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Mann in Mexiko: Ein Leben im Käfer

Foto: DANIEL BECERRIL/ REUTERS

Leben im VW Käfer Don Oscars Wohnwagen

Der Rücksitz dient als Bett, der Kofferraum als Schrank: Oscar Almaguer lebt seit zehn Jahren in seinem VW Käfer. Ein Fotograf hat den Alltag des 83-Jährigen dokumentiert. Die Bilder zeigen einen Mann, der einst aus Not in sein Auto zog - und es nun nicht mehr verlassen möchte.

Monterrey - Als seine Frau ihn verließ, blieb Oscar Almaguer aus Mexiko kaum etwas. Er hatte kein Geld für eine Wohnung, nur einen alten VW Käfer, Baujahr 1967. Damals, nach der Scheidung vor zehn Jahren, blieb ihm keine Wahl: Almaguer, genannt Don Oscar, zog in das Auto ein. Dort wohnt er bis heute.

Der Fotograf Daniel Becerril hat den 83-Jährigen begleitet. Entstanden ist eine Fotoreportage, die "das ganze Spektrum der Komplexität des Lebens zeigt", wie Becerril schreibt . Der Fotograf hatte es nicht einfach, das Vertrauen des alten Mannes zu gewinnen. "Er mag Menschen nicht besonders und spricht mit anderen nur, wenn sie ihm Essen oder Geld geben", so Becerril.

Almaguers gesamte Besitztümer passen in das Auto. Wo einst der Beifahrersitz war, ist heute Stauraum. Auf der Rückbank wird geschlafen, Besteck und Becher sind unter dem Dach verstaut.

Der Wagen ist laut Becerril in einem bedauernswerten Zustand. Es gibt nur noch wenige Originalteile. Räder, Motor und Sitze stammen aus anderen VW-Modellen. Der Schalthebel ist ein Plastikrohr. Um das Auto zu starten, schließt Almaguer zwei Drähte kurz.

Aber noch immer fährt der Käfer, wenn auch nicht weit. Laut Becerril bewegt Almaguer das Auto nur, um zwischen Autowerkstatt, Kirche und Suppenküche zu pendeln. Für viel mehr ist mit einer Rente von 153 Dollar kein Geld da. Manchmal macht der 83-Jährige einen Zwischenstopp bei seiner Tochter, duscht und guckt fern.

Das Angebot, zu ihr zu ziehen, lehnt Almaguer ab. "Für mich ist es schwierig nachzuvollziehen, aber ich vermute, dass er sein Auto als privaten Rückzugsort liebgewonnen hat, den er dem Leben mit einer anderen Person vorzieht", sagt Fotograf Becerril. Auch deshalb hat Almaguer bislang potentielle Käufer immer ignoriert.

ulz
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