort liefen sich Lance Armstrong und sein ehemaliger Radsport-Teamkollege Tyler Hamilton, der den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger des Dopings bezichtigt, am Wochenende zufällig über den Weg.

Bei Armstrong lagen offenbar die Nerven blank. Die Radsport-Legende soll Hamilton wüst beschimpft haben. Wie amerikanische Medien berichteten, sei er sogar kurz davor gewesen, handgreiflich zu werden, und müsse nun mit weiteren Ermittlungen rechnen.

Armstrong soll sich lautstark über ein Interview seines einstigen Weggefährten echauffiert haben, in dem dieser behauptete, Armstrong habe bei mehreren Tour-Siegen mit Epo gedopt.

Hamiltons Anwalt Chris Manderson meldete den "aggressiven Vorfall" umgehend den Behörden. "Armstrong ist ein potenzieller Angeklagter in einem Prozess und Tyler ein möglicher Zeuge. Wenn es zu einem Kontakt kommt, speziell einem aggressiven Kontakt, dann habe ich als Anwalt die Pflicht, das zu melden", sagte Manderson gegenüber "ESPN.com". Was die Behörden nun unternehmen würden, wisse er nicht.

Zur Konfrontation kam es auf dem Rückweg von der Toilette

Auslöser für die Konfrontation: Im Gespräch mit dem US-Sender CBS hatte Hamilton im Mai behauptet, er wisse, dass Armstrong einen positiven Doping-Test gehabt habe: "Er hat es mir mal ganz nebenbei erzählt und wirkte dabei total entspannt. Er hat sogar darüber gelacht." Der Radsport-Weltverband UCI habe den Test verheimlicht´, sso Hamilton.

Der Zeitfahrweltmeister von 2004 ist selbst zweimal des Dopings überführt worden und wirft Armstrong seit seinem Karriere-Aus immer wieder systematisches Doping vor. Der Weltverband hatte Hamiltons Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurückgewiesen und sich "tief geschockt" gezeigt. Es habe niemals auch nur einen positiven Dopingtest bei Armstrong gegeben.

Hamilton war bei der Begegnung gerade von der Toilette zurückgekehrt, als Armstrong mit seinem Arm den Weg blockierte.

"Er suchte die Konfrontation. Ich bot ihm an, nach draußen zu gehen, wo keine Leute waren. Aber das interessierte ihn nicht", sagte Hamilton. Dann habe Armstrong angefangen, ihn zu beschimpfen. Laut Manderson fragte Armstrong Hamilton mehrfach, wie viel Geld er für das TV-Interview bekommen habe. Armstrong habe gedroht, dass seine Anwälte Hamilton "zerstören und im Zeugenstand in Stücke reißen" würden. Sein Leben werde zur Hölle auf Erden.

Armstrongs Version der Begegnung ist deutlich abgeschwächter. Er spielte den Vorfall herunter und bezeichnete die Begegnung als "heikel" aber "völlig ereignislos". "Ich fragte, wie geht's? Es war sicherlich eine komische Situation für uns beide, aber es ist überhaupt nichts passiert", so Armstrong.

Restaurantbesitzerin soll Hamilton die Tür gewiesen haben

Hamilton reagierte nicht auf Armstrongs Provokation und zog sich wieder zu seinem Tisch zurück. Daraufhin sei die Restaurantbesitzerin Jodi Larner, eine enge Freundin Armstrongs, zu Hamilton gegangen und habe ihm mitgeteilt, dass er nicht mehr willkommen sei, sobald er aufgegessen habe. Larner selbst will von derartigen Äußerungen nichts wissen.

Die Begegnung zwischen ihrem Stammkunden Armstrong und Hamilton hat Larner ebenfalls anders gesehen. Sie habe in der Nähe von Armstong gestanden, als Hamilton vorbei kam. "Es war überhaupt nicht feindlich, es gab keine Drohungen", sagte Larner. Hamiltons Version der Begegnung bezeichnete sie als fiktiv.

Der frühere Staatsanwalt Richard Cutler sagte gegenüber ESPN, dass der Vorfall als Zeugenbeeinflussung zu werten sei, wenn Hamiltons Version wahr sei. "Wenn ich der Strafverfolger wäre, würde ich meine Ermittler noch einmal zu Hamilton schicken. Für mich ändert das alles", sagte Cutler.

Armstrong bestreitet nach wie vor, jemals in seiner Laufbahn gedopt zu haben. Nach dem Fernsehinterview von Hamilton in der CBS-Sendung "60 Minutes" verlangten Armstrongs Anwälte eine Entschuldigung von dem Sender, dieser verweigerte das jedoch.

jjc/AFP
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