Legende über 50: Boris Becker im Januar 2018 im australischen Brisbane
Foto: Darren England/AAP/DPASteffi Graf ist nach wie vor die wohl bekannteste Spielerin der deutschen Tennisgeschichte, obwohl ihre zahlreichen Erfolge schon ein Weilchen zurückliegen. Damit hat sie eine Gemeinsamkeit mit Boris Becker, der sich nun über seine einstige Kollegin äußerte - denn die wird am Freitag 50 Jahre alt.
"Ich kann jetzt unmöglich in zwei Minuten sagen, was sie alles für Deutschland und das deutsche Tennis getan hat", sagte Becker. "Man hat sie ja nicht umsonst die Gräfin genannt, weil sie einfach einmalig ist. So eine Spielerin werden wir wahrscheinlich nie wieder haben."
Becker gab Graf auch eine Weisheit aus dem eigenen Leben mit auf den Weg, denn in einem Punkt hat er der Sportlerin etwas voraus: Er feierte bereits am 22. November 2017 seinen 50. Geburtstag. "Glückwunsch von meiner Seite", sagte Becker nun, "es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt drüber."
Becker hat nach eigenen Angaben "einen guten Kontakt" zu Graf, die mit ihrem Mann Andre Agassi und den beiden Kindern Jaden Gil (17) und Jaz Elle (15) in Las Vegas lebt. In ihrer aktiven Karriere hat Graf 22 Titel bei Grand Slams gewonnen, den vier wichtigsten Turnieren Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open (ein Porträt der Ausnahmesportlerin lesen Sie hier).
Video: Boris Becker - ein gefallener Held
"Wir mögen uns, wir respektieren uns. Es würde mich freuen, wenn sie häufiger bei Grand Slams wäre, aber sie lebt ihr eigenes Leben", sagte Becker. Abgesehen von ganz wenigen Interviews und raren Auftritten für ihre Stiftung oder ihre Sponsoren hat sich Graf weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Becker hingegen stand in den vergangenen Jahren so sehr in der Öffentlichkeit wie seit Langem nicht - allerdings nicht nur wegen eigener Erfolge: Ein britisches Gericht hatte ihn vor zwei Jahren für zahlungsunfähig erklärt, im Jahr seines 50. Geburtstages.
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Am 7. Juli 1985 wurde Boris Becker schlagartig zum deutschen Sporthelden - durch seinen Wimbledon-Sieg im Alter von 17 Jahren. Er besiegte im Finale den Südafrikaner Kevin Curren 6:3, 6:7, 7:6, 6:4. Es war der Beginn einer unglaublich erfolgreichen Tenniskarriere.
Auf dem Tennisplatz feierte Becker zahlreiche Triumphe. Nach seinem Sieg bei den Australian Open 1991 wurde er die Nummer eins der Weltrangliste. Ein Jahr später gewann Becker zusammen mit Michael Stich Olympiagold in Barcelona. 1988 hatte er mit dem deutschen Team erstmals den Davis Cup geholt.
Beckers aktive Karriere endete dort, wo sie einst so furios begann: auf dem Centre Court in Wimbledon, seinem "Wohnzimmer". Am 1. Juli 1999 verlor er sein Achtelfinal-Match gegen den Australier Patrick Rafter 3:6, 2:6, 3:6 - Beckers letztes Spiel. Allein an Preisgeld hatte er in seiner Karriere mehr als 25 Millionen Dollar verdient. Abseits des Platzes sollte er in den folgenden Jahren weniger Erfolge feiern.
Privates Glück: Im Dezember 1993 heiratete Becker seine Frau Barbara. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder, die Söhne Noah Gabriel (Jahrgang 1994) und Elias Balthasar (1999).
Doch die Ehe hielt nur gut sieben Jahre. Im Januar 2001 wurden Boris und Barbara Becker in München geschieden. Die Scheidung soll ihn laut "Bild"-Zeitung rund 15 Millionen Euro gekostet haben.
Im Sommer 1999 hatte Becker seine schwangere Frau mit Angela Ermakova betrogen. Bei der kurzen Affäre zeugte er die uneheliche Tochter Anna (Jahrgang 2000), was Becker zunächst bestritt, nach einem Vaterschaftstest jedoch zugab: "Ich übernehme die Verantwortung und werde für die kleine Anna sorgen." Hier sind Mutter und Tochter im März 2007 bei einer Schönheitsmesse in Düsseldorf zu sehen.
Als Werbefigur war Becker schon während seiner Tenniskarriere begehrt. Und auch danach erhielt er diverse Verträge. Kultstatus erlangte sein AOL-Spot. "Häh, bin ich da schon drin, oder was?" - "Ich bin drin!" - "Das ist ja einfach!"
Das Landgericht München verurteilte Becker im Oktober 2002 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Nach Auffassung des Gerichts hatte Becker in den Jahren 1991 bis 1993 zwar offiziell seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco, tatsächlich habe er aber seinen Lebensmittelpunkt in München gehabt. Zudem wurde er zu einer Geldstrafe von 300.000 Euro verurteilt, außerdem sollte Becker 200.000 Euro Geldbuße als Bewährungsauflage an verschiedene karitative Einrichtungen zahlen.
Wenig erfolgreich verlief Beckers Beteiligung am Internetportal Sportgate, das 2001 Insolvenz anmelden musste. Der Insolvenzverwalter forderte daraufhin 1,5 Millionen Euro von Becker. Das Oberlandesgericht München verurteilte ihn schließlich zu einer Zahlung von 108.000 Euro.
Mehrere Jahre lang war die Tennislegende Werbeträger von PokerStars.de, einer Onlineplattform für Pokerspieler. Becker nahm auch an Profiturnieren teil. Insgesamt soll er mehr als 100.000 Dollar an Preisgeld gewonnen haben.
Bis ins erste Quartal 2017 gehörten Becker drei Mercedes-Autohäuser in Mecklenburg-Vorpommern. Das Geschäft lief wohl nicht immer nach Wunsch. In der Bilanz für 2012 stand ein Minus von 208.083,84 Euro. Inzwischen hat eine größere regionale Händlerkette die Häuser an den Standorten Stralsund, Ribnitz-Damgarten und Greifswald übernommen.
Beckers Finca Son Coll in der Nähe von Arta auf Mallorca: Die Immobilie brachte ihm viel Ärger, wäre schon mal fast zwangsversteigert worden. Medienberichten zufolge ist dort zwischenzeitlich ein Hausbesetzer eingezogen.
Becker und die Frauen: 2008 war er für 83 Tage mit Sandy Meyer-Wölden verlobt, dann kam es zur Trennung. Zuvor hatte er einige kurze Beziehungen, unter anderem mit Sabrina Setlur.
2009 heiratete Becker die Niederländerin Lilly Kerssenberg. Das Paar bekam 2010 den Sohn Amadeus. Kürzlich gab das Paar seine Trennung bekannt.
Am Tiefpunkt dürfte Beckers Ansehen in Deutschland wohl 2013 gewesen sein. Im Zusammenhang mit seiner zweiten Autobiografie "Das Leben ist kein Spiel" war von einer "deutschen Tragödie" und von "Selbstdemontage" die Rede. Später bezeichnete Becker das Werk im SPIEGEL als Fehler. Zu allem Überfluss lieferte sich Becker auch noch einen Twitter-Zoff mit Oliver Pocher, der in einer Art TV-Duell mündete - peinliche Bilder mit Fliegenklatschen-Schlappohren inklusive. "Natürlich weiß ich: Nicht jeder meiner Auftritte, zum Beispiel im deutschen Fernsehen, war gut. Einige waren nicht so gut", sagte Becker später.
Dieser Job brachte Becker eine Menge Anerkennung zurück: Als Trainer von Novak Djokovic strafte er alle Skeptiker Lügen. Der Serbe gewann 2016 erstmals die French Open, hielt damit alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeitig und war unangefochten die Nummer eins. Die Zusammenarbeit ist inzwischen beendet.
Becker arbeitete als Kommentator für den TV-Sender Eurosport. In diesem Job hatte er zuvor bereits langjährige Erfahrung bei der BBC gesammelt. Als Fernsehexperte überzeugte Becker mit klugen Analysen.
Im Juni 2017 erklärte ein Londoner Gericht Becker für insolvent. Das Verfahren läuft weiter - kürzlich wurde bekannt, dass sich Becker auf seine diplomatische Immunität berufen will, um es zu beenden. Er ist seit April 2018 Sport- und Kulturattaché der Zentralafrikanischen Republik. "Es ist falsch, dass ich pleite bin", sagte er im November 2017 der "Neuen Zürcher Zeitung."