

Laut einem Bericht von Amnesty International nimmt die Gewalt gegen Albinos im südostafrikanischen Malawi zu. Seit November 2014 sind laut der Hilfsorganisation mindestens 18 Menschen getötet worden, die eine Pigmentstörung haben. Der Amnesty-Direktor für das südliche Afrika, Deprose Muchena, sprach von einer "noch nie dagewesenen Welle von brutalen Übergriffen". Zugleich bleibe die Polizei oftmals untätig.
Amnesty zufolge ist davon auszugehen, dass die wahre Opferzahl höher liegt. Fünf Menschen werden demnach vermisst, zudem würden viele Verbrechen in ländlichen Regionen nicht gemeldet.
Einem Aberglauben in Malawi zufolge sollen Körperteile von Menschen mit Albinismus Glück und Wohlstand bringen. Mehrere Hundert Dollar bringt ein einzelnes Körperteil. "Der makabere Handel wird noch angetrieben von dem Glauben, dass die Knochen von Menschen mit Albinismus Gold enthalten", schreibt Amnesty in seinem Bericht.
Laut der Nachrichtenagentur DPA würden selbsternannte Medizinmänner, trotz Verbotes, die Körperteile von Menschen mit auffälligem Pigmentmangel für Rituale verwenden.
Erst im Februar musste die Polizei die 26-jährige Edna Cedrick auf die Wache holen, um ihren Sohn zu identifizieren. Der Neunjährige war in der Nacht seiner Mutter entrissen und dann entführt worden. Seinen Kopf hatten die Mörder später abgeschnitten. Nun fürchtet die Mutter um das Leben seines Zwillingsbruders.
In dem Bericht zitiert Amnesty einen 37-jährigen Albino: "Menschen sagen mir ins Gesicht, dass sie mich verkaufen wollen", berichtet der Mann. "Einmal sagte mir jemand, dass ich sechs Millionen Malawi-Kwacha (rund 7500 Euro) wert sei."
Amnesty fordert von der malawischen Regierung "konkrete Maßnahmen" zum Schutz der Minderheit.
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Die Zwillingssöhne der 26-jährigen Edna Cedrick wurden mit Albinismus geboren. Im Februar 2016 entführten Unbekannte einen der Neunjährigen, ermordeten ihn und trennten seinen Kopf ab. Das Bild zeigt sie im Mai mit dem überlebenden Jungen. In Malawi wird mit den Körperteilen von Albinos gehandelt.
Razik Jaffalie ist Vater zweier Söhne. Der dreijährige Cassim ist an Albinismus erkrankt. Um ihn zu schützen, hat Jaffalie seine Arbeit als Fahrer eines Fahrrad-Taxis aufgegeben. Laut Amnesty International sind seit November 2014 mindestens 18 Menschen im afrikanischen Malawi ermordet worden.
Edna Cedrick und ihr überlebender Sohn. Den neunjährigen Zwillingsbruder entrissen Entführer im Februar seiner Mutter und schlugen ihr dabei mit einer Machete ins Gesicht.
Der dreijährige Cassim Jaffalie mit seinen Freunden vor dem Heim der Familie. Körperteile von Albinos werden in Malawi für mehrere Hundert Euro gehandelt. Die Körperteile werden als Glücksbringer verehrt und von selbsternannten Medizinmännern für Rituale benutzt.