Schmiergeldaffäre Ex-König Juan Carlos soll Spanien bereits verlassen haben

Er soll in einen Korruptionsskandal verwickelt sein, die Justiz ermittelt: Spaniens Ex-König ist offenbar ausgereist, gerüchtehalber in die Dominikanische Republik - doch der Karibikstaat dementiert.
Juan Carlos im Jahr 2012: Mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke

Juan Carlos im Jahr 2012: Mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke

Foto: Jon Nazca/ REUTERS

Der spanische Ex-König Juan Carlos hat sein Land Medienberichten zufolge schon vor der amtlichen Ankündigung seiner Auswanderung heimlich verlassen. Der 82 Jahre alte Vater von König Felipe VI. sei bereits am Wochenende ausgereist, berichteten der öffentlich-rechtliche Fernsehsender RTVE  und andere spanische Medien unter Berufung auf das Königshaus.

Wo sich Juan Carlos tatsächlich aufhält, ist offiziell nicht bekannt. Die Zeitung "La Vanguardia " schrieb unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass Juan Carlos eine Nacht außerhalb des Palasts verbracht habe und dann am Montag außer Landes gereist sei. Mehrere große spanische Zeitungen berichteten, Juan Carlos habe Spanien am Montag verlassen und halte sich nun in der Dominikanischen Republik auf. Dazu zählte das dem spanischen Königshaus sehr nahestehende Blatt "ABC". Auch die konservativen Zeitungen "El Mundo" meldete, der frühere König wolle für einige Zeit bei Freunden in dem Karibikstaat leben.

Später am Tag teilte die Einwanderungsbehörde der Dominikanischen Republik mit, der 82-Jährige sei "nicht in das Staatsgebiet eingereist". Auch das Außenministerium der Dominikanischen Republik erklärte, es habe "keine Informationen", dass sich der Ex-König dort aufhalten könnte.

Brief an seinen Sohn

Am Montagabend hatte das Königshaus in Madrid einen Brief von Juan Carlos veröffentlicht, in dem der Bourbone seinem Sohn und Nachfolger Felipe, 52, seine Absicht mitteilt, ins Ausland ziehen zu wollen. Damit gibt der "rey emérito", der emeritierte König, erstmals nach 58 Jahren seine Residenz im königlichen Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid auf.

"Angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen", wolle er mit seiner Entscheidung die Arbeit seines Sohnes als Staatschef erleichtern, schrieb Juan Carlos offenbar in Anspielung auf die vom Obersten Gericht Anfang Juni gegen ihn eingeleiteten Ermittlungen.

Sofía ist im Sommerurlaub

Gattin Sofía wird Medienberichten zufolge nicht mit ins Ausland gehen. Die 81-Jährige hatte bereits vor einigen Tagen ihren Sommerurlaub auf Mallorca begonnen. Auf der Mittelmeerinsel werden ihr Sohn Felipe, Königin Letizia, Kronprinzessin Leonor und Infantin Sofía am Freitag erwartet. Die Familie wird wieder in ihrer Sommerresidenz unterkommen, dem Marivent-Palast bei Palma.

Im Skandal geht es um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Juan Carlos soll 2008 von den Saudis hundert Millionen US-Dollar kassiert haben. Damals genoss er als Monarch noch Immunität. In Zusammenhang mit dieser Zahlung wird Juan Carlos aber der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung nach seiner Abdankung im Juni 2014 verdächtigt.

kko/dpa
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