Braunkohleort in NRW »Die beiden, die da unten sitzen, sind nach eigenen Angaben wohlauf«

Die Polizei will Lützerath auch an diesem Sonntag räumen. Probleme bereiten vor allem zwei Klimaaktivisten, die sich in einem Tunnelsystem verschanzt haben.
Polizeikräfte in Erkelenz am Sonntagmorgen, in der Stadt liegt der Weiler Lützerath

Polizeikräfte in Erkelenz am Sonntagmorgen, in der Stadt liegt der Weiler Lützerath

Foto: Sascha Thelen / dpa

Nach der Demonstration mit laut Veranstalter Zehntausenden Menschen und Zusammenstößen zwischen Aktivistinnen und Aktivisten und der Polizei bei Lützerath soll die Räumung des Braunkohleorts am Sonntag fortgesetzt werden.

Auf dem seit Mittwoch abgeriegelten Dorfgelände halten sich nach Polizeiangaben weiterhin Klimaaktivisten auf, etwa in Baumhäusern. Zwei Aktivisten harrten außerdem weiter in einem Tunnel unter einem Gebäude aus. Wie viele Aktivistinnen und Aktivisten noch auf dem Gelände sind, ist nicht bekannt.

Der Energiekonzern RWE hatte am Samstag von Vorbereitungen gesprochen, um die beiden Aktivisten aus dem Tunnelsystem in etwa vier Metern Tiefe herauszuholen. Die Polizei hatte den Tunneleinsatz als »Rettung« deklariert und die Verantwortung dafür an RWE und das Technische Hilfswerk (THW) abgegeben.

»Es wird an einem Rettungskonzept gearbeitet«, sagte ein RWE-Sprecher. »Die beiden, die da unten sitzen, sind nach eigenen Angaben wohlauf.« Sie hätten etwa keine Probleme mit Frischluft. Das hatten die Aktivisten zuvor bereits selbst erklärt, gefährlich würde es nur bei »unbedachtem polizeilichen Handeln«, hieß es.

Tausende demonstrieren gegen Abriss der Siedlung

Das Dorf Lützerath, ein Ortsteil von Erkelenz westlich von Köln, ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die wenigen Gebäude der Siedlung werden abgerissen, um es RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Braunkohle abzubaggern.

DER SPIEGEL

Im Nachbarort Keyenberg demonstrierten am Samstag laut Veranstalter 35.000 Menschen, die Polizei sprach von 15.000 Teilnehmern. Hauptrednerin war die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. »Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende«, sagte sie.

Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei auf beiden Seiten Menschen verletzt. Die Frage, wie viele Menschen verletzt worden seien, konnte die Polizei am Sonntagmorgen noch nicht beantworten, da »brauchen wir noch«, so ein Sprecher.

Das Aktionsbündnis »Lützerath bleibt« berichtete auf Twitter seinerseits von »zahlreichen Schwerverletzten«, eine Person soll laut dem Bündnis lebensgefährlich verletzt worden sein.

Laut Polizei hatten rund 10.000 Menschen an der angemeldeten Demonstration teilgenommen. »Circa 5000 weitere Personen, die sich nicht an der angezeigten Versammlung beteiligt hatten, gingen direkt zur Abbruchkante von Keyenberg in Richtung Lützerath«, heißt es in einem Polizeibericht . Dort sei es dann zur Konfrontation zwischen »Störern« und Polizeikräften gekommen.

Am Samstagabend hatten laut Polizei größtenteils vermummte »Störer« versucht, auf das abgesperrte Dorfgelände zu gelangen. Um sie abzuwehren, setzte die Polizei Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Ob es Festnahmen gab, teilte sie zunächst nicht mit.

hba/dpa
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