

Minneapolis - Im Interview mit "einem der größten Rockmusiker des Planeten" prallte ein sichtlich überforderter Reporter des britischen "Daily Mirror" auf die surreale Zauberwelt eines Mannes, der in 30 Jahren Karriere etwa hundert Millionen Alben verkauft und sich von jeher als kapriziöses Show-Wunder inszeniert hat.
In gewohnt schrill-rüschigem Outfit empfing der Produzent seinen Gast, zeigte ihm seine private Konzerthalle, den eigenen Nachtclub, sein Hightech-Studio und jede Menge anderen Firlefanz, den ein reicher Mann mit viel Muße braucht - so sehr wie stilles Mineralwasser, Melonen und rohes Gemüse.
, der sein neues Album "20TEN" promotet, indem er es als CD-Give-away dem britischen "Daily Mirror" beilegt, scheint Gefallen an extravaganten Marketing-Ideen zu haben - und höchstes Missfallen für jene Vertriebskanäle zu empfinden, die derzeit als Standard gelten. Es wird keine Downloads der neuen Songs im Internet geben, keine Filme auf YouTube - selbst seine Website hat der Star längst geschlossen.
"Sie stopfen deinen Kopf mit Daten voll"
Er habe keine Ahnung, warum er seine Musik an iTunes oder sonst jemanden geben solle. "Das Internet ist total out", so Prince überzeugt. "Früher war MTV hip und plötzlich war es überholt", sagte er dem "Daily Mirror". Im Übrigen taugten Computer und die ganzen digitalen Geräte sowieso nichts. "Sie stopfen deinen Kopf nur mit Daten voll und das kann nicht gut sein."
Schon 2007 hatte er der britischen Zeitung "The Mail On Sunday" sein Album "Planet Earth" als Bonus beilegen lassen. "20TEN" wird auch in Deutschland nur als Magazinbeilage vertrieben werden - in der Augustausgabe des "Rolling Stone". Auch in Frankreich und Belgien wird das Album in dieser Form vertrieben werden.
Aussagen von Kritikern, er habe als Trendsetter ohnehin ausgedient, lässt der Musiker nicht gelten. "Wie sollen sie wissen, wann mein Zenit überschritten ist? Ich glaube, dass ich mich immer weiter verbessere." Die Betonung liegt dabei offensichtlich auf der Optimierung: Wenn er sich alte Platten anhöre, müsse er sich bisweilen schämen, gab der Star zu.
Seit den neunziger Jahren geht Prince nachdrücklich gegen jeden Missbrauch seiner Werke vor. In der Auseinandersetzung mit seiner damaligen Plattenfirma Warner Bros. Records legte Prince für sieben Jahre seinen Künstlernamen ab und nannte sich The Artist Formerly Known As Prince (Der früher als Prince bekannte Künstler). Ab 2000 hieß er wieder Prince.
Seit zehn Jahren ist der Sänger, Produzent und überzeugte Veganer Mitglied der Zeugen Jehovas. Auch seine Freundin Bria Valente, die von ihm produziert wird, ist offenbar aus Liebe zum Mitglied der Religionsgemeinschaft geworden, die vor allem für ihre massive Missionarstätigkeit bekannt ist. So beklagt der Musiker denn auch den Mangel an Gottesfürchtigkeit unter jungen Leuten und betont, der Titel seines neuen Albums sei symbolträchtig: "Ich glaube es ist ein Jahr, das wirklich wichtig ist. Wir leben in schwierigen Zeiten." Aha.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
52 Jahre alt und laut eigener Einschätzung immer noch voll trendy: Der Musiker, Produzent und Zeuge Jehovas Prince. Hundert Millionen Alben hat der Star in 30 Jahren verkauft, schon lange will er sich nicht mehr von der Musikindustrie abzocken lassen.
Sein neues Album "20TEN" vertreibt er als Zeitungs- oder Magazinbeilage, zum Beispiel als CD-Give-away im britischen "Daily Mirror".
Er habe keine Ahnung, warum er seine Musik an iTunes oder sonst jemanden geben solle, sagte der Musiker im Interview mit dem Blatt: "Das Internet ist total out."
Lebende Legende: Im Juni 2010 bekam Prince in Los Angeles den Preis für sein Lebenswerk verliehen.