Was hier gerade aufgeblasen wird, ist nicht etwa eine Hüpfburg für einen Kindergeburtstag, es handelt sich um Attrappen – von Kriegswaffen. Der Hersteller, Inflatech, produziert über 30 verschiedene Panzermodelle, Munition und Kampfflugzeuge. Zuletzt sei die Nachfrage durch die Decke gegangen, heißt es von dem tschechischen Unternehmen. Ob dieser Anstieg mit dem Ukrainekrieg zusammenhängt, darüber will der Firmenchef nicht reden. Doch der Gedanke liegt nahe.
Ulrike Franke, European Council on Foreign Relations: »Es macht durchaus Sinn, wenn da Attrappen eingesetzt würden. Man will vielleicht suggerieren, dass man mehr Kräfte hat, als man hat. Man will, dass der Gegner seine Munition aufbraucht. Das ist ja ein großes Thema aktuell in der Ukraine, dass auf beiden Seiten zumindest manche Munition knapp wird. Und wenn der Gegner dann quasi diese Munition einsetzt, um auf Attrappen zu schießen, ist das natürlich ein Gewinn für die andere Seite.«
Der Einsatz von Waffenattrappen in Kriegen ist keinesfalls neu. Im Zweiten Weltkrieg tricksten alle Seiten auf diese Weise, aus heutiger Sicht wirkten die Versuche teilweise recht primitiv. Egal ob Kampffahrzeuge, Häuser oder sogar Tiere – es wurde alles nachgebaut, was geht.
Ulrike Franke, European Council on Foreign Relations: »Die Idee von Militärattrappen ist absolut nichts Neues. Das gibt es – ich will jetzt nicht sagen, solange es den Krieg gibt, aber doch ungefähr so! Es geht natürlich einfach darum, den Gegner zu täuschen. Und das hat verschiedene Gründe, warum man das machen will. Es kann sein, dass man einfach suggerieren will, dass man mehr Kräfte hat, als man tatsächlich hat. Vielleicht will man einen Angriff oder eine Ansammlung von Militärgerät vortäuschen, wo es keines gibt. Also um den Gegner in die Irre zu leiten. Vielleicht will man auch Angriffe auf sich ziehen, spezifisch eben, damit der Gegner ja nicht die tatsächlichen Ziele angreift oder auch damit er Munition verbraucht.«
Die echten Waffensysteme entwickeln sich ständig weiter, im Gegenzug aber auch die Fähigkeiten zum Auskundschaften und Überwachen des Gegners – ein Katz-und-Maus-Spiel. Die Firma in Tschechien hat deshalb einen besonderen Clou in ihre Panzerfälschungen eingebaut – laut Angaben des Herstellers geben sie eine Wärmesignatur ab und wirken deshalb auf entsprechenden Spezialkamerabildern noch echter.
Ulrike Franke, European Council on Foreign Relations: »Die Erfolgsquote hängt ganz stark davon ab, mit welchen Systemen eben die Aufklärung betrieben wird. Also natürlich, es gibt manche Attrappen, da denkt man, das sieht doch jeder, dass das irgendwie ein Holzpanzer oder ein aufblasbarer Panzer oder was auch immer ist. Aber es muss ja eben nur so gut sein, um das System zu verunsichern, mit dem gesucht wird. Und wenn man zum Beispiel, wenn man mit Drohnen, die Kameras tragen, ein Gebiet absucht, gerade, sagen wir mal im Wald – schwierig zu entdecken das Gebiet –, dann kann es teilweise schon reichen, wenn es eine relativ schlecht gemachte Attrappe ist, weil man eben von oben so ungefähr sieht, da ist irgendwas, könnte ein Panzer sein – bombardieren wir mal!«
Ein Vorteil der Gummipanzer – sie sind im Vergleich zu echten Kampffahrzeugen relativ leicht und einfach zu transportieren, können also in kurzen Abständen an unterschiedlichen Orten auftauchen. Tatsächlich gebe es immer wieder Berichte darüber, dass besonders Panzerattrappen auch im Ukrainekrieg eingesetzt würden. Solche Informationen zu überprüfen ist allerdings schwierig, da unabhängige Untersuchungen vor Ort derzeit nicht möglich sind. Und beide Seiten selbstverständlich über ihre Taktik schweigen.