Wut-Mail Ehefrau attackiert Berlusconi
Rom - Dass es mit den bilateralen Beziehungen zwischen ihrem Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und seiner Ehefrau Veronica Lario nicht zum besten steht, wissen die Italiener.
Das prominente Paar, seit Dezember 1990 verheiratet, trägt seine Streitigkeiten gern mal öffentlich aus.
Die in Bologna geborene Schauspielerin ist die zweite Frau Berlusconis. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder: Barbara, 25, Eleonora, 23, und Luigi, 21. Mehrfach hat sich Veronica Lario in der Vergangenheit von den politischen Positionen ihres Mannes distanziert.
Jetzt ist es wieder soweit. In einer E-Mail an die italienische Nachrichtenagentur Ansa machte Veronica Lario ihrem Ärger Luft: Berlusconis Kandidatinnen für die im Juni anstehenden Europawahlen seien nichts weiter als "schamlose Luder im Dienst der Macht", empört sich die 52-Jährige der Tageszeitung "Repubblica" zufolge.
Es ist kein Geheimnis, dass der italienische Ministerpräsident ein Faible für gutaussehende Frauen hat, von denen er einige in den Schoß der rechten Regierungspartei "Volk der Freiheit" (PDL)geholt hat. "Ich will klarstellen, dass meine Kinder und ich Opfer und nicht Komplizen dieser Situation sind", stellte Lario jetzt klar. "Wir müssen sie ertragen und leiden darunter."
Der italienische Premier hatte wenige Tage zuvor eine ehemalige TV-Ansagerin, eine Fernsehschauspielerin und eine Sängerin als Kandidatinnen PDL vorgeschlagen.
"Die Anwesenheit hübscher Frauen in der Politik ist weder ein Nachteil noch ein Vorteil", erklärte Lario in ihrer E-Mail. Allerdings würde ihr Mann mit seiner "Frechheit" und "mangelnder Zurückhaltung" die Glaubwürdigkeit von Frauen untergraben. Laut Zeitungsberichten haben einige der PDL-Kandidatinnen für die Europawahl im Juni keinerlei politische Erfahrung.
Lario stimmte dem Urteil der Presse zu, dass es sich bei der Nominierung lediglich um "einen weiteren Spaß für den Kaiser" handle. Berlusconi wies bei einem Besuch in Warschau die Berichte über die Kandidatenaufstellung als Kampagne der linken Presse zurück. Er bedauere, dass "sogar seine Frau" dieser aufgesessen sei.
Ziel seiner Partei sei es, die Politik durch die Präsenz "kultivierter Kandidaten" zu verändern. "Wir wollen die politische Klasse erneuern mit gebildeten und gut vorbereiteten Leuten, die nicht übel riechen oder schlecht gekleidet sind wie einige Mitglieder gewisser anderer Parteien, die im Parlament vertreten sind."
"Wenn eine Person einen oder zwei Universitätsabschlüsse hat und zwei bis drei Sprachen spricht, sollte ihr nicht der Zugang zur Politik versperrt bleiben, nur weil sie im Fernsehen, in den Medien oder im Theater gearbeitet hat", erklärte der Premier.
Für Zündstoff zwischen dem Ehepaar Berlusconi dürften auch Berichte gesorgt haben, wonach sich der 72-Jährige Sonntagnacht in einer Discothek in Neapel auf der Geburtstagsparty einer 18-Jährigen amüsierte habe.
"Was soll ich wohl darüber denken?", kommentiert Veronica Lario dies in der "Repubblica" scharf. "Die Sache hat mich sehr überrascht, weil er zu keinem der 18. Geburtstage seiner Kinder gekommen ist - obwohl er eingeladen war."
Das Geburtstagskind Noemi L. sagte später im Interview mit der "Repubblica", Berlusconi sei "ein Freund der Familie" und habe sie so gern "wie eine Tochter". Der Premier sei "ein Mythos", einfach jedermann müsse ihn mögen.
Einen öffentlichen Ehekrach hatte sich Berlusconi bereits im Januar 2007 mit einem scherzhaft ausgesprochenen Heiratsantrag an seine Parteikollegin Carfagna eingehandelt.
Mara Carfagna hatte mit aufreizenden Aktfotos in mehreren Magazinen für Furore gesorgt. Im Jahr 2004 stieg die Juristin in die Politik ein und wurde Koordinatorin für die Frauenbewegung der Partei Forza Italia in Kampanien. Zwei Jahre später wurde sie in die Abgeordnetenkammer gewählt, 2008 zur Ministerin für Gleichberechtigung der Regierung Berlusconi ernannt.
Ausgerechnet Carfagna säuselte Berlusconi anlässlich der Verleihung eines Fernsehpreises ins Ohr: "Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich Sie jetzt auf der Stelle heiraten."
Berlusconis Ehefrau war not amused und schrieb einen offenen Brief an die römische Tageszeitung "La Repubblica". Berlusconi reagierte scheinbar reumütig mit einer ebenfalls über die Medien vermittelten wortreichen Entschuldigung.