Fall Lisa-Maria Kellermayr Staatsanwaltschaft kann Berliner Hassmail-Schreiber nicht identifizieren

Eine österreichische Ärztin nahm sich im Sommer das Leben, zuvor hatte sie Drohungen von Coronaleugnern erhalten. Nun gab die Staatsanwaltschaft bekannt: Ein Verfahren gegen zwei Tatverdächtige wird eingestellt.
Kerzen in Gedenken an Lisa-Maria Kellermayr vor dem Landesgericht und der Staatsanwaltschaft Wels

Kerzen in Gedenken an Lisa-Maria Kellermayr vor dem Landesgericht und der Staatsanwaltschaft Wels

Foto: Verena Leiss / dpa

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren wegen Hassmails an die österreichische Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr eingestellt. Das teilte die Behörde am Freitagnachmittag  mit. Es sei trotz mehrere Monate dauernder Ermittlungen nicht gelungen, die beiden Berliner zu identifizieren.

Der Fall wurde im August 2022 von der Staatsanwaltschaft im österreichischen Wels übernommen, ermittelt wurde wegen des Verdachts der Bedrohung. Zu den Hauptanhaltspunkten gehörten laut Pressesprecher die verwendeten E-Mail-Adressen. Diese seien jedoch über das Darknet eingerichtet worden, sodass keine Verifizierung stattgefunden habe. Auch den Erkenntnissen einer Hinweisgeberin sei man nachgegangen.

»Möglichkeiten, den tatsächlichen Verwender der Personalien zu ermitteln, bestehen nicht«

Der Verfasser mehrerer Drohmails unterschrieb seine Nachrichten stets mit »Claas« – nach der Person hinter dem Pseudonym suchte bislang die Berliner Staatsanwaltschaft. Doch der Erfolg blieb aus: Einer der beiden Tatverdächtigen sei »offensichtlich in Berlin schon gar nicht gemeldet«, bei dem anderen habe »zunächst eine Verwechslung mit einem anderen Berliner gleichen Namens« vorgelegen. Später habe er gegenüber der Hinweisgeberin bestritten, die Mails abgesandt zu haben. »Möglichkeiten, den tatsächlichen Verwender der Personalien zu ermitteln, bestehen nicht«, erklärte die Behörde.

Lisa-Maria Kellermayr war im Juli tot in ihrer Praxis in Oberösterreich aufgefunden worden. Eine Obduktion bestätigte später, dass sie Suizid begangen hatte. Die Medizinerin hatte sich stark für Coronaimpfungen engagiert und unter anderem bei Twitter von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen berichtet – und schließlich unter Berufung darauf ihre Praxis geschlossen. Sie begründete die Entscheidung damit, ihren Mitarbeitern keine Perspektive bieten zu können, »unter normalen Umständen« zu arbeiten.

Bereits kurz nach dem Suizid der Ärztin war in Oberbayern die Wohnung eines Mannes im Landkreis Starnberg durchsucht worden. Dem 59-Jährigen werde Bedrohung und Nachstellung Kellermayrs vorgeworfen, berichtete die Generalstaatsanwaltschaft München anschließend. Es seien unter anderem Datenträger sichergestellt worden, die nun ausgewertet werden müssten. Der Mann habe sich kooperativ gezeigt.

Er soll sich im Internet und in sozialen Netzwerken zu Kellermayr geäußert haben. Eine seiner auch bei Twitter verbreiteten Äußerungen lautete demnach: »Wir beobachten Sie, und wir werden solche Kreaturen vor die in Zukunft einzurichtenden Volkstribunale bringen.«

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swe/dpa/afp
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