Tom Schilling über ersten Corona-Shutdown
»Ich fand das wahnsinnig toll als Extremerfahrung«
Die Coronakrise als Lebenskrise? Schauspieler Tom Schilling mag Ausnahmezustände – der erste Shutdown habe ihn künstlerisch »regelrecht beflügelt«. Musikalisch will er mit seiner Band nun aber »noch düsterer« werden.
Mit großen Denkern kennt Tom Schilling sich aus. Der Schauspieler verkörperte den Dramatiker Bertolt Brecht und auch schon einen an das Leben Gerhard Richters angelehnten Maler. Nun hat sich der 38-Jährige so seine Gedanken über die Corona-Schließungen gemacht, denen er anders als andere Künstlerkollegen auch erst mal etwas Gutes abgewinnen konnte.
»Ich finde einfach Ausnahmezustände toll«, sagte Schilling der Nachrichtenagentur dpa. Als Schauspieler habe er »an Extremsituationen oder Tragödien eine gewisse Freude«. »Ich fand das wahnsinnig toll als Extremerfahrung, das öffentliche Leben und sein eigenes Leben 100 Prozent herunterzufahren, von dieser überhitzten Gesellschaft, die ständig in Bewegung ist und sich ständig ablenken muss«, erzählt er.
Der erste Corona-Shutdown im Frühling habe ihn »regelrecht beflügelt«. Er habe nicht gearbeitet, sondern zu Hause auf seine drei Kinder aufgepasst, die Wohnung geputzt und den Anblick der leeren Straßen genossen.
Schilling weiß um Existenzängste
»So auf sich selbst zurückgesetzt zu werden, bringt einen dazu, dass man sich unweigerlich mit sich selbst und seinem Leben, seinen Wünschen und seinen eigenen Gedanken auseinandersetzen muss«, sagt Schilling. »Ich war selten so fokussiert auf das, was ich im Hier und Jetzt tue.« Gleichzeitig wisse er aber auch, »dass das für ganz viele existenzielle Ängste bedeutet und dass sie deswegen nicht so entspannt darauf schauen wie ich«.
Im aktuellen Teil-Lockdown sei das für den Berliner nun aber anders. »Alles was sich wiederholt, nutzt sich als Erfahrung ein bisschen ab«. Deswegen arbeite er nun wieder – aktuell am zweiten Album seiner Band Tom Schilling & The Jazz Kids.
So sehr der Lockdown Schilling künstlerisch beflügelt, so dunkel ist gleichzeitig diese Musik. Und Schilling verspricht: »Es wird noch düsterer und depressiver als das erste Album«. Der geplante Titel: »Neue deutsche Lieder über die Liebe und den Tod«.
Anmerkung der Redaktion: Wir haben Schillings Altersangabe korrigiert und klargestellt, dass sich seine Rolle im Film »Werk ohne Autor« nur an das Leben Richters anlehnt.