Fotostrecke

Lagerfeld vs. Galliano: Zoff der Modemacher

Foto: PATRICK KOVARIK/ AFP

Zoff in der Modebranche Lagerfeld watscht Galliano ab

Karl Lagerfeld spricht gerne mal Klartext, doch besonders echauffierte sich der Stardesigner nun über seinen Kollegen John Galliano. Dessen Skandal habe ein "schreckliches Bild" der Branche vermittelt, wettert der deutsche Modezar.

John Galliano

Karl Lagerfeld

Hamburg - Als ob er wegen seiner mutmaßlichen antisemitischen Pöbeleien nicht genug Ärger am Hals hätte: Nun muss auch noch heftige Kritik von einstecken. "Es kommt jetzt schon gar nicht mehr darauf an, was er tatsächlich gesagt hat", sagte Lagerfeld laut der US-Zeitschrift "Women's Wear Daily".

Galliano vermittele "ein schreckliches Bild" der Branche. Die Pöbeleien seien "um die ganze Welt" gegangen, und alle müssten nun denken, "dass Modemacher und die gesamte Modebranche so sind", so Lagerfeld.

Bisher hatten sich andere Designer mit Äußerungen über Galliano zurückgehalten. Doch Lagerfeld hat nun offenbar genug: "Ich bin wütend, wenn Sie es wissen wollen, wütend, dass das passieren konnte." In der Geschäftswelt müsse eine Person von öffentlichem Interesse aufpassen, was sie sage, "zumal in Zeiten des Internets", sagte Lagerfeld. "Man kann nicht betrunken auf der Straße rumlaufen, es gibt Dinge, die kann man einfach nicht machen."

Galliano muss sich wegen rassistischer Beleidigung vor einem französischen Strafgericht verantworten, nachdem er in seiner Stammbar herumgepöbelt und ein Paar beleidigt hatte. Das Paar hatte Galliano angezeigt und wirft ihm vor, auch judenfeindliche Bemerkungen gemacht zu haben. Der Vorfall ereignete sich in der vergangenen Woche im Pariser Szeneviertel Marais. Die Polizei nahm Galliano vorübergehend mit auf die Wache und stellte fest, dass er 1,1 Promille Alkohol im Blut hatte.

Der Stardesigner entschuldigte sich für sein möglicherweise als grob empfundenes Verhalten, betont aber weiterhin, er habe nichts Rassistisches gesagt. "Antisemitismus und Rassismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz", so der Modemacher. Er habe sein Leben lang "gegen Vorurteile, Intoleranz und Diskriminierung" gekämpft, zumal er selbst davon betroffen gewesen sei.

Kurz nach dem ersten Vorfall hatte allerdings ein weiteres Opfer antisemitische Beleidigungen Gallianos gemeldet und ebenfalls Anzeige erstattet. Zudem veröffentlichte die britische Zeitung "The Sun" ein Video, das den Designer bei einer antisemitischen Tirade in einem Pariser Bistro zeigen soll. In dem Video sagt ein Mann mit Gallianos Zügen unter anderem: "Ich liebe Hitler."

Das französische Modehaus Dior kündigte an, seinen Stardesigner zu feuern. Bei den Pariser Prêt-à-porter-Schauen wird die von Galliano entworfene Kollektion an diesem Freitag präsentiert. Das für Sonntag geplante Défilé der Marke des Designers, "John Galliano", wurde dagegen abgesagt.

hut/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren