Luftraum gesperrt Terroralarm in Den Haag

Großalarm in den Niederlanden: Eine Anti-Terror-Einheit hat in Den Haag ein Stadtviertel abgeriegelt. Der Luftraum ist gesperrt, Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Noch immer halten sich Verdächtige in einem Haus verschanzt. Mindestens ein Mann wurde festgenommen. Drei Beamte wurden bei der Explosion einer Handgranate verletzt.

Den Haag - Der Einsatz in einem Gebäude in Den Haag sei noch nicht abgeschlossen, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Seit 2.45 Uhr seien Dutzende mit kugelsicheren Westen ausgestattete Beamte im Laak-Viertel im Einsatz. Das Stadtviertel im Zentrum von Den Haag wird vor allem von Ausländern bewohnt. Sicherheitskräfte riegelten das Gebiet um das Gebäude ab und evakuierten die angrenzenden Häuser. Die Anwohner wurden in einer in der Nähe liegenden Hochschule untergebracht.

Die Personalien der Anwohner würden streng kontrolliert, berichtet der niederländische Sender "Radio 1". Unter Berufung auf Augenzeugen berichtet der Sender weiter, in einem nahe gelegenen Krankenhaus würden Betten auf der Intensivstation bereitgestellt. Möglicherweise deute das auf eine baldige Erstürmung des Hauses hin. Gleichzeitig heißt es aber unter Berufung auf Polizeikräfte, die Anti-Terror-Aktion werde noch bis morgen andauern.

Am Morgen war ein asiatisch aussehender Mann aus dem Haus festgenommen worden. Die schwerbewaffneten Einsatzkräfte führten den lediglich mit einer Unterhose bekleideten Verdächtigen ab. Ob es zu weiteren Verhaftungen kam, ist im Moment noch unklar. Nach Fernsehberichten halten sich noch mehrere Personen in dem umstellten Haus auf. Der Luftraum über der niederländischen Stadt wurde gesperrt, bestätigte ein Polizeisprecher.

Drei Beamte wurden am Morgen bei der Explosion einer Handgranate verwundet. Die Verletzungen seien zwar nicht lebensgefährlich. Zwei Polizisten würden aber noch im Krankenhaus behandelt. Sie erlitten schwere Verletzungen an Beinen und Bauch. Der dritte Mann wurde nach einer Untersuchung aus der Klinik entlassen. Es seien auch Schüsse gefallen, erklärte Justizsprecher Han Moraal auf einer Pressekonferenz am Vormittag.

Anwohner sagen, dass ein Sprengsatz vermutlich an einer Tür befestigt war, berichtet der niederländische Nachrichtensender "Nos" auf seiner Webseite. Die Explosion habe sich ereignet, als die Einsatzkräfte die Tür aufbrachen. Die Anwohner vermuteten, dass auch die Polizei eine Granate abgefeuert habe, heißt es in der Meldung. Auf jeden Fall habe es mehrere Explosionen geben.

Laut Augenzeugen-Berichten versuchen Unterhändler derzeit, die Unbekannten zur Aufgabe zu bewegen. Die Umzingelten hätten daraufhin Drohungen ausgestoßen. Den Berichten zufolge haben die Verdächtigen einen starken Akzent.

In der vergangenen Woche war der Filmemacher Theo van Gogh in Amsterdam von einem militanten Islamisten getötet worden. Seither kam es zu mehreren Anschlägen auf muslimische Einrichtungen. In der Nacht brannte eine Koranschule in Uden vollständig nieder. Auf einer Wand hinterließen die Täter den Schriftzug "Theo, ruhe in Frieden". Van Gogh war gestern beigesetzt worden.

Bürgermeister Wim Deetman erklärte, dass im weiteren Verlauf die Sicherheit aller Beteiligten im Vordergrund stehe - "auch die der Verdächtigen". Ob es einen Zusammenhang zwischen der Ermordung Van Goghs und dem heutigen Polizeieinsatz gibt, sagte Deetman nicht.

Königin Beatrix hat unterdessen angesichts der Ereignisse ihre Betroffenheit zum Ausdruck gebracht. Sie rief zu Toleranz auf und zu einem friedlichen Miteinander - unabhängig von der Religion.

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