Trauer um Esther Bejarano »Ihre Stimme wird uns fehlen«

Vertreter aus Politik und Gesellschaft haben auf den Tod Esther Bejaranos mit Betroffenheit und Trauer reagiert. Sie war eine der letzten Zeuginnen des Holocaust und hatte sich jahrzehntelang für Verfolgte eingesetzt.
Esther Bejarano (Archivbild): »Sie wird immer einen Platz in unserem Herzen haben«

Esther Bejarano (Archivbild): »Sie wird immer einen Platz in unserem Herzen haben«

Foto: imago stock&people / imago/Future Image

Sie kämpfte ihr Leben lang gegen Antisemitismus und Rassismus. Auf den Tod der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano reagieren Vertreter aus Politik und Gesellschaft mit Betroffenheit und Trauer.

»Mit ihrem Tod haben wir einen großen Verlust erlitten«, schreibt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Kondolenzbrief an die Kinder. »Sie wird immer einen Platz in unserem Herzen haben.« Bejarano habe am eigenen Leib erfahren, »was es heißt, diskriminiert, verfolgt und gefoltert zu werden«. »Wir verlieren mit ihr eine mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat.«

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) meldete sich über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort: »Die wundervolle Esther Bejarano überzeugte mit ihrer Lebenskraft und unglaublichen Geschichte«, schrieb Maas (SPD). »Ihre Stimme wird uns fehlen.«

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Internationale Auschwitz-Komitee erinnerte an das Schaffen der mutigen Frau. »Ihre Gabe, Menschen für die Bewahrung der Erinnerung zu gewinnen war ebenso legendär wie ihr Zorn über die Dummheit des Rechtsextremismus und den überall hervorbrechenden Antisemitismus, der sie zutiefst verstörte«, sagte Vizepräsident Christoph Heubner. Dennoch sei Hass für sie nie eine Option gewesen. »Mit Esthers Bejaranos Tod ist die Welt ein Stück dunkler geworden, obwohl uns gerade dieser eine Mensch so viel Licht geschenkt hat. Wir werden sie in diesen Tagen des anwachsenden Rechtsextremismus schmerzlich vermissen.«

Die 1924 in Saarlouis im Saarland geborene Bejarano überlebte das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau als Akkordeonspielerin in einem Mädchenorchester. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie zunächst nach Israel, kehrte aber später nach Deutschland zurück, wo sie sich als Zeitzeugin engagierte. Sie hatte zuletzt in Hamburg gelebt.

»Über Jahrzehnte war sie eine der lautesten Stimmen gegen das Vergessen«

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland hat dazu aufgerufen, das Engagement der Verstorbenen gegen Rechtsextremismus fortzusetzen. »Über viele Jahrzehnte hinweg war sie eine der lautesten Stimmen gegen das Vergessen, ihr Einsatz dabei stets eine Inspiration. Vor allem gelang, aber es ihr immer wieder, gerade auch die junge Generation zu erreichen«, teilte Charlotte Knobloch mit. »Ihre Geschichte und ihre Stimme werden nicht zu ersetzen sein, aber ihren Einsatz müssen wir alle weitertragen.«

»Mit dem Tod von Esther Bejarano verliert Hamburg eine außergewöhnliche Bürgerin, die sich bis ins hohe Alter für das Gemeinwohl engagierte«, sagte der Erste Bürgermeister der Hansestadt, Peter Tschentscher (SPD), laut Mitteilung. »Mit ihren oft streitbaren Wortmeldungen hat sie über viele Jahrzehnte wichtige Impulse für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung gegeben.«

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock mahnte: »Es ist an uns, das Erlebte, das Erzählte von Menschen wie Esther Bejarano weiterzutragen, zu erinnern und für die Zukunft nie zu vergessen.«

Die Linkenvorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow erklärten, Bejarano habe ihr Leben »dem Kampf gegen den Faschismus und gegen das Vergessen gewidmet«. Sie habe mit ihrem Einsatz »Mut gemacht und Stärke gegeben«. »Sie ist ein Vorbild für uns, und ihr Lebensweg bleibt uns ein Auftrag«, erklärten Wissler und Hennig-Wellsow.

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, schrieb auf Twitter über Bejarano, sie habe Auschwitz überlebt, »weil sie im Lager-Orchester Akkordeon spielte«. Ihr Leben habe sie der Musik und dem »Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus gewidmet«.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Zusammen mit Tochter Edna und Sohn Joram hatte Esther Bejarano Anfang der Achtzigerjahre die Gruppe Coincidence gegründet. Für ihr künstlerisches Engagement erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Biermann-Ratjen-Medaille der Stadt Hamburg, die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte und das Bundesverdienstkreuz.

mic/dpa/afp

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren