Schwulenfeindliches Ausland Westerwelles Partner muss zu Hause bleiben

Sehr diplomatisch, Herr Außenminister: In einem Interview hat Guido Westerwelle erklärt, er werde in Zukunft seinen Lebensgefährten nicht mit auf Dienstreisen in Länder nehmen, in denen Homosexuelle strafrechtlich verfolgt würden. Er wolle nicht unüberlegt handeln, so der Vizekanzler.
Westerwelle und sein Lebensgefährte Michael Mronz bei den Gay Games in Köln

Westerwelle und sein Lebensgefährte Michael Mronz bei den Gay Games in Köln

Foto: Jörg Carstensen/ dpa

Guido Westerwelle

Michael Mronz

München - Bundesaußenminister (FDP) will bei Reisen in Staaten, in denen Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird, in Zukunft auf die Begleitung seines Lebensgefährten verzichten. "Wir wollen den Gedanken der Toleranz in der Welt befördern. Aber wir wollen auch nicht das Gegenteil erreichen, indem wir uns unüberlegt verhalten", sagte Westerwelle im Interview mit der Zeitschrift "Bunte".

Dennoch sei es wichtig, "dass wir unsere eigenen Maßstäbe von Toleranz leben und uns nicht die manchmal weniger toleranten Maßstäbe anderer zu eigen machen", sagte Westerwelle weiter.

Das Thema steht für den Vielreisenden an der Tagesordnung: Seit seinem Amtsantritt hat der Vizekanzler mehr als 50 Staaten besucht, darunter auch so homophobe wie Saudi-Arabien. Im Januar begleitete Sportmanager Michael Mronz den Minister erstmals beim Staatsbesuch in Japan und China.

Der Außenminister erinnerte im "Bunte"-Gespräch daran, dass in sieben Ländern homosexuelle Handlungen noch immer mit der Todesstrafe geahndet würden - und zwar in Iran, dem Sudan, im Jemen, in Mauretanien, Somalia, Nigeria und Saudi-Arabien. In immerhin 75 Ländern würden gleichgeschlechtlich liebende Menschen noch immer strafrechtlich verfolgt.

"Erlaubt ist, was gefällt"

Dennoch fühle er sich durch seine sexuelle Neigung nicht in seinem Wirkungskreis eingeschränkt, betonte der Minister. "Das hat sich als unbegründete Sorge herausgestellt." Seine Auffassung sei: "Erlaubt ist, was gefällt und keinem anderen schadet."

Der Außenminister hatte Ende Juli in Köln die achten internationalen Gay Games eröffnet, eine der größten lesbisch-schwulen Sportveranstaltungen weltweit. Vor Tausenden Zuschauern sagte der Vizekanzler damals: "Für meinen Partner und mich ist es ein Privileg, dass wir uns hier treffen können ohne Angst. Aber wir dürfen nicht die vergessen, die dieses Privileg nicht haben und unterdrückt werden."

Der Vizekanzler war in der Vergangenheit harsch kritisiert worden für die umstrittene Besetzung seiner Delegationen bei Auslandsreisen. Bei einer Reise der FDP-Bundestagsfraktion nach China im Jahr 2007 war auch sein Lebensgefährte Mronz Mitglied der begleitenden Wirtschaftsexpertengruppe gewesen.

Westerwelle hatte den Vorwurf, er sei bevorzugt mit befreundeten Geschäftspartnern unterwegs und ermögliche seinem Partner Mronz, auf Dienstreisen Geschäfte anzubahnen, stets zurückgewiesen.

ala/AFP
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