Was uns 10.000 Studien über die Vor- und Nachteile von Gras verraten

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick.
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Dieser Beitrag wurde am 23.01.2017 auf bento.de veröffentlicht.

Gras ist schlecht für dich. Gras ist gut für dich. Für beide Aussagen liefern medizinische Studien Argumente. Forscher der "National Academies of Sciences, Engineering and Medicine" haben nun alle Vor- und Nachteile von Marihuana dokumentiert – und dafür mehr als 10.000 Studien aus den vergangenen 18 Jahren zusammengefasst.

In dem Bericht  halten sie fest, auf welche Punkte sich die Forscher einigen konnten. Insgesamt führen die Wissenschaftler 100 Vor- und Nachteile des Gras-Konsums auf.

Wir haben die wichtigsten Fakten aufgelistet – und geschaut, wie gut sie belegt sind:

1. Marihuana hilft Schmerzpatienten

Gut belegt

  • Chronisch Kranke werden in einigen Ländern mit Cannabis therapiert, auch in Deutschland wurde der Zugang gerade gelockert (bento).
  • Patienten berichten von einer deutlichen Reduktion ihrer Schmerzen, Krebskranken wird bei der Chemotherapie seltener schlecht.
2. Marihuana erhöht nicht das Krebsrisiko

Gut belegt

  • Menschen, die Zigaretten rauchen, bekommen leichter Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs. Die meisten Studien legen nahe, dass das beim Rauch von Cannabis hingegen nicht der Fall ist.
3. Marihuana schadet offenbar langfristig nicht deiner Intelligenz

Mittelmäßig gut belegt

  • Konsumenten haben weder in der Schule oder an der Uni noch im Job mehr Probleme als Menschen, die nicht rauchen.
  • Für ein eingeschränktes Erinnerungsvermögen bei Langzeitkonsumenten gebe es nur in begrenztem Ausmaß Beweise.
4. Marihuana ist keine Einstiegsdroge

Mittelmäßig gut belegt

  • Es gebe nur in begrenztem Ausmaß Beweise dafür, dass Cannabis Lust auf andere Drogen wie Alkohol oder Tabletten mache.
5. Marihuana hilft vielleicht bei Schlafstörungen und HIV-Patienten

Schlecht belegt

Gleich bei mehreren psychischen Störungen soll Marihuana beruhigen:

  • Marihuana soll "effektiv" gegen Schlafstörungen sein.
  • Menschen mit Tourette-Syndrom und Post-traumatischer Belastungsstörung (PTSD) beruhigt der Konsum.
  • HIV-Erkranken nimmt Marihuana die Appetitlosigkeit.
1. Marihuana führt zu mehr Unfällen

Gut belegt

  • Wer raucht und dann Auto fährt, baut mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Unfall.
2. Marihuana ist schlecht für die Atemwege

Gut belegt

  • Gras kann zu Bronchitis und anderen Erkrankungen der Atemwege führen.
3. Marihuana ist schlecht fürs Herz

Mittelmäßig gut belegt

  • Vielleicht führt der Cannabis-Konsum zu einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko – ganz sicher sind sich die Forscher aber nicht.
4. Marihuana kann psychische Störungen verursachen

Mittelmäßig gut belegt

  • Höchstwahrscheinlich erhöhe der Konsum die Gefahr, an Schizophrenie, sozialen Störungen, Depressionen oder anderen Psychosen zu erkranken.
5. Marihuana erhöht die Suizidgefahr
  • Wer häufig kifft, entwickelt häufiger Suizidgedanken.
6. Marihuana kann dich (kurzzeitig) dumm machen

Schlecht belegt

  • Lernfähigkeit, Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen sind unmittelbar nach dem Cannabis-Konsum eingeschränkt.

Wie die Marihuana-Studie durchgeführt wurde

Die Wissenschaftler haben sich mehr als 10.000 medizinische Studien ab 1999 angesehen und die Ergebnisse zusammengefasst. Sie betonen, dass sich so Aussagen über die Wirkung von Cannabinoiden treffen lassen – aber gleichzeitig vieles nur vage erforscht bleibt.

Da Marihuana in vielen Staaten verboten ist, sind nicht alle untersuchten Studien gleich aussagekräftig – bisweilen wurden relativ wenig Menschen befragt. Das größte Risiko der Droge sei daher: Man weiß noch nicht genug über Marihuana.

Auf einen Blick:

Marihuana ist weniger schädlich als andere Drogen, aber dennoch gefährlich. Vor allem Schmerzpatienten kann es helfen, die Droge kann allerdings auch psychische Schäden verursachen.

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