Gestorben Tom Verlaine, 73

Als er von der »New York Times« gebeten wurde, sein Leben zusammenzufassen, antwortete der Musiker, er habe immer darum gekämpft, nicht Karriere zu machen. Das mag ironisches Understatement gewesen sein, traf die Sache aber ziemlich gut. Als Gitarrist, Sänger und Songwriter der Band Television schrieb Verlaine mit einer einzigen Platte Musikgeschichte: »Marquee Moon«, 1977 erschienen, taucht bis heute regelmäßig auf den Listen der besten Alben des Rock auf. Television galten wahlweise als die neuen Velvet Underground oder als Vorläufer des Punk, waren aber deutlich kunstvoller: Neben Verlaine hatte die Band mit dem Rhythmusgitarristen Richard Lloyd noch einen zweiten Virtuosen, in manchen Stücken überboten sie sich gegenseitig. Als Hausband des legendären Klubs CBGB traten Television dort phasenweise wöchentlich auf, kaum eine andere Gruppe war im Manhattan der mittleren Siebziger cooler als sie. David Bowie war begeistert von ihrer Musik. Patti Smith, mit der Verlaine eine Zeit lang liiert war, meinte, 1000 Vögel schreien zu hören, wenn er Gitarre spielte. Nach einer zweiten Platte lösten Television sich fürs Erste auf. Als Solokünstler veröffentlichte Verlaine etliche von der Kritik gelobte Alben, erhielt aber nie die breite Anerkennung, die er verdient gehabt hätte – und den kommerziellen Erfolg hatten Weggefährten wie Debbie Harry, die bei Television einst im Vorprogramm gespielt hatte. Geboren wurde er 1949 als Thomas Miller, seinen Künstlernamen lieh er sich bei dem französischen symbolistischen Dichter Paul Verlaine. Auch eine Geste. Tom Verlaine starb am 28. Januar in New York.