DFB antwortet auf Özil, will von Rassismus nichts wissen

Die vier wichtigsten Zitate aus dem Statement
Foto: dpa/Christian Charisius

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2018 auf bento.de veröffentlicht.

Mesut Özil ist als Nationalspieler zurückgetreten – und wirft dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Rassismus vor. Im Rückblick auf die Kontroverse rund um sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan attestierte Özil deutschen Medien "rechte Propaganda", der DFB habe ihn gleichzeitig nicht ausreichend geschützt. (bento)

Vor allem DFB-Präsident Reinhard Grindel ging Özil an:

Für Grindel bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber Einwanderer, wenn wir verlieren.

Mesut Özil

Nun hat sich der DFB offiziell zu den Anschuldigungen geäußert – und die Rassismus-Vorwürfe "in aller Deutlichkeit" zurückgewiesen. 

Gleichzeitig sei man Özil für seine Leistungen in der Nationalmannschaft aber sehr dankbar. Die wichtigsten Zitate aus dem DFB-Statement:

92 Mal hat Mesut Özil für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Er hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt, auf und gerade auch neben dem Platz.

Soll heißen: Özil war ein wichtiger Pfeiler des Teams, selbst, wenn er nicht spielte. Der DFB meint, er hatte "entscheidenden Anteil" am WM-Erfolg von 2014. Für seine Leistungen "im Trikot" seien sie ihm dankbar.

Vielfalt ist eine Stärke, nicht nur im Fußball. Deswegen hat unsere Integrationsarbeit auf allen Ebenen eine zentrale Bedeutung.

Soll heißen: Die Vorwürfe von Özil will der DFB nicht gelten lassen. Spielerinnen und Spieler mit Migrationshintergrund hätten eine gute Chance auf Aufstieg und würden gefördert. Dass sich Özil "als Ziel rassistischer Parolen" nicht ausreichend geschützt fühlte, bedauere man.

Im DFB gewinnen und verlieren wir zusammen, alle, als ein Team.

Soll heißen: Der DFB fühlt sich von Özil verraten. Von ihm hätten sie sich ein Bekenntnis zu den deutschen Grundwerten gewünscht, die Fotos mit Erdogan hätte er besser erklären sollen. Immerhin meint der DFB "selbstkritisch", auch einen Beitrag zur Misskommunikation geleistet zu haben.

Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller Deutlichkeit zurück.

Soll heißen: Eine weitere Selbstkritik will der Verband nicht zulassen, an ein – von vielen geforderten – Rücktritt Grindels ist auch nicht zu denken. Stattdessen gibt es Eigenlob: Der DFB engagiere sich seit vielen Jahren für die Integrationsarbeit, verleihe Integrationspreise und habe Zehntausende Flüchtlinge "in die Fußballfamilie integriert".

Der DFB-Vizepräsident Rainer Koch schreibt auf Facebook, er bedauere den Rücktritt Mesut Özils aus der deutschen Nationalmannschaft und weise Rassismus-Vorwürfe gegen den Verband zurück. Es seien Fehler auf allen Seiten gemacht worden. Persönlich möchte er sagen:

"Mesut Özil ist Deutscher und deshalb selbstverständlich auch mein Mitbürger. Für Positionen, die Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund wegen ihrer Herkunft ausgrenzen, stehe ich nicht zur Verfügung."

Auch die Deutsche Fußball-Liga DFL steht dem DFB bei.

DFL-Chef Reinhard Rauball sagte in einem Statement , Özil schieße mit seinen Vorwürfen "über jedes nachvollziehbare Maß hinaus": "Dieses Thema ist zu komplex für einfache Antworten."

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