
Uli Hoeneß: Der Mann, der den FC Bayern schuf
Steuerhinterziehung Die wichtigsten Fakten zum Hoeneß-Prozess
München - Es ist einer der spektakulärsten Gerichtsprozesse des Jahres: Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, muss sich ab 9.30 Uhr wegen Steuerhinterziehung vor der 5. Strafkammer des Landgerichts München II verantworten.
Das öffentliche Interesse ist immens. Hoeneß polarisiert, wie fast immer in seinem Leben. Die einen verdammen ihn, der sich oft als Moralapostel und Ehrenmann präsentiert hatte. Der stets vom soliden Wirtschaften des FC Bayern schwärmte und zugleich als Privatmann an der Börse zockte und Gewinne nicht versteuerte. Die anderen halten zu ihm, der Fußballverein und seine Fans sind wie eine große Familie für den 62-Jährigen.
Wer wird als Zeuge aussagen? Wie viele Verhandlungstage sind angesetzt? Und welche Strafe droht Hoeneß? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
- Worum geht es in dem Prozess?
Uli Hoeneß ist wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in sieben Fällen angeklagt. Über ein Konto bei der Schweizer Vontobel Bank in Zürich hatte er mit Aktien und Devisen spekuliert, erzielte dabei erhebliche Gewinne. Doch in seinen Steuererklärungen tauchte das Konto nicht auf, er zahlte dafür keine Kapitalertragsteuer.
Mit einer Selbstanzeige, bei deren Erstellung seinem Steuerberater laut "Süddeutscher Zeitung" auch ein ehemaliger Steuerfahnder half, versuchte Hoeneß die Sache im Januar 2013 aus der Welt zu räumen. Doch das zuständige Finanzamt akzeptierte die Selbstanzeige nicht, die Akte ging an die Staatsanwaltschaft, die ein Verfahren einleitete. Hoeneß' Haus am Tegernsee wurde durchsucht, ein Haftbefehl gegen Zahlung einer Kaution ausgesetzt.
- Kann die Selbstanzeige Hoeneß doch noch retten?
Das muss im Prozess geklärt werden. Entscheidend wird sein, ob der Richter Rupert Heindl die Selbstanzeige anerkennt. Hoeneß geht davon aus. Im Prozess sollen die Spekulationen des Bayern-Präsidenten betrachtet werden (mehr als 33.000 Bewegungen soll es auf dem Konto gegeben haben), zudem sollen die Umstände geklärt werden, unter denen die Selbstanzeige eingereicht wurde. Kann es sein, dass zwei Steuerexperten nicht in der Lage waren, eine lückenlose Selbstanzeige zu schreiben?
Interessant ist auch, inwieweit Recherchen des "Stern" Auslöser für die Erstellung der Selbstanzeige waren. Ein Redakteur des Magazins war dem Konto bereits auf der Spur, deshalb muss geklärt werden, ob die Selbstanzeige von Hoeneß womöglich nicht aus "freien Stücken" erstellt worden ist.
- Wie hoch soll die Steuerschuld sein?
Laut "Süddeutscher Zeitung" geht die Staatsanwaltschaft von einer Steuerschuld in Höhe von 3,5 Millionen Euro aus. Möglicherweise ist ein Großteil jedoch bereits verjährt. Nach Informationen des SPIEGEL wird der strafrechtlich relevante Betrag in Münchner Justizkreisen nur noch auf rund 800.000 Euro geschätzt. Die Höhe ist deshalb entscheidend, weil der Bundesgerichtshof 2008 festgelegt hat, dass ab einem Steuerschaden von einer Million Euro in der Regel eine Haftstrafe ohne Bewährung folgen muss.
- Was droht Hoeneß?
Bei Steuerhinterziehung kann eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verhängt werden. Manche Steuerexperten und Juristen, die den Fall beobachten, gehen davon aus, dass Hoeneß mit einer Bewährungsstrafe davonkommen wird. Doch es gibt auch andere Stimmen. So sagt etwa Thomas Eigenthaler, der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft: "Nach allem, was man hört, haben wir es mit einem Fall schwerer Steuerhinterziehung zu tun, und dort gilt als Mindestfreiheitsstrafe ein halbes Jahr."
- Wie viele Verhandlungstage sind angesetzt?
Insgesamt sind vier Verhandlungstage vorgesehen, Hoeneß muss zu allen Terminen erscheinen. Richter Heindl hat vier Zeugen geladen, allesamt Steuerfachleute. Unter ihnen ist auch der ehemalige Steuerfahnder, der Hoeneß bei seiner Selbstanzeige beraten haben soll. Laut "Bild am Sonntag" soll einer der Zeugen ein Stuttgarter Finanzbeamter sein, den ein "Stern"-Reporter im Januar 2013 angerufen und nach einem Schweizer Bankkonto gefragt habe. Der Name Hoeneß soll dabei nicht gefallen sein.
- Wie groß ist das Medieninteresse?
Riesig. 454 Medienvertreter wollten sich für den Prozess akkreditieren. Allerdings gibt es nur 49 Presseplätze, die nach dem Windhundprinzip verteilt wurden. Die Journalisten, die sich am schnellsten um einen Platz bemühten, bekamen ihn auch - in 27 Sekunden waren alle Akkreditierungen vergeben.