Journalisten in der Politik Linke gegen Drehtür
Der Vorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, fordert eine Abkühlungsphase für Journalistinnen und Journalisten, die prominente Posten in der Regierung übernehmen. Hintergrund ist der Wechsel des ARD-Reporters Michael Stempfle an die Spitze des Stabs Informationsarbeit des Verteidigungsministeriums. Kurz vor Bekanntwerden der Personalie hatte Stempfle für tagesschau.de einen positiven Artikel über seinen künftigen Chef, SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius, verfasst (»Ein Vollblutpolitiker, der anpackt«). Linkenchef Schirdewan sieht darin einen »klassischen Interessenkonflikt«. Es gehe nicht, »dass man eben noch als unabhängiger Journalist ein Loblied auf einen Politiker singt, welches einem Bewerbungsschreiben gleicht, und wenige Tage später als Sprecher ebendieses Politikers in dessen Ministerium wechselt«. Vor solchen Seitenwechseln müssten Journalisten eine »Abkühlungsphase« einhalten, um den »Verdacht eines Drehtür-Effekts« zu vermeiden. Der Vorgang habe »mehr als ein Geschmäckle« und beschädige »den Ruf unabhängiger Berichterstattung«. Stempfle dagegen bestritt jeden Interessenkonflikt und betonte, dass die Gespräche über seinen Wechsel erst nach Erscheinen des Artikels stattgefunden hätten.